Heydekrug/Friedhof2
Städtischer Friedhof von Heydekrug
Mitten in der Stadt liegt ein Park mit einem einzelnen Grabstein. Eine Gedenktafel berichtet von der Vergangenheit dieses ehemaligen Friedhofes.
Die Bilder wurden im Mai 2014 aufgenommen und von Peter Wallat zur Verfügung gestellt.
Gedenktafel - Übersetzung
Der Friedhof von Gut Heydekrug
Der Friedhof des Gutes Heydekrug wurde nach 1830 gegründet, ungefähr zur gleichen Zeit wie der neue evangelisch-lutherische Friedhof zwischen Szibben und Werden, als der alte, überfüllte Gemeindefriedhof von Heydekrug im Kirchspiel Werden geschlossen wurde. Bis 1819, als es noch nicht an einen Privatbesitzer verkauft war, war Gut Heydekrug ein verpachtetes Staatsgut; deshalb konnte offensichtlich keine Genehmigung für die Gründung eines Friedhofes auf gepachtetem Grund gegeben werden. Die Möglichkeit, einen Gutsfriedhof anzulegen, bot sich nach 1819, als das Gut privatisiert und der alte Friedhof der Ansiedlung geschlossen wurde.
Vor der Einrichtung des Gutsfriedhofes wurden die Eigentümer des Heydekruger Gutes (das Gut wurde 1721 gegründet), ihre Familienmitglieder sowie alle anderen Mitglieder des Kirchspiels auf dem oben erwähnten Heydekruger Kirchhof beerdigt. Es ist bekannt, dass dieser Friedhof die letzte Ruhestätte des Gutsbesitzers Ewald Radcke (1741-1785)[1], seiner Mutter Louise Regina geb. Werner (1711-1785)[2] und seines Sohnes Franz Wilhelm Radke (1770-1840)[3] mit dessen Frau Henriette Amalie geb. Brandenburg (?-1818)[4] wurde. Das erste Mitglied der Heydekruger Gutsbesitzer-Familie, das auf dem neu gegründeten Gutsfriedhof beigesetzt wurde, war das Kind Camelie Radke (1844-1845). Ihr Grabmal war das erste auf dem Gutsfriedhof.
Der Platz für den Gutsfriedhof wurde am Rande des Gutsgeländes ausgewählt, wo er an das Gemeindeland von Szibben grenzte. Nach den Daten des Heidekruger Grundregisters von 1882 betrug die Grundfläche des Friedhofes 17.1 ha, die Fläche für die Zufahrt betrug 5.4 ha.
Dieser Friedhof ist die letzte Ruhestätte der Gutsbesitzerfamilien Radtke und Scheu (insgesamt wurden dort 20 Personen beerdigt: 18 gehörten zur Familie Radtke, 2 zur Familie Scheu). Es ist bekannt, dass die Radtkes das Heydekruger Gut von 1752 bis 1889 besaßen, danach bis zum Ende des 2. Weltkrieges gehörte das Gut der Familie Scheu. Durch eine Verfügung im Kaufvertrag wurde vereinbart, daß der neue Eigentümer des Gutes zusätzlich zum Gutsgrundstück den Gutsfriedhof erwirbt, mit der Bedingung, diesen zu unterhalten und die Familiengräber des früheren Besitzers zu pflegen.
Im Jahre 1930 ließ der damalige Gutsbesitzer Hugo Scheu[5] den Gutsfriedhof einzäunen, eine Zufahrtstraße anlegen und die verbliebenen Grabkreuze mit schwarzer Ölfarbe streichen. Zu dieser Zeit wurden alle Gräber des Gutsfriedhofes registriert. Es gab 5 Gruppen von Gräbern auf dem Friedhof. Die zahlreichste und bedeutsamste Gruppe umfasste 7 nicht eingezäunte und mit großen Metallkreuzen versehene Gräber der folgenden Personen: der Gutsbesitzer Richard Eduard Radcke (1805/10/05-1863/06/25)[6], seine erste Frau Auguste geb. Hager (1814/05/16-1846/10/26)[7], seine zweite Frau Friedericke geb. von Trentovius (1821/10/06-1880/02/25)[8], die Mutter der Letzteren, Catharina von Trentovius geb. Gottschalk (1796/03/14-1872/05/01)[9], des Gutsbesitzers Kinder aus seiner ersten Ehe, Camelie (1844/10/30-1845/12/15) und Oskar (1842/10/03-1847/08/08), und der Bruder des Gutsbesitzers, Carl Radke (1817/03/22-1869/05/22)[10]. Die sterblichen Überreste von Richard Radcke und seiner zweiten Ehefrau wurden in einer Gruft aus Ziegelsteinen, die mit Eichenbrettern und einer 1 Meter hohen Erdschicht bedeckt wurde, beigesetzt.
Das zweite Familiengrab bestand aus 4 Gräbern, eingefasst von hohen Gußeisenzäunen mit einzelnen Toren. Die Gräber hatten 75 cm hohe Grabsteine aus hellem Granit. Es war das Familiengrab des Bruders des Gutsbesitzers Richard Radcke: John Alexander Radke (1814/11/25-1868)[11], seine Frau Malwine geb. Gerhardt, ihre Kinder Hermann (1846/10/16-1848/08/26) und Max (1848/07/16-1850/04/06).
Das dritte Familiengrab mit fünf nicht eingezäunten Grabstätten war das der Familie Rogge. Es gibt keine genauen Daten zu den Personen, die dort beerdigt wurden. Es ist nur bekannt, daß eine Schwester des Gutsbesitzers Richard Radke, Lucinda (1802-1848)[12], verheiratet war mit dem Gutsbesitzer vonNeu Hermannlöhlen, Samuel Rogge (1797-1874)[13]. Daher sind vermutlich die sterblichen Überreste der oben erwähnten Gemahlin und ihrer Kinder in diesem Grab beerdigt worden.
Eine separate Gruppe von Gräbern bestand aus zwei Grabstätten, umzäunt mit hohen Gußeisenzäunen mit zweiflügeligen Toren. Das waren die Gräber zweier Söhne des Gutsbesitzers Richard Radcke: aus erster Ehe Alfred Radke (1840/10/29-1903/03/21) und aus zweiter Ehe Eduard Radke (1863/09/22-1904/12/30)[14].
Die letzte Gruppe mit zwei Grabstätten war die der Familie Scheu. Der Gutsbesitzer Dr. Hugo Scheu (1845/04/01-1937/07/25)[15], der Förderer der Stadt Heydekrug, wurde in der Backstein-Gruft beerdigt. Über seinem Grab wurde ein Grabmal aus schwarzem Schwedischen Granit errichtet. Etwas früher wurde sein Sohn Erich Scheu (1876/12/03-1929/06/29)[16] in der Nähe des Vaters zu seiner letzten Ruhe gebettet.
Die Zerstörung des Gutsfriedhofes begann zum Ende des 2. Weltkrieges und in der frühen Nachkriegszeit. Bereits im Mai 1945 wurden die Grabmale heruntergerissen und die Gräber mit einem Bulldozer dem Erdboden gleichgemacht. In den 6oer-Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Grundfläche des zerstörten Friedhofs in das benachbarte Grundstück der Hydraulik-Antrieb-Fabrik eingegliedert, das mit einem Bretterzaun umgeben war. Ein hölzernes Lagerhaus mit Außengebäuden wurde über dem ehemaligen Friedhof errichtet.
Die Vermessung und das Herrichten des Gebietes des Gutsfriedhofs gab in Zusammenhang mit der Restaurierungs-Bewegung und der litauischen Unabhängigkeit Anlass zur Sorge. Die erste Initiative kam von der damaligen Höheren Schule Nr. 1 (jetzt Gymnasium Heydekrug Nr. 1) der Stadt Heydekrug. Es erforderte bedeutende Zuwendungen, das Lager über dem Friedhof und den Zaun um die Hydraulik-Antrieb-Fabrik herum etwa 1990 abzureißen.
Einige Zeit später wurde ein Teil der Gräber aufgegraben, die sterblichen Überreste des Gutsbesitzers Hugo Scheu identifiziert und wieder beigesetzt. Zuerst wurde sein Grab mit einer hölzernen Grabtafel markiert; das komplette Friedhofsareal wurde mit Rasen belegt. In Ausführung des letzten Willens des Gutsbesitzers wurde 1999 das hölzerne Grabmal durch einen Feldstein ersetzt.
2003 wurde der Gutsfriedhof als Ergebnis einer örtlichen Initiative in das Register der Kulturellen Güter der Republik Litauen aufgenommen.
Die Übersetzung der Gedenktafel aus dem Englischen hat freundlicherweise Erika Carstens übernommen und hier zur Verfügung gestellt