Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)/003

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Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)
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Gäbe es im Frieden vierte Bataillone, so würde bei diesen die Eichel hellblau sein, während sich die Schieber und Kränze nach den Farben 1 bis 4 ebenso wie bei den ersten drei Bataillonen ändern müßten.

      Sonst giebt es keine äußeren Zeichen, an denen man die Compagnien erkennen kann.

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      Ehe wir weitergehen, müssen wir aber die bisher schon vorkommenden Namen und Bezeichnungen erklären, welche im Soldatenstande angenommen und eingeführt sindm und mit denen der junge Soldat zunächst Bekanntschaft machen muß.

      Infanterie heißt Fußvolk, also diejenigen Soldaten, welche zu Fuß zu fechten bestimmt sind. Wo diese Benennung herkommt istn nicht mit Gewißheit zu sagen, Man glaubt aber, die stamme von denjenigen Regimentern zu Fuß her, welche in Spanien für den Infanten, -- so heißt dort der Sohn des Königs, -- errichtet wurden. Ein Infanterist ist also gleichbedeutend mit Soldat zu Fuß. Obgleich in der Preußischen Armee auch die Infanterie-Regimenter des Garde-Corps: Garde-Infanterie-Regimenter genannt werden, so heißen doch das 1ste bis 4te dieser Regimenter "Garde-Regiment zu Fuß". Es heißt auch nicht INfanterie-BAtterie, sondern Fuß-BAtterie, Aber es heißt Infanterie-Division und Infanterie-Brigade.

      Compagnie -- ausgesprochen: Kompanih -- ist ein französisches Wort und heißt Genossenschaft, Gesellschaft, entspricht also dem altdeutschen, nicht mehr gebräuchlichen Wörtern Kumpane und Kumpanei, womit früher ein Fähnlein Soldaten bezeichnet wurde. Die Compagnie soll im Kriege 250 Mann stark sein, ist aber im Frieden viel schwächer. Sie steht unter einem Hauptmann oder Compagnei-Chef, welcher mehrere Offiziere und Unteroffiziere unter seinem Befehle hat, und wird in zwei Züge mit Sectionen für das Ueben und für den Krieg, für die Verwaltung, Verpflegung und Aufsicht aber in Inspectionen und Corporalschaften getheilt. Jedes Bataillon hat 4 Compagnien, und da 3 Bataillone ein Regiment bilden, so hat jedes Infanterie-Regiment 12 Compagnien.

      Escadron ist dasselbe bei der Cavallerie oder Reiterei, was die Compagnie beim Fußvolk ist.

      Regiment Gardes du Corps -- ausgesprochen Gardedükohr -- heißt mit französischem Namen die Leibwache des Königs zu Pferde, denn Gardes heißt Wächter und corps der Leib oder Körper. Es ist dies das erste Cavallerier-Regiment der Armee und garnisonirt mit seinen 5 Escadrons in den drei Residenzen (d.h. Hauptwohnsitzen) Sr. Majestät des Königs Potsdam, Berlin und Charlottenburg. Es ist das einige Cavallerier-Regiment, welches, außer der Bezeichnung Escadron für seine 5 Abtheilungen, auch noch die von Compagniern für jede Halb-Escadron hat, was aus dem vorigen Jahrhundert herstammt, wo es z.B. bei den Dragonern nur Compagnien und bei den Husearen auch Bataillons gab. Daher kommt dann auch die Bezeichnung Leib-Compagnie für die 1ste Halb-Escadron.

      Chef -- ausgesprochen: scheff -- heißt Haupt, Oberhauptm Vorgesetzter, Befehlshaber, Anführer und wird in der Preußischen Armee in sehr verschiedener Bedeutung gebraucht.

      Zunächst ist Se. Majestät der König Chef der ganzen Armee und Marine, also Oberhaupt und Ober-Befehlshaber.

      Dann giebt es Chefs von Regimentern, Das ist nicht der Oberst oder Stabs-Offizier, welcher das Regiment befehligt, sondern ein Fürst oder ein General,welchem Se. Majestät der König das Regiment verliehen hat, worauf es entweder nach seinem Chef genannt oder der Name desselben an der Spitze des Offizie-Corps in der RAng- und Quartierliste geführt wird. Wir haben Regimenter, welche nach ihren Schefs genannt werden, z. B. Regiment Kronprinz, Artillerie-Regiment Feldzeugmeister, Regiment Königin und Königin