Köln/Adressbuch 1895/Geschichte 1
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Zur Geschichte der Stadt Köln 1893-1894.
1893 (Oktober - Dezember.)
Witterung.
Der Oktober war bis zum 11. meist warm und trocken, während von da ab Kühle und Regen vorherrschten. Im November und Dezember gab es meist helle Tage mit Frost.
Personalien.
Donnerstag den 30. November, Morgens 9 Uhr, wurde Domkapitular Dr. Hermann Joseph Schmitz - geb. zu Köln am 16. Mai 1841 - zum Weihbischof im Dom konsekriert. Da Kardinal-Erzbischof Dr. Krementz durch Unwohlsein verhindert war, vollzog Bischof Haffner von Mainz unter Assistenz des Weihbischofs Dr. Fischer und des Prälaten Dompropst Dr. Berlage die Weihe, welcher das Domkapitel, die Pfarrgeistlichkeit, Abordnungen ais Düsseldorf und Crefeld, sowie zahlreiche Kölner beiwohnten. Verkehrswesen. Montag den 13. November wurde der Betrieb der Schmalspurigen Straßenbahn Frechen-Köln auf der bis dahin fertiggestellten normalspurigen, von Lindenthal abzweigenden Strecke bis zum Güterbahnhof Ehrenfeld für den Güterverkehr eröffnet.
Bauthätigkeit.
Das neue Postgebäude an den Dominikanern wurde in allen seinen Theilen vollendet. Auf der Stelle des ehemaligen Dominikanerklosters fand am Mittwoch den 15. November, am Todestage des 1280 daselbst verstorbenen Gelehrten Albertus Magnus, die feierliche Eröffnung des auch in seinen äußeren Formen reich ausgestatteten Neubaues statt. Um 11 Uhr erschien der Reichs-Postmeister, Staatssekretär Dr. von Stephan in einer vierspännigen Postkalesche, begrüßt durch eine von 16 Postillonen geblasene Fanfare. In dem Gebäude hatten sich die Spitzen der Behörden, sowie Mitglieder der Handelskammer und der Stadtverordneten-Versammlung eingefunden. Der Reichs-Postmeister nahm die Schlüssel des Hauses in Empfang und verbreitete sich dann in längerer Rede über die Bestimmung und Ausstattung des Gebäudes, über die Entwicklung des Verkehrswesens in Köln, das Entgegenkommen aller Behörden zur Herstellung des Prachtbaues und schloß mit einem Hoch auf den Landesherrn. Der hiesige Oberpostdirektor Wagener gab dem Danke Ausdruck, der dem Chef der Postverwaltung für dessen Bemühungen zur Förderung des Wohles des Postpersonals gebühre, und endete mit einem Hoch auf den Reichs-Postmeister. Geh. Kommerzienrath Michels, Präsident der Handelskammer, hob die Verdienste von Stephan's um die Hebung des Postwesens hervor und über wies dem Gebäude zum bleibenden Andenken die aus freiwilligen Beiträgen gestiftete Marmorbüste des Reichs-Postmeisters. Hierauf folgte eine eingehende Besichtigung der verschiedenen Theile des umfangreichen Bauwerkes. Nachmittags 5 ½ Uhr fand im großen Gürzenichsaale ein Festmahl statt, an welchen etwa 400 Personen theilnahmen. Die Postbeamten veranstalteten Abends 8 Uhr im reich geschmückten Börsensaale des Gürzenich einen Commers, dem auch viele der Theilnehmer des Festmahles beiwohnten. Bei einem am folgenden Tage von dem geh. Kommerzienrath Michels in seiner Wohnung zu Ehren des Reichs-Postmeister veranstalteten Festessen fand sich auch der Kölner Männergesangsverein ein, der mehrere seiner prächtigen Lieder vortrug.
Samstag den 18. November fand die Begehung und Abnahme des 3,5 Kilometer langen, im Lichten 3,20 m hohen Sammelkanals auf der Strecke von der neuen Umwallung bis Niehl statt, welcher die sämmtlichen Abwässer der Stadt der projektierten Kläranlage bezw. dem Rhein zuführen soll. Ausstellung. Vom 28. Oktober bis 2. November war in den Räumen der Lese-Gesellschaft eine zahlreich beschickte und lebhaft besuchte Ausstellung für Kochkunst, Armeeverpflegung, Volksernährung und verwandte Fächer veranstaltet.
Jubiläum.
Der Kölner Turnverein beging am Sonntag den 5. November sein 50jähriges Jubiläum. Die Feier wurde am Vorabende durch einen Commers in der Lese eingeleitet. Sonntag Vormittags 11 Uhr fand im Gürzenichsaale die offizielle Begrüßung des Vereins statt, wobei der Kölner Männergesangsverein durch den Vortrag mehrerer Lieder mitwirkte. Der Oberbürgermeister hob in einer längeren Ansprache hervor, wie durch den Kölner Turnverein die Leibesübungen in unserer Stadt eingeführt und besonders dadurch gefördert worden seien, daß derselbe hier die erste