Landkreis Oppeln/Adressbuch 1926/X-XI

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Landkreis Oppeln/Adressbuch 1926
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– X –

Städtleins Schurgast umfaßten 830 bebaute und 217 unbebaute Hufen; in ihnen wohnten 755 Bauern und eine Anzahl Gärtner. Das größte Dorf war Comprachtschütz mit 43 Hufen, das be* völkertste Sczedrzik mit 26 Besitzern. Im Bereiche dieser Sied» lungen lagen 11 'größere fürstliche Güter und Vorwerke, 20 Fischteiche, 10 Kretschame, 8 Wassermühlen,. 1 Brettmühle und ein Eisenhammerwerk (Dembio), das jährlich 24 Wagen Eisen an das Schloß Oppeln abzuliefern hatte.

14 dieser Ortschaften waren nach Oppeln eingepfarrt, die 54 anderen waren 20 Dorfpfarreien zugeteilt. Alle zusammen zinsten jährlich an die Kirche 167 Gulden, 1320 Scheffel Getreide, 31 Hühner und einen unbestimmten Garbenzehnt. Davon erhielt die Oppelner Pfarrkirche 83 Gulden, 105 Scheffel Getreide und Garbenzehnt.

An jährlichem Zins an den Fürsten -hatten die Bauern ins* gesamt auf das Oppelner Schloß zu entrichten: 897 Gulden, 1000 Scheffel Getreide, 78 Scheffel Mehl, 37 Stück Rindvieh, 10 Schöpse, 5200 Eier, 700 Hühner, über 7000 Stück Schindeln, dazu Holz, Honig und Schinken. Wasserzins, Zoll und Weide* geld waren in der Guldensumme einbegriffen. In dieser Zeit ist zum erstenmal von einem Oppelner Kreise die Rede. Im Oktober 1644, also während des 30 jähr. Krieges, wurde ein Verzeichnis der Landsassen, Stände und Städte der Fürstentümer Oppeln*Ratibor aufgestellt, die damals in 13 Kreise eingeteilt erscheinen, und zwar ist der Kreis Oppeln als erster aufgeführt. Er umfaßte damals 18 Landsassen und "Stände sowie 3 Städte. Die Einteilung ist folgende: Schloß Oppeln mit 36 Dörfern, Schloß und Städtel Proskau mit 6 Ort* Schäften, Kloster Czarnowanz mit 12 Dörfern, Städtel Schurgast mit 11 Dörfern, die 2 geistlichen Stifter Oppeln und Falkenberg mit 4 Dörfern, 1 Dorf der im Briegischen gelegenen Stadt Löwen, Herrschaft Turawa mit 2 Ortschaften, Krappitz mit 2 Dörfern, 17 Landsassen mit 21 Dörfern und die Stadt Oppeln. Die Grenzen des damaligen Kreises Oppeln gingen also über die heutigen verschiedentlich hinaus. Der 30 jährige Krieg hat viel Unglück und Verwüstung über die Ortschaften des Kreises ge« bracht, die zum Teil wiederholt durch Freund und Feind in Rauch und Flammen aufgingen.

So waren von 37 Herrschaftsdörfern des Kreises damals 10 durch den Krieg schwer heimgesucht. Goslawitz war 1643 vom Feind niedergebrannt, Gorrek zum Teil verbrannt, Groschowitz lag in Asche, desgl. Kgl. Neudorf, Sakrau, Sczepanowitz, Winau

– XI –

und Sowade, Tarnau wa"r zum Teil verbrannt; in Krascheow hatten die kursächsischen Kriegsvölker das schöne große Jäger* haus von Holz in Flammen aufgehen lassen. Die nun wüst liegen* den Stellen war teilweise mit verwildertem Gestrüpp überwachsen.

Die preußische Zeit.

Als Preußen von Schlesien Besitz ergriff, trat an die Stelle der bisherigen Kreisbehörden, der Landesältesten, die hier kein allzu großes Verwaltungsgeschäft zu erledigen hatten, der Land* rat mit einer, nach preußischen Verwaltungsgrundsätzen, umfang* reicheren Tätigkeit. Im Jahre 1742 wurde das Städchen Schurgast mit Umgegend vom Oppelner Kreise losgetrennt und dem Kreis Falkenberg einverleibt.

Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts war die deutsche Besiedlung in Oberschlesien und damit auch im Gebiet des heutigen Oppelner Kreises zum Stillstand gekommen und nur unter der Pfandherrschaft der Brandenburg*Ansbacher Mark» grafen hatte das Deutschtum vorübergehend einen Rückhalt erlangt. Erst unter der Herrschaft Friedrichs des Großen er* lebte es eine Förderung durch Gründung von 22 deutschen Kolonien, die in den Jahren 1767—1785 im weiten Waldgebiet des Oppelner Kreises errichtet wurden; zu ihnen traten in dem gleichen Zeitraum 8 mit polnisch redenden und 3 mit böhmisch sprechenden Siedlern ebendort. Bei der Neuordnung der Verwaltung von 1817 wurden die Kreisgrenzen geändert, indem 7 Rittergüter im Westen des Kreises mit den gleichnamigen Landgemeinden zum Falkenberger Kreise geschlagen wurden, während 3 Dörfer dem Groß Streh« litzer, eines dem Neustädter Kreis zugeteilt ward; zum Oppelner Kreis kam damals nur ein Dorf des Rosenberger Kreises (Kobylno). Die bis 1872 giltige ständische Kreisordnung wurde durch eine neue vom 13. Dezember 1872 ersetzt. Sie brachte eine Selbstverwaltung nach englischem Muster (Kreistag und Kreis* ausschuß) und verlegte den Schwerpunkt der Verwaltung aus der Bezirksregierung in den Kreis.

Die vorstehende Darstellung, die auf Vollständigkeit keinen Anspruch erhebt, hat den Zweck, die Einwohner des Landkreises Oppeln für die Geschichte ihrer Heimat zu gewinnen. Eine ausführliche Darstellung der Geschichte des Kreises Oppeln behalte ich mir für eine spätere Zeit vor.

Archivar Alfred Steinert, Oppeln.