Kolmar
Dieser Artikel hat noch wenig Substanz und ist eventuell nur mit einer Struktur oder mit minimalen Informationen angelegt worden, um die weitere Bearbeitung zu erleichtern. Falls jemand gesicherte Informationen ergänzen kann – nur zu!
Kolmar ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Colmar (Begriffsklärung). |
Hierarchie
Regional > Deutschland (1871-1933) > Provinz Posen > Kreis Kolmar > Kolmar
Einleitung
Allgemeine Information
Ortsname: bis 1878 Chodziesen, 1878-1920 Colmar, 1939-1945 Kolmar (Kleinstadt in der Provinz Posen, Landkreis Kolmar, Reichsgau Wartheland, Regierungsbezirk Bromberg), seit 1945 Chodzież.
- Erstnennung: Chodziez, 1409.
- Einwohner
- 1763 833 Katholiken (darunter vermutlich zur Hälfte Deutschkatholiken), 536 Protestanten und ungefähr 500 Juden
- 1799 693 Katholiken,893 Protestanten und 930 Juden
- 1811 2986 Einwohner
- 1816 633 Katholiken, 672 Protestanten und 724 Juden; 2029 Einwohner
- 1834 2884 Einwohner
- 1837. 3.000, darunter 1.000 Juden.
- 1871 3092 Einwohner
Ergebnis der Volkszählung am 1.Dezember 1890 (aus Kolmarer Kreisblatt vom 14.11.1891)
- Wohnhäuser, bewohnt: 314
- Wohnhäuser, unbewohnt: 1
- andere bewohnte Baulichkeiten,Hütten,Zelte,Schiffe u.dgl.:3
- Gewöhnliche und einzelne Haushaltungen: 725
- Anstalten: 3
- Ortsanwesende Bevölkerung:
- überhaupt: männlich: 1544 weiblich: 1713
- wohnhaft und anwesend: männlich: 1530 weiblich: 1699
- nur vorübergehend anwesend: männlich: 14 weiblich: 14
- aus der Haushaltung vorübergehend abwesend: männlich: 9 weiblich 18
- 1911. 3.500, darunter ein Drittel Juden.
- 2016. 19.000 Einwohner
Politische Einteilung
Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit
Evangelische Kirchen
- Ende des 16.Jh. erbauen sich die Evangelischen eine Kirche, die aber 1719 während der Protestantenverfolgung zerstört wird
- die kirchliche Versorgung erfolgte von dem 1635 gegründeten Gramsdorf aus, das eine Kirche und einen Pfarrer hatte
- 1.02.1774 der Grundherr Grudzinski schenkt den Protestanten Grund und Boden in der Neustadt zum Kirchbau und Bau eines Pfarrhauses
- 1775 Gründungsbeschluss der Chodziesener Evangelischen Kirchengemeinde
- 25.05.1779 rechtliche Bestätigung des Gründungsbeschlusses
- 1831 Bau der Evangelischen Kirche von Kolmar
Katholische Kirchen
- im 13. Jh. wird die erste katholische Pfarrkirche im Auftrag des polnischen Grundherrn von den Tempelrittern erbaut
- 1530 trat der polnische Grundherr Potulicki der reformierten Kirche bei, holte einen protestantischen Geistlichen in die Stadt, gab ihm die katholische Kirche und zwang viele Katholiken zum Übertritt
- diese hatten bis 1559 ihr Gottesdienste in der zweiten katholischen Kirche, der Dreifaltigkeitskirche abgehalten
- von 1559-1589 gab es keinen Katholischen Geistlichen in der Stadt
- durch die Gegenreformation wurde der Protestantismus wieder beseitigt
- 1665 erbaute man für die Deutschkatholiken, die Predigten in deutscher Sprache verlangten, ein hölzernes Gotteshaus, die "Barbara-Kirche", die 1818 durch einen Wirbelwind zerstört wurde
- die Namen folgender Geistlicher sind überliefert: 1663 Paul Lenz; 1710 Peter Oelert; 1715 Johann Reßler; 1723 Lorenz Rothemberg; 1725 Andreas Melchior; 1737 Vikar Andreas Rehbronn
- 1738 empfahl der katholische Kirchenvisitator die Verlegung der deutschen Predigten in die Dreifaltigkeitskirche
- 1754 die katholische Pfarrkirche brennt nieder
- 1798 die katholische Dreifaltigkeitskirche brennt nieder und wird nie wieder aufgebaut
Synagoge
Juden
Die Einwohnerschaft Chodziesens/Colmars bestand im 19. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem Drittel aus Juden.
- Nach der Stadt Kolmar nannte sich Gertrud Käthe Chodziesner(Pseudonym Gertrud Kolmar), * Berlin 10.12.1894, + 1943 vermutlich in Auschwitz, Tochter v. Ludwig Chodziesner und dessen Ehefrau Elise, geb. Schoenflies. Sie war Lyrikerin und Schriftstellerin.
Geschichte
- 1409 Erstnennung des Ortes als Chodziez.
- 1434 Der Grundherr Trojan von Lekno erhält von König Wladislaus Jagiello ein Privileg zur Umsetzung der Burgstätte zu einer Stadt mit Magdeburger Recht; es entsteht ein weiterer Stadtteil mit dem alten Markt und seinen Nebenstraßen, die geradlinig abgemessen wurden.
- 1649-1830 gehört das gesamte Gebiet dem polnischen Adelsgeschlecht Grudzinski
- 1708-10 die Pest wütet in Chodziesen und Umgebung, allein 1708 sterben 624 Erwachsene; 1709/10 stirbt infolge der Pest ein Drittel der katholischen Parochie aus
- 1712 liegen russische Truppen in der Stadt, dann abwechselnd preußische, sächsische, polnische und schwedische
- 1737 Gottfried Falkenhahn gründet die erste Fachapotheke der Stadt
- 1754 die deutschen Bürger gründen eine Schützengilde
- 10.10.1768 Gefecht zwischen 200 Anhängern der Konförderierten und 36 Mann des für den polnischen König kämpfenden Regiments Schack, angeblich konnte die kleine Schar den Angreifern große Verluste beibringen (100 Tote)
- 1768 die Stadt wird von den Barer Konförderierten geplündert, verwüstet und gebrandschatzt; das katholische Spital, ein Bürgerhaus und die Propsteischeune brannten ab
- 1772 die Stadt Chodziez fällt an Preußen.
- 1807-1815 Chodziez kommt zum Herzogtum Warschau.
- 1815.15. Mai. Chodziesen fällt erneut an Preußen.
- 1818. 1. Jan. Chodziesen wird Kreisstadt.
- 1852 Ludwig Schnorr und Hermann Müller, zwei Kaufleute aus Frankfurt/Oder errichten in den Überresten des abgebrannten Schlosses eine Steingutfabrik, nachdem größere Kaolin-Vorkommen in der Umgebung entdeckt wurden
- 1867.1. Juli Chosziesen Stadt und Kreis werden Bestandteil des "Norddeutschen Bundes".
Aus:Preußisches Staatshandbuch 1870:
Chodziesen, an einem See,3112 Einwohner. Landrathsamt. Kreiskasse. Kreisphysikus. Kreisthierarzt. Polizei-Distriktskommissar. Hauptsteueramt. Postexpedition. Gerichtskommission (Kreisgericht Schneidemühl). Evangelische Kirche. Superindendent. Katholische Kirche. Mittelschule.
- 1871.18. Jan. Die Stadt wird Bestandteil des neugegründeten Deutschen Reiches.
- 1877.6. März Die Stadt wird zu Ehren des Landrates Axel von Colmar in Kolmar in Posen umbenannt.
- 1879 die Steingutfabrik von Schnorr und Müller geht Bankrott und wird 1883 von Hermann Heim übernommen und modernisiert
Kolmarer Kreisblatt vom 04.04.1894
Colmar i.P., den 4.April 1894
- Der Häuserkomplex der hiesigen Steingutfabrik hat sich wieder um ein Bedeutendes vergrößert. Der Fabrikbesitzer Herr Heim hat zwei große neue Gebäude errichtet, die bei der gewaltigen Ausdehnung, welche das Etablissement genommen hat, durchaus nothwendig waren. Außerdem wird jetzt ein Ofen gebaut, in dem nur Chamottsteine, die bisher wegen Mangel an Raum nur in sehr geringen Quantitäten fabriziert wurden, hergestellt werden sollen. Der Geschäftsumfang der hiesigen Steingutfabrik wird täglich größer und kann trotz der vielen Brennöfen nicht soviel Geschirr hergestellt werden, wie von auswärts verlangt wird.
- 1896 gründet H.Heim die erste Kolmarer Porzellan-Fabrik
- 1918.27. Dez. Großpolnischer Aufstand in der Provinz Posen.
- 1919. 8. Jan. Kolmar wird von Polen erobert.
- 1919.3. Febr. Deutsche Truppen ziehen ein.
- 1920.19. Jan. Durch den Versailler Vertrag wurde Colmar dem polnischen Staat einverleibt. Die Polen übernehmen die Verwaltung und Kolmar hieß von da ab wieder Chodziez.
- 1939. Sept. Die Stadt wird durch den Einmarsch der deutschen Truppen wieder deutsch.
- 1939.26. Okt. Stadt und Landkreis Chodziez kommen zum Großdeutschen Reich. Sie erhalten den Namen Kolmar zurück.
- 1945. Jan. Kolmar wird von der Roten Armee besetzt.
- 1945 Von den Sowjets wird Kolmar in polnische Verwaltung übergeben.
Über die Schützengilde von Kolmar i.P.
Aus: Kolmarer Kreisblatt vom 08.08.1894, anlässlich des 140jährigen Bestehens der Schützengilde
Die hiesige Schützengilde ist von dem damaligen Grundherrn der Stadt Kolmar i.P. (Chodziesen) Karol Grudno von Grudzinski auf den Antrag hiesiger Bürger gegründet worden.
Die diesfällige grundherrliche Urkunde lautet:
Da eine jede Sache für zukünftige Zeiten durch Urkunden beglaubigt und erläutert werden soll, so haben wir, nachdem auf unsere Bitte Sr. Majestät König Augustus Friederikus von Polen uns durch Verleihung des Consenses und Privilegiums vom 8. August 1754 die Gründung einer Schützengilde in unserer erblichen Stadt Chodziesen genehmigt hat, auf die Bitten der Bürgerschaft, der Vorgesetzten und delegierten Bürger, der Herrn Valentin Kowalski und Andreas Bryczynski und des Bürgermeisters Joseph Lubanski, Oberältesten der Brauer, zur Erhaltung der Ordnung und der Sicherheit , der Ausbildung der jungen Bürger in der Schießkunst, zur Bestätigung dessen, insonderheit zur Kräftigung der Schützenbruderschaft, in nachstehenden Punkten Folgendes verordnet: u.s.w.
Das hier erwähnte Privilegium des Königs August Friedrich, König von Polen, vom 8. August 1754, welches in lateinischer Sprache geschrieben ist, hat nach der deutschen Übersetzung folgenden Wortlaut:
Augustus III., von Gottes Gnaden König von Polen, Großherzog von Litthauen, Preußen, Masowien, Samogitien, Kiew, Volhynien, Podolien, Liefland, Smolensk, Siewierz, Czernikow, Erblicher Fürst und Kurfürst von Sachsen.
Hierdurch machen wir folgenden Erlaß allen und den einzelnen, die daran Interesse haben, bekannt:
Der edelgeborene Karl Grudno Grudzinski, Kastellan von Gnesen, kam auf den Gedanken und bat Uns unterthänigst, ihm Unsere Königliche Erlaubnis und die Berechtigung zur Gründung und Einrichtung einer Schützengilde in seiner Erbstadt Chodziez mit Namen, gelegen in der Kalischen Pfalz, im Bezirk Exin, zu ertheilen. Indem Wir nun seinen Vorschlag gütigst bewilligen und den Beispielen beipflichten, welche in den Städten Unseres Reiches in dieser Beziehung rühmlich ausgeübt werden, ertheilen wir hiermit Unsere Erlaubnis und die Berechtigung zur Gründung und Einrichtung einer Schützengilde demselben edelgeborenen Grudzinski, Kastellan von Gnesen, damit fortan die Bürger und Einwohner der Stadt Chodziez eine größere Übung der Schießkunst erlangen und ihre Erziehung nach dem Beispiel anderer Städte genießen. Kraft dieser Unserer Erlaubnis wird derselbe edelgeborene Kastellan von Gnesen genannte Schützengilde je nach den Ortsverhältnissen und der Fähigkeit der Personen, deren Zahl ausgedrückt wird, in jener Stadt Chodziez mit allen jenen Freiheiten, Entlastungen, Einkünften und Erträgen, die dem Schützenkönig zufallen, welche die anderen Schützengilden in Unseren Städten in Freuden genießen, einrichten und ordnen, wird einen geeigneten Schützenplatz anweisen und die Statuten formieren, welche zum Zwecke der Ordnung der Personen und der Leitung der Schützengilde aufgeschrieben werden sollen. Zur Beglaubigung dieses haben Wir dieses Schriftstück mit Unserer Hand unterschrieben und das Siegel des Königreichs beidrücken lassen.
Warschau, den 8.August 1754, des 22. Jahres Unserer Regierung. Augustus Rex. (L.S.)
Hiermit wird die Bewilligung zur Gründung und Einrichtung einer Schützengilde in seiner Erbstadt Chodziez dem edelgeborenen Grudzinski, Kastellan von Gnesen, ertheilt. Johann Klopowski, Domherr in Premischin, Siegelbewahrer Sr. Majestät des Königs.“
Nachdem der Netze-Distrikt an Preußen einverleibt war, wurden auf ein Gnadengesuch der Schützengilde die Gerechtsame derselben durch Allerhöchste Kabinets-Ordre Sr. Majestät König Friedrich dem Großen, welche also lautet:
„Nachdem bei Seiner Königlichen Majestät von Preußen, unserm allergnädigsten Herrn, die Schützenbürgerschaft zu Chodziez in Westpreußen, im Distrikt an der Netze, nun die Confirmation ihrer Schützengilde-Privilegii allerunterthänigst nachgesucht, so haben Höchstgedachte Seine Königliche Majestät aus landesväterlicher Huld, diesem allerunterthänigsten Gesuch dahin und dergestalt zu deferiren geruht, daß die wohl hergebrachte Privilegia und Gerechtsame obgedachter Schützenbruderschaft der Westpreußischen Stadt Chodziez hierdurch insoferne allergnädigst confirmirt worden, als solche mit den Landes-Verfassungen bestehen können; zu dem Ende haben Seine Königliche Majestät nach Inhalt der alten Privilegiorum:
- Den jedesmaligen Schützen-Königen, sie mögen Mitglieder der Brauer Innung sein oder nicht, die Freiheit, vier Gebräue Bier jedes à 20 Scheffel Gerste, und im ersten Fall außer ihre Reihe zu machen, zugestanden, wovon selbige jedoch die königliche prästanda entrichten müssen.
- Nicht weniger genehmigen Seine Königliche Majestät allergnädigst, daß der Schützenkönig statt der bishero gehabten Handelsfreiheit während einem Jahre von allen bürgerlichen Lasten natural Einquartirung und Servis-Abgaben befreiet sein soll.
Urkundlich haben Seine Königliche Majestät dieses Privilegium höchsteigenhändig unterschrieben und mit dero Königlichen Insiegel bedrucken lassen.
So geschehen und gegeben zu Berlin, den 24. Februarii 1775. (L.S.) gez. Friedrich Privilegium für die Schützengilde zu Chodziez in Westpreußen. Bestätigt.“
Nach §11 der grundherrlichen Stiftungsurkunde ist der Gilde hinter der langen Straße, neben dem Grunde Kilomowicz belegen, zum Bau eines Schützenhauses eine Fläche 18 Ellen lang 10 Ellen breit und zur Schießbahn und zur Aufstellung der Scheibe eine Fläche 30 Ruthen lang und 2 Ruthen breit, welche sich bis an das Ufer des Sees erstreckte, von dem Grundherrn verliehen worden.
Ebenso ist darin der Bau eines Schützenhauses bestimmt worden.
Wo dieser Schützenplatz geblieben ist, weiß niemand. Jedenfalls haben die Rechtsnachfolger des Grundherrn dieses Stück Land, welches etwa ½ Morgen groß war, wieder an sich genommen.
In den 40Jahren hat die Gilde auf dem sogenannten Waisenhausgrundstücke ihre Schießübungen abgehalten. Dieser Platz war den Schützen von dem früheren Besitzer der Herrschaft (Chodziesen) Ober-Lesnitz, Major von Zacha, überwiesen worden, vermuthlich als Entschädigung für den ihnen entzogenen Schützenplatz.
Doch auch hier war ihres Bleibens nicht. Denn schon Ende der 40er bzw. Anfang der 50er Jahre wurde der Weg, welcher von der Lindenstraße zwischen dem Garten des Herrn Scheibner und dem Nickel´schen Grundstücke führt, als Schießplatz benutzt. In neuerer Zeit haben die städtischen Behörden der Gilde einen Streifen Forstlandes zwischen den Kirchhöfen und der Abdeckerei zum Schützenplatz hergegeben, welcher dann auch bis zum Herbste 1884 benutzt wurde. Das letzte Fest, welches auf diesem Schützenplatze gefeiert wurde, war der 130jährige Gedenktag des Bestehens der Gilde, welcher zu Ehren Weilend Sr. Majestät des Kaisers Friedrich III. an Allerhöchst dessen Geburtstage, den 18.Oktober 1884, stattfand.
Außer dem verschwundenen Schützenplatze erhielten die Schützen vom Grundherrn einen etwa 80 Morgen großen See (Koniecznik), eine Königswiese und einen Kamp Landes von etwa 7 ha. Letzteres ist ebenso wie der Schützenplatz von der Erdoberfläche spurlos verschwunden. Die Schützengilde hat im Laufe der Zeit vielfache Umwälzungen erlebt und hat jederzeit auch in den Jahren 1847/49 stets zum angestammten deutschen Königshause und zum preußischen Vaterlande treu und fest gehalten. Dies bekunden auch die mannigfachen Beweise Allerhöchster Huld:
So hat der Schützengilde
a) Seine Königliche Hoheit der Prinz von Preußen mittelst Schreibens des Geheimen Hofraths von Born vom 25.November 1853 einen Adler,
b) Seine Majestät der König mittelst Schreibens des Geheimen Kabinetsrath Jung vom 16. Mai 1863 eine Medaille,
c) Ihre Majestät die Königin durch Schreiben des Kabinets-Sekretärs v. Brandis vom 22.Juli 1865 eine Medaille als Fahnenschmuck
Allergnädigst zu verleihen geruht.
Nach der noch vorhandenen Nachweisung der Schützenbrüder, welche am 4.Juli 1755 aufgestellt und vom Grundherrn unterschrieben und besiegelt ist, bestand die Schützengilde damals aus 53 Mitgliedern. Der Vorsitzende hieß Jahann Baczelewski, der Kapitän Jakob Stankiewicz, Fahnenträger waren Joseph Szadkowski und Christian Marten. Als Marschälle waren Adalbert Mater und Franz Schendel thätig. Zu Warnern waren Andreas Freimark und Michael Berger bestellt. Den Ausschank (Farina) besorgten Daniel Engel und Michael Schendel.
Der Grundherr Grudno v. Grudzinski interessierte sich für die Schützengilde in ausgedehnter Weise. Dies ergibt sich insbesondere auch aus dem folgenden Ukas:
„An die zur Schützengilde gehörigen Bürger meiner Stadt Chodziesen ergeht hiermit, nachdem die Schießzeit auf den nächsten Dienstag bestimmt worden, die Aufforderung, daß sich sämtliche Brüder (Schützenbrüder), welche im Register specificirt sind, zu Haus zum Schießen bereit aufhalten. Dieses ordne ich hiermit bei zwanzig Thaler Strafe strengstens an, wenn einer während der drei Tage d.h. Dienstag, Mittwoch und Donnerstag nicht Theil nehmen sollte. Freitags kann Jeder nach Belieben ausfahren. Dieses wird unter der oben erwähnten Verwarnung kund gemacht, worüber ich mich als grundeigenthümlicher Herr unterschreibe. Zu Strzelec, den 7.Juli 1755. Carl von Grudno-Grudzinski.“
Durch die Kriege in den Jahren 1806/15 geriet die Schützengilde vollständig in Verfall und konnte sich trotz vielfacher Anstrengungen nicht erholen.
Im Jahre 1868 fiel der Bestand der Schützenmitglieder auf 11 Stück. Dies mag aber hauptsächlich daran gelegen haben, daß die Mitglieder sich nicht auf die Höhe der Zeit bringen konnten, sondern ihren Nachfolgern nachahmten, d.h. daß sie kein Bedürfnis hatten aus den feststehenden Einnahmen, welche aus der Farina, der Pacht für den See und der Erbpacht für die Königswiese bestand und jährlich außer den Quartalsgeldern etwa 200 Mk. betrug, sich eine bleibende Stätte zu schaffen und ein Schützenhaus zu erbauen, sondern sich lediglich darauf beschränkten, das Geld in Getränken und Eßwaren anzulegen. Dieser Schlendrian zog sich bis in die neueste Zeit. Erst den Schützenmitgliedern der letzten 20 Jahre ist es vorbehalten gewesen, der Sache eine andere Richtung zu geben.
Unter den geschilderten Umständen war es nicht möglich, in die Gilde Ordnung, wie sie in anderen Gilden herrschte, hinein zu bringen. Im Jahre 1869 entschlossen sich nun die besser situierten Bürger der Stadt, an der Spitze der Bürgermeister Kleinfeld, der Gilde beizutreten. Da indeß die vorhandenen 11 Schützen instinctiv fühlen mochten, daß die Schmausereien ein Ende haben und eine neue Zeit eintreten würde, wendeten sie sich an den damaligen Bauunternehmer N. um dessen Hilfe. Diese wurde auch dadurch gebracht, daß N. eine Menge kleiner Handwerker in die Gilde hinein warf, so daß die bisherige Gilde die Stimmenmehrheit hatte und der beabsichtigte Eintritt der Bürger unterbleiben mußte. Es konnte sonach der bis dahin bestandene Schlendrian der Schützenbrüder beibehalten werden. In den Jahren 1870/72 traten vielfach neue Mitglieder ein, so daß die Gilde auf 30 Mitglieder stieg. Im Jahre 1884 war die Schützengilde wieder auf 22 Mitglieder herabgegangen. Der damalige Vorsitzende der Gilde, Tischlermeister Buschke, wurde durch Verhältnisse veranlaßt, darauf hinzuwirken, daß andere Elemente sich der Gilde anschlossen. Zu diesem Zwecke betraute er den Schützenbruder Marienfeld, unter den Bürgern Werbungen für die Schützengilde anzubahnen. Damals war gerade dafür Stimmung unter den Bürgern und es entschlossen sich zum Beispiel gleichzeitig deren 12, so daß die Gilde auf 34 Mann stieg. Unter den 12 neu eingetretenen Mitgliedern befand sich der Bürgermeister Dembek und der Bahnmeister Kretschmer. Deren Bemühungen ist es gelungen, zunächst einen anderen Geist in die Schützengilde hinein zu bringen.
Die Stadtgemeinde schenkte der Schützengilde zur Errichtung eines Schützenplatzes eine Fläche Waldboden von 99 ar, worauf dann im Frühjahr 1887 ein neues Schützenhaus gebaut werden konnte, welches 3000 Mk. kostet. Die Schießbahn ist 136 Meter lang, 12 Meter breit, hat einen Scheibenstand mit Versenkung und ist im Jahre 1890 mit einem Kostenaufwande von 756 Mk. hergestellt worden. Im Frühjahr dieses Jahres kaufte die Schützengilde einen 9 m breiten und 400 m langen Weg für den Betrag von 500 Mark.
In der am 29.Juli cr. stattgehabten Generalversammlung sind die Statuten vom 10.April 1886 einer entsprechenden Änderung unterzogen worden. Dieselben sollen gedruckt und jedem Schützenmitgliede zugestellt werden. Am Sonntag, den 12.August, wird das 140jährige Bestehen der Gilde durch Aufzug und Prämienschießen gefeiert werden. Gegenwärtig hat die Schützengilde 46 Mitglieder.
Die Gilde beschaffte sich im Jahre 1885 eine neue seidene Fahne aus der Bonner Hoffahnenfabrik für den Betrag von 360 Mk. Die Fahnenweihe fand am Sonntag, den 17.Mai 1885 statt, welcher Feier die sämtlichen hiesigen Vereine beiwohnten. Seit dem Jahre 1886 gehört die hiesige Schützengilde dem Märkisch-Posener Schützenbunde an.
Nach §1 des Statuts ist der Zweck der hiesigen Schützengilde und aller deutschen Gilden, die Liebe zu König und Vaterland zu fördern und zu festigen, das Schießen zu pflegen und durch kameradschaftliches Zusammenwirken die Geselligkeit und den Bürgersinn zu wecken und zu heben. Mögen diese Zeilen dazu beitragen auch unserer Schützengilde, deren Mitglieder auch jetzt schon der übernommenen Aufgabe voll und ganz gewachsen sind, neue Kräfte zuzuführen, welche auch dazu beitragen helfen, das Ziel, welches die Gegenwart an die Schützengilde stellt, im vollen Maße zu erreichen.
Auf „Gut Ziel.“
Genealogische und historische Quellen
Genealogische Quellen
Historische Quellen
Bildquellen
Zeitungen
Bibliografie
- Volltextsuche nach Ortsname in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Genealogische Bibliografie
Historische Bibliografie
In der Digitalen Bibliothek
Archive und Bibliotheken
Archive
Bibliotheken
Persönlichkeiten
- Axel von Colmar-Meyenburg, geb.29.12.1840 Schwedt/Oder-gest. 23.12.1911 Gut Zützen, Landrat 1869-1882.
Verschiedenes
Kolmarer Kreisblatt vom 12.08.1893
Die Einweihung des St. Johanniter Kreis=Krankenhauses zu Kolmar i.P.
durch
seine Königliche Hoheit den Durchlauchtigsten Herrenmeister des St. Johanniter Ordens
Prinzen Albrecht von Preußen
Regenten von Braunschweig
am 9. August 1893
Mit dem Morgen des 9.August brach ein für die Geschichte unserer Kreisstadt und unseres Kreises hochbedeutsamer Tag an, denn seine Königliche Hoheit der Durchlauchtigste Herrenmeister des St. Johanniterordens Prinz Albrecht von Preußen, Regent von Braunschweig, hatten die Gnade gehabt, die Einweihung des durch den Kreis Kolmar erbauten, der Posen´schen Genossenschaft des St. Johanniter-Ordens zur Erhaltung und Verwaltung überlassenen Kreis-Krankenhauses auf diesen Tag anzusetzen und Höchstseine Theilnahme an dieser Feier zuzusagen…
Kolmarer Kreisblatt vom 19.05.1894
Colmar i. P., den 19.Mai 1894
- Unter allgemeiner Teilnahme hiesiger Bevölkerung feierte am zweiten Pfingstfeiertage Herr Superintendent Münnich sein 25jähriges Jubiläum als Seelsorger, […]. 23 Jahre lang amtiert Herr M. in unserer Stadt und hat es verstanden, sich während dieser Zeit die Liebe und Achtung aller Konfessionen zu erwerben und zu erhalten. Schon am frühen Morgen des Jubiläums-Tages brachten ihm die Lehrer hiesiger Stadt und Umgegend unter Leitung des Kantors Herrn Gallitschke ein Ständchen und nach dem Gottesdienste erschien der Kirchenchor, um seinem Protektor einige Lieder vorzutragen. Unter der großen Zahl der Gratulanten bemerkte man Deputationen der Bürger hiesiger Stadt, des Gesangvereins „Concordia“, des evangel. Jünglingsvereins, die Lehrer der Stadt und Umgegend sowie zahlreiche Freunde und Verehrer des Jubilars. Die Lehrer seines Aufsichtsbezirks verehrten ihm einen silbernen Weinkrug, die Bürger aller Konfessionen einen silbernen Tafelaufsatz, die evangel. Kirchengemeinde ein herrliches Bild, das „heilige Abendmahl“ darstellend, […]
- Bei dem am Dienstag beendeten Schützenfeste errang Herr Hotelbesitzer Carl Verch hier die Königswürde. Erster Ritter wurde Herr Kaufmann Gustav Schulze und zweiter Ritter Herr Korbmachermeister Müller.
- Der Herr Landeshauptmann hat die Aufnahme der geisteskranken Wilhelmine Schmidt, früher in Studsin jetzt hier heimatlich, in die Provinzial-Irren-Pflegeanstalt zu Kosten genehmigt.
Kolmarer Kreisblatt
Geburten, Heiraten, Sterbefälle
Weblinks
Offizielle Webseiten
Genealogische Webseiten
Weitere Webseiten
Artikel Chodzież. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen (z.B. über die Vorlage:Hinweis zu Zufallsfund).
Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote
Auf der nachfolgenden Seite können sich private Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschließlich an den entsprechenden Forscher zu richten.
Die Datenbank FOKO sammelte und ermöglichte Forscherkontakte. Seit Frühjahr 2018 ist der direkte Zugriff durch automatisierte Abfrage nicht mehr möglich.
Daten aus dem Geschichtlichen Ortsverzeichnis
Request failed!