Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)/066

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Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)
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den Helm der Kürassiere den Säbel der leichten Cavallerie, die Epauletts der Ulanen, die Farbe der Jäger, die blaue Unterscheidungsfarbe der Gendarmerie, die Garde Litze, auch bei den Linien-Armee-Corps, und neben der rothen Hosennath noch zwei Besatzstreifen, wie die Offiziere des Generalstabs, aber von hellblauer Farbe.

      Den Schluß der besonderen Uniformen möge die eines Invaliden von der Leib-Compagnie des Berliner Invaliden-Bataillons machen, weil dies außerhalb Berelins auch nicht oft zu sehen sein möchte. Der Schmuck der Achselklappen ist bereits auf Seite 55 abgebildet worden.

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      Passepoil -- sprich: Passepoahl -- von den beiden französischen Worten passer, in diesem Falle: darüber hinausgehen, vorstehen, hervorstehen, und poil: das Haar, der Strich des Tuches, die rauhe Seite am Sammet -- wird der hervorstehende, meist andersfarbige Rand an einer Achselklappe, Aermelpatte oder einem sonstigen Theile der militärischen Bekleidung genannt; abgekürzt: Paspel, und deutsch: Biese. Der rothe Streifen an der Hosennath auf der Außenseite des Schenkels, und jede Einfassung aus anders farbigem Tuche heißt Biese, Paspel oder Passepoil. auch die Schnüre, wenn sie als Einfassung gebraucht werden, heißen so, z. B. ein Freiwilligen-Paspel.

      Bandolier -- von dem französischen Wort Bandoulière -- heißt: der Trageriemen, das Schultergehänge, das Wehrgehenk, also diejenigen starken ledernen Riemen, an denen stwas über der Schulter getragen wird, z. B. die Cartouche und der Karabiner der Cavallerie, bei der Infanterie der Tornister und der Brodbeutel. Wenn der Mantel gerollt und über die Schulter gehängt getragen wird, so heißt das: en bandoulière, sprich: ang Banduljehre. Früher hatte die Infanterie, als sie noch das Seitengewehr und die Patrontasche über die Schulter gehängt trug, dazu zwei Bandoliere, ein Patrontaschen-Bandoliere und ein Säbel-Bondolier; jetzt wird beides am Leibgürtel getragen.

      Patrontasche oder Patronenstasche heißt diejenige Ledertasche, in welcher die Munition der Infanterie, das heißt die Patronen, also die zum Schießen fertig gemachten und gefüllten Papierhülsen getragen werden, in denen das Pulver mit der Kugel und dem Zündspiegel verbunden ist. Eine Patrone heißt eigentlich eine Form oder ein Muster, beim Militär aber Ladung, Einsatz, Schußhülle, und kommt eigentlich davon her, daß man Papier, in welcher das Pulver und die Kugel eingewickelt und eingeklebt werden, nach einem bestimmten Muster oder Form, also nach einer Patrone, schneiden muß damit sie durchaus gleichmäßig gemacht werden. Die Patrontasche muß nun so eingerichtet sein, daß sie ihren Inhalt an Patronen vor dem Naßwerden und vor Entzündung schützt, daß die Patronen möglichst fest in ihr liegen, leicht greifbar sind und nicht verletzt werden könnnen. Bei der Cavallerie heißt die Patrontasche Cartouche, sprich Kartusche.

      Invalide, von dem lateinischen Worte Invalentia, die Kraftlosigkeit, das Unvermögen, abgeleitet, bedeutend im militärischen Verhältnisse einen Dienstunfähigen, einen Ausgedienten, einen Kriegsalten, der in Folge des Dienstes, gleichviel ob durch Verwundung oder Abnahme der Körperkräfte invalide geworden. Eine Invaliden-Comapgnie ist also eine ganze Abtheilung solcher Dienstunfähigen, ein Invalidenhaus ein Haus, in welchem die durchaus für den Dienst untauglich Gewordenen einquartiert und verpflegt werden. ""Er ist invalide" wird als gleichbedeutend mit "er ist im Militärdienst dienstunfähig geworden", "er ist ein Invalide geworden" aber für die Aufnahme eines Soldaten in eine Invaliden-Abtheilung gebraucht. Gewöhnlich sind Invaliden alt; aber es kann auch noch sehr junge Invaliden geben, wenn sie durch Verwundungen, einen Sturz, eine Krankheit, Anstrengung im Dienst u. s. w. krank und unfähig geworden sind, alle Obliegenheiten ihres Standes zu erfüllen.