Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)/069

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Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)
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Befehlshaber sich jeden Augenblick und unter den schwierigsten Umständen darauf verlassen können. Der Junge Soldat hat, ehe er zum erstenmal auf den Exerzirplatz geführt wird, auch schon gerade gestanden, sich nach allen Seiten hin gewendet und sich je nach dem Bedürfniß bewegt, ist langsam und schnell gegangen, hat Werkzeuge gehandhabt und sich gegen irgend eine Gefahr gewehrt, überhaupt Alles das auch schon gethan und ausgeübt, was von nun an in einer andern Art und Form von ihm verlangt wird -- muß sich also auch im Stillen fragen, weshalb denn dies Dinge so durchaus anders von ihm gemacht und geübt werden sollen? und für die Beantwortung solcher Fragen ist allerdins auf dem Exerzirplatz weder Zeit noch Gelegenheit, im Instuktionsbuch aber desto mehr, und kann hier ein gutes und erfahrensd Wort wohl zur Nachhülfe und zum Verständniß dienen.

      Ersten: soll der junge Soldat auf dem Exerzirplatze nicht allein die körperlichen Fertigkeiten erlernen, welche für seine Stellung, Bewegung und Waffenhandhabung zusammen und gleichzeitig mit Andern nöthig sind, sondern er soll auch zum Soldaten gemacht, das heißt: es soll ihm beigebracht werden, daß er, so lange sein Vorgesetzter vor ihm steht, keinen eigenen Willen haben darf, -- daß er ohne Zaudern oder Besinnen augenblicklich Dasjenige auszuführen hat, was ihm als Befehl zugerufen wird, wenn er auch keine Veranlassung oder keinen Grund dafür erkennen kann, -- daß er sich nur als ein Theil des Ganzen betrachtet und, ohne Rücksicht auf eigene Bequemlichkeit oder Wohlfahrt, seine Ehre und seinen Stolz nur darin sucht, das, was der Vorgesetzte von Allen verlangt, auch für seien Theil möglichst schnell, gut und wirksam auszuführen. Dazu muß er Manches, bis dahin Gewohnte, verlernen und Vieles, ihm nicht gleich Verständliche, lernen, was aber Alles zusammen und im rechten Verhältniß erst den vollkommenen Soldaten ausmacht.

      Zweiten: soll er seines Körpers und aller seiner Gliedmaßen mehr und besser Herr werden lernen, als bisher, weil ihm im Kriege und vor dem Feinde größere Anstrengungen seiner Körperkräfte zugemuthet werden müssen, er sich nicht nach Belieben ausruhen kann und er überhaupt das Aeußerste leisten muß, dessen die menschliche Natur fähig ist. Warum ist der Arm eines Schmiedes so sehr viel stärker und auch wohlgeformter, als anderer Menschen ? weil er ihn durch die Führung des schweren Hammers übt. Warum leistet der Postbote, der wandernde Handwerksbursche mehr im Zurücklegen großer Entfernungen, als andere Menschen? weil Gehen seine täglich wiederkehrende Aufgabe ist. darum soll dem Soldaten mit der Zeit das Gewehr so leicht wie eine Feder werden, darum soll er sich ohne Erschöpfung bewaffnet, bepackt und im fortwährend richtigen Verhältniß zu seinen Neben- und Vorderleuten rasch bewegen lernen, darum wird gleich von Anfang an die vollste Anstrengung für jede seiner körperlichen Bewegungen von ihm verlangt, weil nur dadurch ihm später Alles leichter wird und ihn nicht in dem Grade anstregt wie Andere.

      Wenn bei der Stellung von ihm verlangt wird, daß er die Hacken fest zusammennimmt, beide Füße genau in einen sogenannten rechten Winkel stellt, die Brust heraus, den Kopf gerade, die Hände an die Hosennath zu halten hat, so ist das nichts Willkürliches, sondern hat seinen guten Grund in dem Bau des menschlichen Körpers und in der Nothwendigkeit, ihm eine Stellung zu geben, aus welcher alle Bewegungen desselben sich am leichtesten entwickeln.

      Der Soldat soll auf dem möglichst kleinsten Raume, den er im Gliede einnimmt, so fest wie möglich stehen und das wird durch das Zusammennehmen der Hacken erreicht. Allerdings genügt es zum Stehen, wenn der Körper nur auf einem Fuße ruht und der andere zur Stütze beliebig daneben steht, wie beim: Rührt Euch! Aber ausschreiten kann man nicht, wenn der Körper nur auf Einem Fuße ruht, und dazu soll der in Reih' und Glied Stehende doch jeden Augenblick bereit sein. Versuche es einmal Einer, aus