Köln/Adressbuch 1895/Geschichte 5

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Köln/Adressbuch 1895
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im Gürzenich wurden die elektrischen Straßenbahnen in Remscheid, Barmen und ELberfeld, sowie die sämmtlichen Einrichtungen der Kölnischen Straßenbahn-Gesellschaft eine Besichtigung unterzogen. Zu den geselligen Vergnügungen gehörten ein Essen in der Flora, ein Festbanket im Casino und ein Ausflug nach dem Siebengebirge. - Auf der General-Versammlung der Katholiken Deutschlands in Würzburg 1893 war beschlossen worden, daß in diesem Jahre die Versammlung in Köln stattfinden solle, was seit 1858 nicht mehr der Fall gewesen. Hier hatte sich frühzeitig ein Comité unter dem Vorsitze des Rechtsanwalts Justizrath Custodis und den Ehren-Präsidenten Weihbischof Dr. Schmitz und Appellationsgerichtsrath a. D. Dr. Aug. Reichensperger gebildet, um die nöthigen Vorbereitungen zu dem 41. Katholikentage zu treffen. Für die Versammlungen wurden die Tage vom 26. bis 30. August bestimmt und zu denselben der provisorische Circus im Kaisergarten hergerichtet. Die Bürger-Gesellschaft beeilte sich, ihren Neubau an der Röhrengasse soweit fertig zu stellen, daß in demselben die geschlossenen Sitzungen und geselligen Vereinigungen abgehalten werden konnten. Schon zu Sonntag, 26. August, hatten viele Häuser Fahnenschmuck, manche auch Laubwerk und Draperien angelegt. In hervorragender Weise war die Kömödienstraße ausgestattet, in welcher sich Laubgewinde und Wimpel quer über die Straße von Haus zu Haus zogen. Nach feierlichem Geläute fand am Abende des 26. um 7 Uhr in der Minoritenkirche ein Gottesdienst statt, an welchem sich um 8 Uhr die Begrüßung der Gäste im großen Gürzenichsaale durch den Vorsitzenden des Lokal-Comités Justizrath Custodis und Namens de Stadt durch den Oberbürgermeister Becker anschloß. Montag den 27. August, Morgens 8 Uhr, wurde der Katholikentag während eines furchtbaren Gewitters (s. Witterung) durch ein von Weihbischof Dr. Schmitz celebriertes Hochamt im Dom eingeleitet, und die verschiedenen Ausschüsse der General-Versammlung begannen alsbald ihre Thätigkeit zur Vorberathung der zahlreich eingegangenen Anträge, von denen mehrere die alle Welt beschäftigende Lösung social-politischer Fragen zum Gegenstande hatten. Die geschlossenen Versammlungen fanden Montag, Dienstag und Mittwoch um 11 Uhr, die öffentlichen Nachmittags 5 Uhr, am Donnerstag um 9 resp. 11 Uhr statt. In den öffentlichen Versammlungen, als deren Vorsitzender Dr. Orterer, Gymnasial-Rektor in Eichstätt und als Stellvertretende Vorsitzende Gottfried Freiherr von Korff aus Sutthausen bei Osnabrück und Amtsgerichtsrath Lechota aus Berlin fungierten traten u. A. als Redner auf: Weihbischof Dr. Schmitz, Professor Dr. Schroers (Bonn), Dr. Freiherr von Schorlemer-Alst, Professor Dr. Schaepmann (Driebergen, Holland), Professor Dr. Kurth (Lüttich), Hermann Graf Stolberg (Westheim), Prinz von Arenberg, Dr. Franz Schädler (London), Kardinal-Erzbischof Dr. Krementz, Dr. Lieber usw. Der Zudrang zu den öffentlichen Versammlungen war sehr groß, - die Zahl der Theilnehmer betrug schon an den ersten Tagen 3250 – dass der ganze Cirkus ausreichte, und viele der hiesigen Besucher den auswärtigen Gästen den Platz überließen. Gleichzeitig mit der Katholiken-Versammlung tagten der Cäcilien-Verein, der katholische Arbeiter- Gesellen- und Volksverein, die farbentragenden und nicht farbentragenden katholischen Studenten-Verbindungen, die Congregation junger Kaufleute, der Afrika-Verein deutscher Katholiken usw., welche ihre Versammlungen und Festlichkeiten im Fränkischen Hof; im Louisensaal, im Viktoriasaal usw. abhielten. Am Dienstag den 28., Abends, wurde dem ständigen Commissar der Katholiken-Versammlungen Fürsten Löwenstein, welcher im Viktoria-Hotel Wohnung genommen, vom Neumarkte aus ein Fackelzug nebst Serenade gebracht, wobei die von dem Zuge berührten Straßen prächtig erleuchtet waren. Mittwoch Nachmittags 5 Uhr fand im Dom die Verehrung der Reliquien statt, zu welcher sich so viele Besucher eingefunden hatten, dass das große Gotteshaus dieselben nicht alle aufnehmen konnte. An demselben Tage Abends versammelten sich die Gäste bei Musikaufführungen und Feuerwerk im Volksgarten. Den Schluß der in allen Veranstaltungen würdig und befriedigend verlaufenen Versammlung bildete an Donnerstag den 30. August, Nachmittags 3 Uhr, ein Festmahl im Gürzenich, an welchem 600 Personen theilnahmen. Das hiesige Lokal-Comité endete seine mühevolle Thätigkeit am Mittwoch den 24. Oktober durch ein Festessen in dem Neubau der Bürger-Gesellschaft, womit gleichzeitig die Eröffnung des dortigen Festsaales verbunden war. In ernsten und humoristischen Reden und Liedern wurde den Leitern des Katholikentages die gebührende Anerkennung gezollt. – In den Tagen vom 25. bis 27. September tagte hier die 14. Jahresversammlung des Deutschen Vereins für Armenpflege und Wohlthätigkeit. Die Tagesordnung der im Gürzenich abgehaltenen Sitzungen, zu welchen sich rund 170 hiesige und auswärtige Theilnehmer angemeldet hatten, wies u. A. folgende Vorträge auf: Uebersicht über die neueren Bestrebungen auf dem Gebiete der Armenpflege in den wichtigsten Staaten des Auslandes, Berichterstatter Gerichtspräsident Dr. Freiherr von Reitzenstein (Freiburg i. B.), Prüfung der Frage, in welcher Weise die neuere sociale Gesetzgebung auf die Aufgaben der Armengesetzgebung und Armenpflege einwirkt, Berichterstatter Magistrats-Assessor Dr. Freund (Berlin), ehrenamtliche und berufsamtliche Thätigkeit in der städtischen Armenpflege, Berichterstatter Bürgermeister Brinkmann (Königsberg) und Beigeordneter Zimmermann (Köln), die Bestrebungen der Privatwohlthätigkeit und ihre Zusammenfassung, Berichterstatter Stadtsyndicus Eberty (Berlin) und Bürgermeister Künzer (Posen) usw. Außer der ernsten Arbeit und der Besichtigung der Armen- und Krankenanstalten, sowie der sonstigen Sehenswürdigkeiten der Stadt vereinigten sich die Gäste am 26. zu einem Festmahl im Civil-Casino und am 27. zu einer Fahrt nach dem Siebengebirge. -

Festlichkeiten.

Die Feier des Geburtstages des Kaisers und des Königs am 27. Januar wurde am Vorabende durch das Geläute aller Glocken und Zapfenstreich der Militärkapellen eingeleitet. Am Festtage selbst ertönten früh Morgens wiederum alle Glocken, während vom Rathhausthurm, dem Dom und anderen Kirchen Choräle geblasen wurden. Im Dom und