Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)/061

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Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)
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Datei:Garde-Uniform Gardes du Corps

      Außer diesen Unterscheidungs-Zeichen auf den Achselklappen, giebt es aber auch noch ganze Uniformen und große Uniformstücke, welche ihre ganz besondere und zwar geschichtliche Bedeutung haben, z. B. die hier abgebildeter Gala-Uniform des Regeiments der Gardes du Corps, und das ist gewiß eine Uniform, die selbst ein der Preußischen Armee nur von Wenigen gekannt ist! Man kann lange Jahre in der Armee gedient, ja einige Feldzüge in ihr mitgemacht und sonst auch keinen Mangel an Paraden, Manövern, ja selbst Königs-Revüen gehabt haben, hat sie aber doch nicht zu sehen bekommen, wie sie denn überhaupt nur von Wenigen, nicht einmal von dem ganzen Regimente, und nur bei gewissen Gelegenheiten im Innern der Königlichen Palläste und Schlösser getragen wird. Bei dem Regiment der Gardes du Corps ist nämlich ein Theil der Leib-Compagnie dazu bestimmt, bei den großen Staats- und Hoffestlichkeiten in Berlin den Ehren-Wachtdienst an den Thüren der Königlichen Gemächer zu thun, z. B. beim jährlichen Krönungs- und Ordensfeste, bei den Kapiteln des Schwarzen Adler-Ordens, bei Vermählungen und Taufen in der königlichen Familie, oder wenn die Königliche Krone aus dem Kron-Tresor geholt wird oder fremde Monarchen dem Königlichen Hof besuchen, kurz, wenn es darauf ankommt, die ganze Pracht des Königthums zu zeigen. Diese Mannschaften werden die Gala-Wache genannt, und daß dazu weder die Kleinsten, noch die Häßlichsten ausgesucht werden, versteht sich wohl von selbst. Sie erscheinen natürlich im höchsten Staat, mit glänzend geputzten hohen Steifstiefeln, weißen Beinkleidern, dem weißen Koller, mit dem silbernen Adler auf dem Helme und hohen weißen Stulphandschuhen. Zu dem Allen kommt aber auch die Super-Weste, wie sie hier abgebildet ist, in Küraß oder Panzer,, statt aus Metall aus rothem Tuch, mit einer weißen Borte eingefaßt und unter dem Pallasch-Gurt in einen nur handbreiten, zu kleinen Rollen zusammengezogenen Schooß endigend, der ebenfalls weiß eingefaßt ist. Sowohl auf dem Brust-, als auf dem Rückenstück dieser Superweste ist der Stern des Schwarzen Adler-Ordens in weißer Wolle gestickt, das Orange Mittelschild, der schwarze Adler in demselben sowie die Buchstaben der Devise: Suum cuique! aber in den richtigen Farben, so daß ein Garde du Corps in der Superweste aussieht, wie ein Wächter oder Herold des Schwarzen Adler-Ordens. Oeffentlich, selbst bei den feierlichsten Gelengenheiten, außer bei der Krönung 1861 in Königsberg, werden die Superwesten nie getragen; sehen kann amn sie also nur, wenn man das Recht hat, das Innere der Königlichen Schlösser bei solcher Veranlassung zu betreten. -- Die Form dieses besonderen Parade-Uniform-Stücks findet sich bereits bei den privilegirten Corps der Königlich Französischen Haus-Truppen unter König Ludwig XIV., im 17. Jahrhundert, und wie die Garde du Corps selbst von anderen Staaten nachgeahmt wurde, so auch diese eigenthümliche Tracht eines Tuch-Panzers desselben. Ob die Garde du Corps, welche der Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg 1692 errichtete, auch schon Superwesten trug, darüber hat sich keinen bestimmte Nachricht erhalten. Als König Friedrich II. im Jahr 1740 aber die von seinem Vater aufgelöste Garde du Corps seines Großvaters wieder herstellte, da erhielt sie auch für feierliche Gelegenheiten diese Superwesten. Später kamen sie indessen