Jäg.B 6/1918
Auszug aus: Reserve – Jäger-Batallion Nr. 6, 1914-1918, in: Erinnerungsblätter deutscher Regimenter, Ehemals preußische Truppenteile, Der Schriftenfolge 53. Heft, Oldenburg i. O./ Berlin 1923, Seite 93 - 107: Nachdem noch am 09.03. eine Verlegung des Regiments in die Gegend von Duz stattgefunden hatte, traf am 27.03. der Befehl zum Abtransport der 200. Jägerdivision nach Cambrai ein. Vom 27.3.1918 abends rollten die Züge über Metz, Longuyon, Sedan, Hirson, Avèsnes nach Rieux, östlich von Cambrai, wo am 29.03. das Bataillon ausgeladen wurde.
Am folgenden Tage stand das Jägerregiment versammelt in Cambrai, um am 31.03. über Masnièrs nach Sorel und Nurlu zu marschieren. Durch die den Jägern vom Sommer 1916 her bekannte Gegend ging der Marsch; aber wie hatte der Krieg die damals weit hinter der Front liegenden Fluren mitgenommen! Auf der von endlosen Kolonnen zerfahrenen Straße war der Marsch äußerst beschwerlich. Die Schlacht von Cambrai, die Ende November hier gewütete hatte, ließ noch überall ihre schrecklichen Spuren erkennen. Die Kanalbrücke in Masnières war gesprengt, verschollene Tanks bildeten nun die Unterstützung für die notdürftig hergestellte Behelfsbrücke. Das Dorf war ebenso wie die übrigen Ortschaften, die Truppen auf dem Marsch schritt, arg zerstört, nur wenige Mauerreste waren übrig geblieben. In Nurlu kam das Bataillon in englischen Barackenlagern gut unter. Bis zum 3. April wurde der Marsch im Verbande des Regiments über Allaines nach Mont St. Quentin bei Pèronne fortgesetzt. Am Abend dieses Tages traf die Nachricht ein, dass für den 4. April eine größere Schlacht bevorstände. Die Division sollte bei Cappy hart südlich der Somme zur Verfügung der Oberheeresleitung bereitgestellt werden. Das Regiment marschierte bei regnerischem Wetter als Marschgruppe B unter Führung des Regimentskommandeurs um 4.30 Uhr vormittags mit dem Anfang vom Wegekreuz Pèronne-Bouchavesnes und Allaines-Clery – Jäger-Bataillon 6 am Anfang der Marschkolonne – über Clery, Hem Feullieres, östlich an Frise vorbei und stellte sich um 9 Uhr vormittags am befohlenen Platz bereit. Um 1 Uhr nachmittags wurde der Marsch nach Chuignolles fortgesetzt, wo spät abends und bei starkem Regen Biwak bezogen wurde.
XVII. Am Avre-Abschnitt bei Moreuil Vom 05.04.1918 bis 14.05.1918 Am 05.04.1918 sollte Maezières nordöstlich Moreuil erreicht werden, augenscheinlich unter der Annahme, dass am 04.04. der Angriff der vorderen Divisionen auf Amiens Boden gewonnen hätte. Dies war jedoch, wie bereits eingangs erwähnt, nicht der Fall. Infolgedessen marschierte die Marschgruppe, die um 6:45 vormittags angetreten war und über Proyard, Harbonnieres, Guillancourt, Wiencourt, Cayeur nach Beaucourt rückte, den letzten Teil des Weges bereits angesichts des Feindes. Bei Cayeur wurden die Stellungen der eigenen schweren Artillerie, bei Igancourt hier der Feldartillerie durchschritten. Das Bataillon verbrachte die Nacht in einem kleinen Waldstück, 1 km nordöstlich Beaucourt. Der Erdboden war durch den Regen stark aufgeweicht und schlammig. Nachdem am Vormittag des 06.04. die Division alarmbereit im jetzigen Raum geruht hatte, ging um 3.45 nachmittags ein Befehl ein, wonach das Jägerregiment 4 zur Abwehr feindlicher Durchbruchsversuche am Bois de Senecat nordöstlich Rouvrel sofort über Moreuil im Marsch gesetzt werden sollte. Als das Regiment gegen 7 Uhr abends die Avre überschritten hatte, erhielt es vom kommandierenden General des III. bayerischen A.K. den Befehl, den soeben verloren gegangenen Senecat-Wald wieder zu nehmen. Die Bataillone erlitten bereits beim Vormarsch durch Moreuil und Morisel erhebliche Verluste, da der Feind fortgesetzt sehr heftiges Streufeuer mittleren Kalibers auf die Enge bei Moreuil legte; als bei Einbruch völliger Dunkelheit die Bereitstellung des Regiments, verzögert durch schwierigen Marsch in völlig aufgeweichtem Boden erfolgt war, stellte sich heraus, dass auf den Senecat-Wald nur ein geringer Teilangriff erfolgt, die vordere Stellung überall behauptet wäre. Bei strömenden Regen, mit Gewehr im Arm, wurde die Nacht in der wenig geklärten Lage verbracht. Auch am 07.04. verblieb das Bataillon auf seinem Biwaksplatz, erlitt aber empfindliche Verluste durch feindliche Artillerie, die das Wäldchen mit schweren Granaten belegte. Am 08.04. um 1 Uhr früh löste das Regiment den linken Flügel der 14. Jägerdivision in vorderer Linie im Abschnitt Rouvrel ab. Als Kampfbataillon wurde Bataillon 6, als Bereitschaftsbataillon 5, als Ruhebataillon 11 eingesetzt. Das Bataillon 6 besetzte die vordere Linie mit 2 Kompanien, 1. Kompanie rechts, 2. links mit je zwei schweren Maschinengewehren. Da die Stellung des Regiments 4 gegen die des links der Straße Moreuil-Ailly aufschließenden Regiments. 5 mehrere hundert Meter vorsprang, wurde später auch die 3. Kompanie mit drei schweren Maschinengewehren an genannter Straße als Flankenschutz eingesetzt. Die 4. Kompanie mit drei schweren Maschinengewehren blieb in der Reserve östlich der Anchin-Ferme. Die Stellung des Bataillons war äußerst ungünstig und schwierig, da sie vom Feinde völlig eingesehen werden konnte. Ein Verkehr bei Tage war ausgeschlossen, jeder sich zeigende Mann wurde sofort mit Maschinengewehr beschossen. So lagen die Jäger in kleinen Erddeckungen den langen Tag über, ohne sich rühren zu können, und erwarteten sehnsüchtig den Einbruch der Dunkelheit, um die steif gewordenen Glieder zu regen, Munition und Verpflegung zu ergänzen und die Verwundeten zu bergen. Feldküche und Lebensmittelwagen leisteten Außerordentliches, da sie bei ihren nächtlichen Fahrten auf der Straße nach Moreuil, im Orte selbst und am Halteplatze stets unter feindlichem Feuer lagen und erhebliche Verluste erlitten. Am 10.04. wurde die Gefechtsbagage unter den Befehl des Leutnants Opry im Biwak zusammengezogen. Am folgenden Tag früh 4.45 griff der Feind das Kampfbataillon mit starken Kräften an; nur im Vorfeld der 4. Kompanie gelang es ihm, sich im Schutz der Dämmerung in alten Schutzlöchern festzusetzen. Durch schnellen Gegenstoß des Zuges des Leutnants v. Arnim wurde er vertrieben und dabei Gefangene eingebracht. Bis zum 17.04. musste das Bataillon in vorderer Linie aushalten, als es endlich, durch Bataillon 11 abgelöst, in das Waldlager östlich Beaucourt in Ruhe kam. Nachdem am 22.04. das Bataillon 6 die 5. Jäger als Bereitschaftsbataillon abgelöst hatte, rückte es am 28.04. wieder in vordere Linie. Das Wetter wurde kühl und regnerisch, und die Artillerietätigkeit des Feindes nahm an Heftigkeit zu. In der Nacht zum 01.05.war sie besonders stark; bei einem solchen Feuerüberfall ging ein Volltreffer in die Kiesgrube, in der der K.T.R. lag und forderte sieben Tote und 3 verwundete. Am 2.05. rückte das Bataillon für fünf Tage in Ruhe nach Rosières , wohin auch der Divisionsstab am 06.05. verlegt wurde. Das Ruhebataillon war dadurch der fortwährenden Beschießung durch Artillerie entzogen und konnte die Tage der Erholung, zur Ausbildung am Maschinengewehr und zur Instandsetzung des Anzuges und der Waffen benutzen. Am 07.05. übernahm Maj. V. Bülow, der durch A.K.O. vom 01.05. zum Kommandeur des Jägerregiments 4 für den verwundeten Maj. V. Bürnau ernannt war, die Führung des Regiments. Am 13.05. wurde die 200. Jägerdivision durch die sächsische Jägerdivision abgelöst. Die Regimenter sollten in die Gegend von Le Quesnoy verlegt werden. Das Bataillon 6 wurde in den frühen Morgenstunden des 14.05. durch I/Jägerregiment 183 in der Bereitschaftsstellung abgelöst und marschierte nach Rosières, wo es 10:30 vormittags eintraf, während die Maschinengewehrkompanie bereits an diesem Tage um 5 Uhr vormittags nach Mons en Chausse abrückte. Am 15.05. 12 Uhr mittags trafen Regimentsstab, Bataillon 6 und G.M.G.A. 209 ebenfalls dort ein und bezogen Ortsbiwak in englischen Barackenlagern. Am folgenden Tage wurde der Marsch über Vermant, Bellenglise, Estrèes nach Ioncourt fortgesetzt, wo er in den gut erhaltenen, aber von den Bewohnern geräumten Häusern gute Quartiere bezogen wurden. Bei heißem Sommerwetter wurde am 17.05. nach anstrengendem Marsche Le Cateau und am folgenden Tage Villers Pol erreicht, einem großen, schön gelegenen Dorf, in dem die Mannschaften in guten Bürgerquartieren untergebracht wurden.
XVIII. In Villers-Pol und Guiscart Vom 18.05. bis 06.07.1918
Bis zum 13.06. früh verblieb das Bataillon in Villers-Pol. Bei herrlichem Wetter konnten sich die Jäger einigen wohlverdienten Tagen der Ruhe nach den schweren Wochen an der Avre hingeben. Bald trat aber die Ausbildung in den verschiedensten Dienstzweigen wieder in ihre Rechte. Häufig fanden Übungen in gemischten Verbänden und Scharfschießen der Bataillone. Am 09.06. fand noch ein äußerst gelungenes und vom Wetter begünstigtes Fest aller drei Bataillone zugunsten der Ludendorff-Spende statt, an dem auch die Dorfbewohner regen Anteil nahmen: ein Beweis von dem guten Einvernehmen zwischen den deutschen Kriegern und der französischen Bevölkerung. Doch der Soldat hat hienieden kein bleibend Quartier; schon am 11.06. abends traf ein Divisionsbefehl ein, wonach sich alle Truppen transportbereit zu halten hätten. Am 13.06. 3.30 nachmittags wurde das Bataillon auf dem Bahnhof Artres verladen und in zwei Transporten über Solesmes, Le Cateau, Guise, La Ferté, Laon, La Fère gefahren, wo auf einer Kriegsrampe zwischen La Fère und Fargniers in dunkler Nacht ausgeladen und sofort der Marsch nach Guiscart über Tergnier, Guivry angetreten wurde. Auch die Zeit der Ruhe in Guiscart wurde wieder ausgiebig zu größeren Übungen im Regimentsverbande und zur Vorbereitung für neue Aufgaben, die der Division bevorstanden, benutzt. Leider trat eine unangenehme Grippeepedemie auf, die den Bestand des Bataillons stark dezimierte. Hauptmann von Blankenburg musste wegen schwerer Lungenaffektion in ein Lazarett aufgenommen werden und das Bataillon an Hauptmann Zimmer abgeben.
XIX. Die Marne-Offensive Während die Jäger der 200. Jägerdivision im Frühjahr 1918 an der Avre fochten und im Juni hinter der Armee v. Hutier sich zu neuen Taten rüsteten, waren die alliierten Armeen an verschiedenen Stellen der ausgedehnten Front von Stellung zu Stellung geworfen. Überraschend schnell gelang es der 1. und 7. Armee in fünftätiger Schlacht Ende Mai den Chemin de Dames zu nehmen und das französische Heer bis an die Marne zurückzudrücken. Ein ungeheurer Keil sprang aus der deutschen Stellung zwischen Soissons und Reims bis zur Marne bei Toulgonne vor. Die deutsche O.H.L. entschied sich trotz wachsender taktischer Schwierigkeiten für die Fortsetzung der Offensive. Die Absicht war, Reims zu nehmen und die französische Front durch die Eroberung der Linie Reims-Epernay von der Ostfront zu trennen. Am rechten Flügel wurde die 9. Armee eingeschoben. Während die unter dem Befehl des Generals v. Böhn stehende 7. Armee mit sechs Korps die Marne zwischen Chateau-Thierry und Verneuil überschreiten und nach Süden auf Condé und den Surmelin-Abschnitt vordringen sollte, standen am linken Flügel die 1. und 3. Armee bereit, um zwischen Besle und den Argonnen den Angriff an vorbei nach Süden zu tragen. Am 1.07. wurde den Kommandeuren streng geheim mitgeteilt, dass die 200. Jägerdivision bei dem geplanten Marne-Übergang als Kampfdivision beim Korps Michura eingesetzt werden würde. Am Tage darauf fand eine Übung im Überschreiten von Flussläufen an der Oise bei La Fosse statt, im Anschluss daran das Durchschreiten eines großen Waldes, da die kommenden Ereignisse Waldgefechte im großen Stil erwarten ließen. Am 07.07.trat die Division im mehreren Marschgruppen die Bewegung an die Marne an, di mit Rücksicht auf strenge Geheimhaltung dem Feinde gegenüber nur bei Nacht ausgeführt werden durfte. In fünf anstrengenden Nachtmärschen über Montescourt, Coucy la Ville, Jouy-Aizy am Donnerstag, wo ein Ruhetag eingelegt wurde und eine Besichtigung der drei Regimenter durch den kommandierenden General stattfand, wurde über Braisnes marschierend am 12.07. Mareuil erreicht. Das Bataillon biwakte in dem Waldstück östlich des Ortes und verblieb hier auch am 13.07.
Die zweite Marne-Schlacht Vom 15. bis 20.07.1918 In der Nacht vom 15. bis 20.07.1918 rückte das Regiment in den ersten Versammlungsraum im Bois de Ris vor; das Wetter war trübe, die feindliche Artillerie trotzdem sehr rege. Gerade als der Anfang des Jägerregiments sich dem Dorfe Cierges näherte, wurde das dort liegende Munitionsdepot der 200. Jägerdivision in Brand geschossen und flog mit lautem Krachen in die Luft; die fortwährenden Detonationen, verbunden mit den Feuererscheinungen der Tausenden von Leuchtkugeln erhellten den nächtlichen Himmel derart, das der Weitermarsch zunächst eingestellt, später das Dorf umgehend, ausgeführt werden musste, so dass erst mit Hellwerden der schützende Wald erreicht wurde. Am 14.07. wurden die näheren Weisungen für den Marne-Übergang ausgegeben: Der Uferwechsel sollte am 15.07. gleich nach Mitternacht stattfinden, Der Sturm aus der Ausgangsstellung am Bahndamm vorwärts Tréloup um 4:50 vormittags. Während die Jäger-Regimenter 5 und 3 in vorderer Linie eingesetzt wurden, sollte Jägerregiment 4 zunächst in Reserve folgen. Bei Einbruch der Dunkelheit um 8.30 abends ging Regiment 4 am 14.07. in den zweiten Bereitstellungsraum am Südrand des Bois de Ris vor. Trotz starken feindlichen Feuers, das den Truppen bereits auf dem Vormarsch nicht unerhebliche Verluste beibrachte, vollzog sich das Übersetzten der Sturmtruppen planmäßig. Mit erstaunlicher Genauigkeit beschoß aber der Gegner die Brückenstellen, so dass diese wiederholt in ihren Anfängen durch Feuer zerstört wurden. Um 4.50 Uhr vormittags waren die Regimenter hinter der Feuerwalze zum Sturm angetreten, um 6.45 Uhr war bereits die Bourdonnerie-Ferme erreicht; Eine Stunde später lag der Rue de Pres-Abschnitt vor den vordersten Kompanien, hinter dem die französischen Reserven in vorbereiteter Stellung den Ansturm der Division erwarteten. Alle Versuche der tapferen Jäger, die Tagesziele zu erreichen, scheiterten an der tief gestaffelten Abwehr des unerschütterten Feindes, der auf den Angriff genau vorbereitet war und ihn in seiner Hauptwiderstandslinie anlaufen ließ. Die Planmäßigkeit der feindlichen Abwehr zeigte sich in dem gewaltigen Artillerieeinsatz zur Zerstörung der Marnebrücken; Zwischen Courcelles und Tréloup war kein Übergang haltbar. Alles drängte sich auf eine Pontonbrücke zwischen Tréloup und Dormans zusammen. Zahlreiche feindliche Bombengeschwader richteten unter den an der Übergangsstelle gedrängten Kolonnen große Verheerungen an. Jägerregiment 4 war inzwischen um 6:30 vormittags auf Befehl der Division aus dem Ris-Walde angetreten und ging von 8:10 ab mit Stab und Bataillon auf der oben erwähnten Brücke der 1. G.D. über, während Bataillon 11 von den Pionieren übergesetzt wurde. Jenseits der Marne sammelte sich das Regiment an der Straße Soilly-Courthièzy und trat dann den Vormarsch auf die Vitardérie-Ferme, Bataillon 6 rechts, Bataillon 11 links der Straße, Bataillon 5 hinter 11 an. Starkes feindliches Zerstörungsfeuer und Bombengeschwaderangriffe hielten den ganzen Nachmittag über an und forderten Verluste, so dass die Bataillone sich an der Straße eingraben mussten. Auch die Nacht wurde an dieser Stelle verbracht. Am 16.07 sollte die zweite Stellung des Feindes in schmälerer Front und entsprechend größerer Tiefengliederung als tags zuvor bezwungen werden. Dem Jägerregiment 3 wurde das Bataillon 6 dazu zur Verfügung gestellt; es nahm am Waldrand östlich der Bourdonnérie-Ferme Aufstellung. Dem eigenen Angriff kam jedoch um 2 Uhr nachmittags der französische zuvor. Nachdem durch dreistündige Feuerwalze die vordersten Teile der Jäger außer Gefecht gesetzt waren, konnte der Franzose vorübergehend beiderseits der Straße Chapelle-Dormans und nördlich der Cressoniére-Ferme Boden gewinnen. Das Bataillon 6 wurde näher herangezogen und erlitt durch Artilleriefeuer und Fliegerbomben erhebliche Verluste. Leutnant Czapla und Offiziersaspirant Scheffczyk fielen. Am linken Flügel wurde der Stoß von Teilen des Jägerregiments 3 aufgefangen. Nur im Walde nördlich Chézy konnte sich der Franzose behaupten. Durch einen entschlossen angesetzten Gegenstoß wurde er in den späten Abendstunden durch die Bataillone 6 und 11 wieder hinausgeworfen. Es kam im dichten Walde zum Handgemenge, wobei Lt. Mally und Offz. Stellv. Würschig sowie neun Jäger verwundet, zwei getötet wurden. Um 5 Uhr nachmittags wurde eine Neueinteilung der Abschnitte der 200. Jägerdivision befohlen. Das schwer zusammengeschossene Jägerregiment 5 wurde herausgezogen und nach Soilly in Reserve zurückgenommen. Bataillon 6 übernahm in der Nacht die Postierung der Jägerbataillone 17 und 18 und stellte bei weiterem Vorgehen fest, dass auch der Südzipfel des Waldes von Chézy vom Feinde frei wäre. Auch für den 17.07. war ein erneuter Angriff der Division geplant; jedoch auch diese Absicht wurde bereits in den Anfängen ihrer Ausführung vereitelt durch einen erneuten französischen Angriff. Von 11 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags ließ der Franzose ein dichtes, schweres Feuer über die braven Jäger hin und herwalzen, ehe er zum Angriff antrat. Vorsichtig, ohne Schwung vorgetragen, gewann der Franzose nur in der Mitte des Jägerregiments 3 Boden. Da traf ihn der Gegenstoß sämtlicher noch verfügbarer Reserven des Bataillons 6 und der Bereitschaften des Regiments 3. Diesen gelang es in erbittertem Waldkampfe, teilweise Mann gegen Mann, den Franzosen wieder bis zum Südrand des Waldes zurückzudrücken. Zahlreiche Gefangene und Maschinengewehre blieben in der Hand der Jäger. Drei Offiziere wurden verwundet: die Lts. V. Bülow, Branke und Speer, außerdem wurden vier Jäger getötet, 14 verwundet und vier vermisst. Die Nacht verbrachte das Bataillon in der Gefechtsbereitschaft, jederzeit einen neuen Gegenstoß erwartend. Ein schwerer Gewittersturm mit Regengüssen ging hernieder und durchnässte die mit Gewehr im Arm liegenden Jäger bis auf die Haut. Der 18.07. verlief ohne besondere Ereignisse; der Franzose hatte sich noch nicht wieder von den verlustreichen Kämpfen der beiden letzten Tage erholt. Da mit einem neuen Angriff gerechnet werden musste, befahl die Division, alle zur Tiefenstaffelung und Tankabwehr notwendigen Vorkehrungen zu treffen. Am Nachmittag wurde angeordnet, dass sämtliche Fahrzeuge und die entbehrlichen Tragetiere in der Nacht zum 19.07. auf das Nordufer der Marne in das Bois Meunière zurückzuführen seien, ebenso sollte die gesamte Artillerie, außer vier Feldbatterien, auf das Nordufer zurückgehen. Die Oberheeresleitung hatte den Entschluss gefasst, das Südufer der Marne zu räumen. Was war geschehen? Der Angriff der deutschen Armee hatte sich auf der ganzen Front festgelaufen; der Feind hatte nach unserem Vorbild die vordere Linie nur schwach besetzt gehalten und den Sturm in einer zweiten Stellung genommen, die schweren Batterien so weit zurückgestellt, dass für die Deutschen zum weiteren Angriff erst ein neuer Artillerieaufmarsch jenseits der Marne erforderlich wäre. Am 18.07. brach für die deutsche Heeresleitung völlig unerwartet der französische General Mangin aus dem Walde von Villers-Cotteret mit erdrückender Übermacht zum Stoß in die Flanke der im Marnebogen stehenden deutschen Divisionen vor. Am gefährdetsten waren die Flügelkorps der 7. Armee, die am Nordufer der Marne am Chateau-Thierry zusammengedrängt fochten und die Korps Wichura und Conta, die auf dem Südufer des Flusses völliger Vernichtung ausgesetzt schienen. Es gelang zwar, den Stoß in einer rückwärtigen Linie aufzuhalten, ein zurücknehmen der südlich der Marne kämpfenden Truppen ließ sich nicht mehr umgehen. Die mit so großen Erwartungen begonnene Schlacht musste abgebrochen werden. Am 19.07. lab wieder lebhaftes Störungsfeuer auf den Stellungen im Hintergelände und auf den Marnebrücken, die wieder durch zahlreiche Bombengeschwader beworfen wurden. Während die Regimenter 3 und 5 bei Anbruch der Dunkelheit die Marnebrücke überschreiten sollten, erhielten die Bataillone des Jägerregiments 4 den Befehl, den Rückzug zu decken und erst nach Überschreiten sämtlicher teile der Division in der Frühe des 20.07. das Südufer zu räumen. Starke Offizierpatrouillen sollten am Feinde bleiben, um den Abmarsch zu verschleiern. Der Übergang erfolgte planmäßig und ohne vom Feinde bemerkt zu werden, doch war der Übergang auf der einzigen noch vorhandenen Brücke, die schon infolge der fortlaufenden Beschießung knietief im Wasser lag, im schweren feindlichen Artilleriefeuer höchst schwierig. Die Offizierspatrouille des Bataillons 6 unter Lt. Danisch, die den Auftrag hatte, bis zuletzt am Feinde zu bleiben, kam in einen Feuerüberfall; der Führer wurde schwer verwundet und musste von seinen Leuten zurückgetragen werden. Als der letzte Jäger die Marne passiert hatte, ließ der Regimentskommandeur am 20.07. 5 Uhr früh die Brücke in die Luft sprengen und trat mit den letzten teilen des Rückmarsch in den Raum von Ronchères an. Gleich darauf setzte starkes Trommelfeuer der Franzosen auf die verlassenen deutschen Stellungen am Südufer der Marne ein. Als der Feind im Morgenlicht angriff und gegen die Uferstraße vorstürmte, stieß er ins Leere.
XX. Kämpfe zwischen Marne und Vesle Vom 21.07. bis 01.08.1918 Eine kurze Rast war den ermüdeten Truppen, die vier Tage und Nächte lang ohne Ruhe jenseits der Marne ausgehalten hatten, am 20.07. gegönnt. Dann hieß es, kämpfend in die Sehnenstellung am Nordufer der Vesle zurückzugehen. Da ungezähltes Heeresgerät südlich dieses Flusses aufgestapelt lag, muss die Armee Böhn noch acht Tage kämpfen, ehe sie sich über den Fluss retten konnte. Am 21.07. marschierte die Division in drei Marschguppen, Gruppe v. Bülow mit den Jägerbataillonen 5,6 und 11 über Chamerie, Cohan und St. Gilles nach Romain, wo 7.30 Uhr abends Quartier bezogen wurde. Während der Divisionskommandeur am 22.07. allen an den letzten Kämpfen beteiligten Truppen anerkennende Worte des Dankes sagte und der Hoffnung Ausdruck gab, dass sie für einige Zeit in Ruhe kämen, traf ein Befehl ein, wonach die Division zur Verfügung des A.O.K. 7 nach Chéry südlich Fismes zurückmarschieren solle. Um 8 Uhr abends trat Bataillon 6 über Fismes den Marsch nach Chery an, wo es am Waldrand westlich des Ortes Biwak bezog. Bis zum 26.07. verblieb das Bataillon in dem Waldbiwak, um dann in vorderer Linie am Südrand des Müllerwaldes in die so genannte „Dorastellung“ eingesetzt zu werden. Um 5 Uhr nachmittags war die Stellung durch das Bataillon 5 in vorderer Linie, Bataillon 6 in Bereitschaft, Bataillon 11 in Reserve besetzt. Während am 27.07. vormittags völlige Ruhe herrschte, wurden am Nachmittag feindliche Kavallerie- und Infanteriepatrouillen im Vorgehen in Richtung Champvoisy gemeldet; bald darauf arbeiteten sich mehrere feindliche Kompanien an die Stellung des Regiments heran, die durch Infanterie- und Artilleriefeuer zum Halten gezwungen wurden. Am folgenden Tag verstärkte sich der Druck des Feindes, so dass das Kampfbataillon auf die Hauptwiderstandslinie zurückgehen musste. Zwei Kompanien des Bataillons 6 wurden in vorderer Linie eingesetzt. Als am 29.07. Uhr vormittags nach stärkstem Wirkungsschießen der feindlichen Artillerie ein Angriff auf die vordere Linie erfolgte und diese in der Mitte durchbrochen wurde, machte sich Bataillon 6 zum Gegenstoß bereit, doch wurde die Lage durch die Bereitschaften des Bataillons 5 wieder hergestellt. In dem starken Feuer wurden die Lts. Kurnoth und v. Arnim des Bataillons schwer verwundet. Letzterer starb bald darauf an den Folgen seiner Verwundung. Der Feind wiederholte noch fünfmal seine Angriffe, wurde aber stets abgewiesen. Auch am 30.07. setzten erneute Versuche des Feindes, die Division zurückzuwerfen, ein, jedoch vergebens. In der Nacht zum 31.07. wurde die 200. Jägerdivision zwecks Frontverkürzung in den Müller-Riegel hart nördlich des Müller-Waldes zurückgenommen. Offizier-Patrouillen blieben im bisherigen Abschnitt, um den Feind aufzuhalten und sich dann kämpfend auf das neue Vorfeld zurückzuziehen. Am 01.08. nachmittags lag wieder starkes Störungsfeuer auf dem ganzen Regimentsabschnitt, dem hintereinander drei Angriffe folgten, doch blieb das Vorfeld restlos in der Hand der Kampfbataillone. In der folgenden Nacht wurde die Division abgelöst. Bataillon 6, als bisheriges Bereitschaftsbataillon, trat um 11:30 nachts den Rückmarsch an, um am 02.08. über St. Gilles, Fismes, Basliey in Glennes mit der wieder gebildeten Marschgruppe v. Bülow vereinigt zu sein. Der Nachtmarsch wurde häufig gestört und erlitt Stockungen durch starkes Störungsfeuer, das der Franzose auf alle Rückmarschstraßen legte; auch niedrig streichende Flieger, die durch Leuchtkugeln das Gelände erhellten, beunruhigten die Truppe. Nach kurzer Rast wurde bereits um 12 Uhr mittags der Weitermarsch über die Aisne angetreten und bei starkem Regen notdürftige Unterkunft in alten französischen Stellungen bei Vasogne bezogen. Am 03.08. erreichte die Marschgruppe be den ehemaligen Dorfstätten Craonelle und Craonne den kampfdurchtobten Boden des Chemin des Dames querend nach anstrengendem Marsche bei regnerischem Wetter das Waldlager westlich Gissone, wo das Bataillon bis zum 05.08. verblieb. Am 06.08. 4:30 Uhr früh wurde es auf dem Bahnhof Coucy les Eppes verladen und in die Gegend von Sedan transportiert. Am 07.08. wurde es in Doucy südlich Sedan ausgeladen und für vierzehn Tage in Francheval in guten Bürgerquartieren untergebracht.