Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)/037

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Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)
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selten und durch so außerordentliche Umstände -- z. B. eine 50jährige Dienstzeit als gemeiner Husar -- veranlaßt gewesen, daß sie nicht mit angeführt zu werden brauchen, wenn es sich darum handelt, einem jungen Soldaten zu zeigen, was er bekommen kann. Jedenfalls ist das Schützen-Abzeichen leichter und die Landwehrdienst-Auszeichnung sicherer zu haben, als der Rothe Adler-Orden 4ter Klasse und das Militär-Verdienstkreuz!

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Woran man die Vorgesetzten erkennt.

      Haben wir somit erfahren, welche Auszeichnungen jeder Soldat und Unteroffizier sich erwerben kann, so kommt es darauf an, die Abzeichen und Auszeichnungen kennen zu lernen, welche die Vorgesetzten aller Grade des Offizierstandes führen, um sie sofort zu erkennen, ihnen den gebührenden Gehorsam leisten und die rechten Honneurs erweisen zu können.

      Das ist zunächst da Epaulett -- sprich: Epolett -- oder Schulterstück, -- denn épaule heißt in der französischen Sprache: Schulter -- die Schärpe und das Portepée.

      Das Portepée ist dasjenige Band, welches ursprünglich dazu bestimmt war, zu verhindern, daß dem mit dem Degen Fechtenden die Waffe aus der Hand geschlagen wurde oder sie ihm entfalle. Zu diesem Zwecke wurde das Band um die Handwurzel geschlungen, so daß das Degengefäß, selbst wenn es auf irgend eine Art der Hand emtfiel, leicht wieder ergriffen werden konnte. Daher kommt denn auch der Name, denn porter heißt tragen und épée der Degen. Nach und nach ist dieses Degenband zu einem Schmucke und durch die Farben auch zu einem Kennzeichen für die Nationalität geworden, bei uns Preußen also Silber und Schwarz, bei den Oesterreichern Gold und Schwarz, bei den Mecklenburgern Gold, Roth und Blau u. s. w.. So ist das silberne Portepée in der Preußischen Armee das Kennzeichen des Offizierstandes überhaupt, und trägt es daher der jüngste Second-Lieutnant wie der Feld-Marschall, ohne Unterschied in der Form. Bei dem Portepée-Fähnrich und dem Portepée-Unteroffizieren deutet es an, daß der Träger den Offizierstand erwerben will, bei den Feldwebeln, Stabs-Hautboisten und am Ehrendegen, daß sie nach den Offizieren die höchste Stellung unter den Unteroffizieren und eine ausgedehntere Befehls-Befugniß als diese haben. Die Erwerbung des Portepées und die Gestattung, es tragen zu dürfen, ist daher immer eine Auszeichnung.

      Die Schärpe ist das Dienst- und Feldzeichen des Offizierstandes und wird eben deshalb nur im Dienst getragen. Wie das Portepée überhaupt den Offizierstand erkennen läßt, so ist die Schärpe, daß der Träger derselben sich im Dienste befindet. Sie ist aus der in früherer Zeit üblichen Feldbinde entstanden, die jeder zum Kriege Aufgebotene nach Belieben in Farbe und Form anlegen konnte, um damit seine Zugehörigkeit zu einer Stadt, Corporation, Gilde oder Nationalität zu bezeichnen, auch wohl die Lieblingsfarben seiner Geliebten zu zeigen. Wie das Portepée erhielt die Schärpe nach und nach eine schmuckvollere Form, wurde übereinstimmend für Alle nach einem bestimmten Muster angefertigt und zeigte ausschließlich die Farben des Landesherrn, in Preußen also wieder Silber und Schwarz. Sie wurde im vorigen Jahrhundert um den Leib, mit den Frangen-Puscheln nach vorn getragen, seit 1907 aber nach Russischem Muster hinten neben dem Degen verschlungen. Bei den Regimentern Nr. 93 bis 96 wird übrigens die Schärpe und das Portepée mit rother Seide durchwirkt getragen. Auch diese Zierde ist in dem gesammten Offizierstande gleich geformt, nur wird sie von den Adjutanten über die rechte Schulter nach der linken Hüfte getragen, was für alle Adjutanten, vom