Herforder Chronik (1910)/564

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Herforder Chronik (1910)
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Herforder Chronik 1910.djvu
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übel geraten ist an dem Kalbe. Nicht daß sie durch den äußerlichen Gottesdienst fromm werden sollten und Vergebung der Sünde erhalten, sondern weil es ein Bündnis (?) wäre, daß ihnen die Abgötterei damit gewehret würde, und sie sich darin übten und vergessen ihre eigenen Gottesdienste und daß sie daraus lernen, aus Figuren (Bilder) und einem Schimmer das Reich des zukünftigen Messias, unseres Herrn Jesu Christi (?). Aber was ist geschehen? Sie haben den rechten Brauch fahren lassen und[GWR 1] allen Trost in äußerlichem Wandel gesucht, haben Sabbate, Feste, Neumond gehalten, geopfert, georgelt und gesungen ohne Gott zu fürchten und zu loben, und ohne Nächstenliebe usw. Böse inwendig, schön im Wandel vermeinten sie also, Gott wäre ihr Dienst angenehm. Darum hat es Gott alles verworfen durch die Propheten, wie wir lesen im Jesaias, Amos, Micha, Hosea, den Psalmen; und Stephanus Apostelgeschichte 7 wirft den Juden vor, daß sie von Anbeginn nicht von Herzen und wahrhaftig Gott gedienet haben, sondern daß Gott von ihrem Dienste nie etwas gewußt habe. Zum andern ist zu wissen, daß die christliche Kirche Moses mit seinen Zeremonien nicht für nötig halten darf, denn da die Sonne - der Glaube an Christus - mit seinen Strahlen aufging, da verschwand alsbald das Schattenbild der mosaischen Ordnungen und Zeremonien. Wie auch zuvor gesagt war durch die Propheten und wie da steht, das Gesetz und die Propheten haben bis auf Johannes gereicht, so sind nun diejenigen in großem Irrtum, die in dem Reiche Christi in den Kirchen Mosen mit vielen Zeremonien, Räuchern, Orgeln, Fasten, Lampen und Leuchtern hineingebracht haben und uns der Juden unerträgliche Bürden aufgeladen haben, darüber hinaus noch erdichtet haben ohne Maß unzählige prunkende Kirchenfeste, Klingen und Singen, und sind in Eitelkeit gefallen, da doch das, was nötig war, nämlich die Predigt des Wortes Gottes und die rechtschaffene Austeilung der Sakramente unterblieben ist; alsdann pflegt Gott Sünde mit Sünde zu strafen. Zum dritten wollen wir nicht, wie es nötig ist, die Sünden vergeben - wie Juden und Papisten getan haben, ohne Evangelium und Sakramente zu ehren - und wollen es damit in unsern Kirchen gehalten haben wie Heliseus mit dem Harfenklange. Wir wollen zum innigen Beten und fleißigen Anhören des Wortes Gottes, zum feurigen, ernstlichen und herzlichen Danksagen und zur Übung unserer Jugend in lateinischer und deutscher Sprache singen und lesen; kurz zur Besserung und Erbauung unserer christlichen Gemeinde und Jugend kurze, reine und göttliche Zeremonien einführen, wie uns Christus befohlen hat durch seinen Diener Paulus 1. Kor. 11, 14; Col. 3. Eph. 5. - Und wollen es nun in den Zeremonien der Metten und Vesper also halten:

Die Zeremonien der Messe.

Wir lassen es dabei bewenden, daß unsere Priester vor den Altären in gewohnter (Mönchs-)Kleidung Messe halten, denn solches äußerliche Ding schadet der Messe und dem Befehle Christi so wenig, als es ihnen nützt, da man doch die Kleider allbereits hat.

Wir tun solches und lassen's geschehen, zu vermeiden Ärgernisse der Schwachgläubigen, wir wissen auch wohl, daß solches nicht nötig ist; auch Christus und die Apostel haben solche Pracht nicht gehabt und weder befohlen noch verboten, sondern haben freigelassen sowohl die Zeit als den Ort, desgleichen, daß sich der Priester wendet zum Volke und was sonst noch in der Messe üblich ist; was nicht gegen die Heilige Schrift ist, lassen wir so bleiben, denn alles was nur möglich gewesen (nach) Gottes Wort zu dulden, ist unverändert



Anmerkungen der GenWiki-Redaktion (GWR)

  1. Druckfehler in Textvorlage: uud