Löbtau

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Hierarchie

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Sachsen > Direktionsbezirk Dresden > Dresden > Löbtau

Einleitung

Allgemeine Information

Stadtteil von Dresden

Politische Einteilung

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Geschichte

[Auszug „Löbtau – größter Vorort und eines der Zentren nach 1945“ *Dresdner Geschichtsbuch* Band 13, Seite 97 bis 102, Autor Friedrich Reichert]


Nach der Einwohnerzahl war Löbtau mit 39.000 der größte Vorort, der je durch Eingemeindung zu Dresden kam. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte die Umwandlung Dresdens zur modernen Industrie- und Geschäftsstadt im Umkreis viele der ursprünglich dörflichen Gemeinden mit noch größerem Wachstum in den Sog dieses Aufschwungs gezogen. Am rasantesten verlief diese Entwicklung in Löbtau. Aus einem Dorf mit lediglich etwa 200 Einwohnern um 1850 wurde innerhalb von vier Jahrzehnten der sechsgrößte Ort Sachsens. Das Löbtau um 1900 überflügelte in der Einwohnerzahl Städte wie Freiberg, Bautzen und Zittau.

Trotz großer Bevölkerungsdichte und bevorzugter Nutzung als Wohnort weniger Bemittelter zeichnete sich Löbtau durch eine offene Bauweise aus. Die Nähe zu den Arbeitsplätzen in Industriestandorten entlang der heutigen Freiberger Straße (auf Löbtauer Flur Nr. 97-123 und 102-134), Löbtauer Straße (49-87 und 90-104) und Tharandter Straße (1-49 und 2-96) machte Löbtau zu einem bevorzugten Wohnort. Magistrale des bevölkerungsreichen Stadtteils war und ist die Kesselsdorfer Straße (auf Löbtauer Flur Nr. 1-47 und 2-74). Nach der Zerstörung des Dresdner Stadtzentrums in der Bombennacht des 13. Februar 1945 erhielt die Kesselsdorfer Straße die Funktion eines städtischen Ersatzzentrums im Dresdner Westen. Dies ist zu Löbtau immer noch positiv in der Erinnerung der älteren und mittleren Generation der heute lebenden Dresdner gegenwärtig. Trotz eines großen Bevölkerungsschwundes (nur noch 17.000 Einwohner) und des Wegbrechens der Industriebetriebe gibt es seit 1990 große Anstrengungen, um das Ansehen des Stadtteils Löbtau mit der Magistrale Kesselsdorfer Straße aufzuwerten. Eine wichtige Rolle kommt dabei dem geschichtlichen Rückblick zu.

So veröffentlichte die seit 1994 existierende Stadtteilzeitung »Löbtauer Anzeiger« eine Vielzahl von Beiträgen zu einzelnen Bereichen der Stadtteilgeschichte.Zumeist wurde dabei auf zwei grundlegende Publikationen zur Geschichte Löbtaus zurückgegriffen. Dies sind die 1896 erschienene »Geschichte des Ortes Löbtau« von Eduard Friedrich Falland und die vier Hefte der »Heimatgeschichte von Löbtau«, die Hans Georg Willige (gest. 1940) in den Jahren von 1934 bis 1940 veröffentlichte. Beide Werke (Falland 192 Seiten, Willige 376 Seiten) basieren auf einem sehr exakten Umgang mit den Quellen. Der Löbtauer Lehrer Falland orientierte sich in der Methodik an der 1885 erschienenen Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Stadt Dresden von Ratsarchivar Otto Richter (1852-1922). Willige, Sohn eines Löbtauer Lehrers, erschloss daran anknüpfend weitere Themen der Löbtauer Heimatgeschichte. Die Arbeiten von Falland und Willige sind eine wichtige Grundlage für die folgenden Darstellungen zur Geschichte des Dorfes und über die Anfänge des Aufstiegs zu einem bedeutenden Vorort Dresdens.


Geteiltes Dorf

Löbtau kann sich mit dem Superlativ rühmen, der Stadtteil Dresdens mit der frühesten urkundlichen Ersterwähnung zu sein. In einer von König Heinrich IV. in Rochlitz am 5. November 1066 (nach heutigem Kalender 28. Oktober) in lateinischer Sprache ausgestellten Urkunde wird das Dorf Livbitvwa erwähnt. Auch benannt wurde die Lage des Ortes im Gau Nisan im Weißeritzburgward. Im Gegensatz zu Dresden in seiner Ersterwähnungsurkunde aus dem Jahre 1206 war Löbtau der Hauptgegenstand der Beurkundung. Auf Bitten dreier hoher Geistlicher, darunter des Bischofs Benno von Meißen, übertrug König Heinrich IV. dem Domkapitel Meißen in Löbtau zwei Königshufen mit allem Zubehör. Es müssen später noch weitere Erwerbungen in Löbtau erfolgt seien, denn ein 1350 angelegtes Gesamtverzeichnis zählte das gesamte Dorf zu den Besitzungen des Domkapitels.

Der Ortsname Löbtau ist slawischen Ursprungs und wurde nach heutigem Erkenntnisstand wahrscheinlich von dem Personennamen Lubota oder Lubeta abgeleitet. Beachtet werden muss die Sprechweise der ersten schriftlich überlieferten Benennungen des Ortes: »Livbitvwa' (sprich: Lübitaua) in der lateinisch abgefassten Urkunde von 1068 und »Lubtow« (sprich: Lübtau) in einer späteren Urkunde von 1350. Auf einem Plan von 1550 erschien die Eindeutschung »Liebethal«. Dagegen wehrten sich die Löbtauer mit Erfolg. Spätere Pläne verzeichneten die Benennungen »Liebeta« (1637) und »Loebta« (1759). In einer Urkunde von 1633 kam erstmals die heutige Schreibweise »Löbtau« zur Anwendung. Bereits für 1297 wurde ein ehemaliger Löbtauer mit Namen »Johannes von Luptowe< als Dresdner Bürger genannt.

Die frühesten schriftlichen Überlieferungen von Mitte des 15. Jahrhunderts verzeichnen zwölf Besitzer von Bauernhöfen im Ort. Bis um 1830 blieb diese Größe des Dorfes Löbtau mit 14 bis 16 Höfen unverändert bestehen. Neben den 16 Bauernfamilien wies im Jahre 1701 das Einwohnerverzeichnis sechs Knechte, sieben Mägde und drei Jungen als Viehknechte oder Pferdejungen aus. Noch bei den ersten Wahlen eines Gemeindevorstandes 1839 gab es im Dorf nur 16 Grundbesitzer [Ansässige] und sieben Grundbesitzlose [Unansässige]. Die Löbtauer Bauern verfügten mit reichlich Weideland auf dem Gemeindeanger beiderseits der Weißeritz über sehr günstige Bedingungen für eine erfolgreiche Rinderzucht. Mit einem Bestand von über 100 Kühen hoben sie sich von den anderen Dörfern der Umgebung ab. Das brachte dem Ort den Beinamen »Kuh-Löbte« ein. Auch das Ackerland war vorwiegend von sehr guter und guter Qualität. Die besten Felder befanden sich südlich der heutigen Kesselsdorfer Straße und westlich der Reisewitzer Straße. (Im Folgenden werden zur besseren Orientierung zumeist die heutigen Straßenbezeichnungen benutzt.) Ein Teil davon wird heute noch gärtnerisch durch den »Naturheilverein Dresden-Löbtau und Umgebung e.V.« genutzt.   Von den ehemals 25 Löbtauer Flurnamen haben sich drei in den Straßennamen „Am Lerchenberg“ (im Norden) sowie „Frankenberg“ und „Am Tälchen“ (im Süden) erhalten. Zu den Besonderheiten der Geschichte Löbtaus zählt die geteilte Unterstellung des Ortes zu zwei verschiedenen Verwaltungshoheiten. Die südlich des Dorfplatzes gelegene Hälfte Löbtaus unterstand dem landesherrlichen Amt, die nördliche dem Domkapitel zu Meißen (nach der Reformation ab 1581 dem Prokuraturamt Meißen). Um 1470 wurde diese Teilung erstmals erwähnt, die bis 1839 Bestand hatte. Bis 1809 gab es für jede Hälfte des Dorfes einen eigenen Richter. Auch auf die kirchliche Zugehörigkeit wirkte sich die Zweiteilung aus. Bis 1891 war die nördlich des Dorfbaches wohnende Bevölkerung nach Briesnitz eingepfarrt, während die südlich wohnenden Löbtauer bis 1570 vom Plauener Pfarrer betreut wurden und danach zur Annenparochie gehörten. Im Jahr 1568 kam es zu einer wichtigen Veränderung für das Dorf. Löbtauer Bauern mussten 75 Acker (etwa 42 Hektar) Land im Nordosten der Flur zum Ausbau des Kammergutes Ostra an Kurfürst August (1526-1586) verkaufen. Das führte zu der Eigentümlichkeit, dass die Dresdner Flur nun direkt an den Dorfplatz angrenzte. Später wurden auf Grund dieses ungewöhnlichen Grenzverlaufes die dem Dorf gegenüberliegenden Drescherhäuser des Kammergutes oft fälschlich Löbtau zugeordnet.

Besonderheiten in der Geschichte des Dorfes wurden auch durch die Lage am Fluss Weißeritz bewirkt. Die aus dem Osterzgebirge kommende Weißeritz ist der wichtigste Nebenfluss der Elbe im heutigen Dresdner Stadtgebiet. Die Nutzung der Wasserkraft der Weißeritz hatte zur Folge, dass Einrichtungen der Residenz auf Löbtauer Flur entstanden.

An der südöstlichen Flurgrenze zu Dresden zweigte der Weißeritzmühlgraben (1937 stillgelegt) durch die Wilsdruffer Vorstadt zur Elbe ab. Seit 1520 ließ Herzog Georg der Bärtige (1471-1539) in der Weißeritz Holz aus dem Erzgebirge und dem Tharandter Wald nach Dresden flössen. Durch den Weißeritzmühlgraben wurden die Stämme auf östliche Löbtauer Flur (etwa heutiger Ebertplatz) geleitet und dort getrocknet. 1717 veranlasste August der Starke, den Trockenplatz zum Holzhof auszubauen. Die Löbtauer Bauern mussten dafür 13 Scheffel Land abtreten.

Durch die Wasserkraft der Weißeritz und des Weißeritzmühlgrabens wurden Mühlen und andere Werke angetrieben. Auf Löbtauer Flur lagen davon (seit 1574 belegt) die Pulvermühle und der Kupferhammer (ab 1764 Kanonenbohrwerk). Die Pulvermühle befand sich südlich der heutigen Straße Am Weißeritzmühlgraben und westlich der Fabrikstraße. Der Kupferhammer ist nördlich der Straße Am Weißeritzmühlgraben zu verorten. Anfänglich verfügte die Pulvermühle über zwei Werke mit je acht Stampfen. Es kam öfters zu Explosionsunglücken, so im 17. Jahrhundert 1613, 1630, 1638 und 1689. Anfang des 18. Jahrhunderts war das Gelände der Pulvermühle aus Sicherheitsgründen mit einer Mauer umgeben und in zwei Bereiche gegliedert. Im vorderen Areal befand sich ein großer Bau mit »Logiments der Pulverarbeiter«. Zum hinteren Bereich mit der Pulvermühle und dem Munitionsgewölbe war der Zutritt für Besucher nicht gestattet. 1875 endete der Betrieb der Pulvermühle.

Ein weiterer Bereich mit einer besonderen Geschichte existierte im Süden der Löbtauer Flur mit dem späteren Gebiet der Brauerei Reisewitz. Im 16. Jahrhundert betrieb hier die Familie Moses zwei Windmühlen, die über 200 Mahlgäste aus den umliegenden Dörfern bedienten. Mit der Errichtung der Plauener Hofmühle 1589 als Wassermühle an der Weißeritz wurde den Löbtauer Windmüllern die Mahlgerechtigkeit entzogen. Es blieb aber an der Stelle der Windmühlen ein Mühlengut bestehen, das 1702 bis 1709 kurzzeitig in Besitz des Freiherrn von Reisewitz war. Doch die Bezeichnung »Reisewitz« hielt sich für das Areal bis in die Gegenwart. Schon seit dem Mittelalter führte die wichtige Verbindungsstraße zwischen Dresden und Freiberg mitten durch die Löbtauer Flur (heute als Freiberger Straße und Kesselsdorfer Straße mit dem Status der Bundesstraße B 173).

Im 16. Jahrhundert ist die Kesselsdorfer Straße namentlich als »Feybergische Straße« belegt. Um 1720 ließ August der Starke diesen wichtigen Verkehrsweg ausbauen. Löbtauer Bauern mussten Land für die Verbreiterung der Straße zur Verfügung stellen. Schon 1704 war eine steinerne Brücke zur Überquerung der Weißeritz im Zuge der Straße errichtet worden. Als Verbündeter Napoleons ließ der sächsische König Friedrich August I. (1750-1827) zwischen 1809 und 1812 alle wichtigen Landstraßen zu Heeresstraßen ausbauen. Dazu gehörte auch im Jahre 1811 die Chaussierung der heutigen Kesselsdorfer Straße. Der etwa neun Kilometer lange Abschnitt bis Kesselsdorf kostete 17.856 Taler. Um diese Kosten wieder hereinzubringen, wurde Chausseegeld erhoben. Dazu entstand 1811/12 an der Löbtauer Brücke (heute: Ecke Kesselsdorfer Straße/Tharandter Straße) ein Chausseehaus. Noch in den frühen 188oer Jahren wurden hier jährlich zwischen 18.000 und 20.000 Mark Chausseegeld eingenommen. Ende 1885 wurde die Chausseegeldeinnahme eingestellt. [weiter mit Seite 103 bis 133]

Genealogische und historische Quellen

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