Herforder Chronik (1910)/511
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1813
und nachdem sich der König durch die Flucht gerettet, das Militair entwafnet und entlassen sey. Es bestätigte sich diese Nachricht auch demnächst dahin, daß der Russische General Tschernitscheff mit einem Corps leichter Cavallerie vorgedrungen, diesen Coup ausgeführt, sich jedoch demnächst über Göttingen nach Halberstadt zurückgezogen habe.
Am 10. October erging ein, nach erfolgter Zurückkunft des Königs, durch den General Alix erlassener allgemeiner Aufruf an die durch den Einfall der Russen zersprengten Militairs, sich bei ihrem Corps wieder einzufinden, und es mußten in Gemäßheit desselben, alle in ihre Heimat zurückgekehrten Soldaten gesamelt und zur weiteren Disposition nach Cassel geschickt werden.
Schon war durch Reisende die Nachricht von der glücklichen Schlacht bei Leipzig am 18. October verbreitet, und es hatte dies auf die hiesigen Einwohner bereits solchen Eindruck gemacht, daß, als Sonntags den 24. October die gewöhnliche Bürgerwache aufzog, solche, nach erhaltener Erlaubnis, unter Schlagung des Preußischen Marsches[1] zuerst den Aufzug bewerckstelligte. Am nähmlichen Tage passirte der Französische Tribunals-Präsident aus Minden, auf der Durchreise nach Wesel die Stadt, und wurde nur durch kräftige Maasregeln vor Mißhandlungen von den im Kielbeckschen Hause versammelten erfreuten Einwohnern bewahrt.
Am 26. October wurde die Nachricht von der Schlacht bei Leipzig allgemein bekannt, und dadurch veranlaßt, daß ganze Haufen mit Freude erfüllter Menschen der niedern Classen die Straßen durchzogen, die Luft mit Vivat-Rufen für den wiedererlangten geliebten König Friedrich Wilhelm den Dritten erfülten, und sich jeden Ausbruch von Freude erlaubten. Es fand inzwischen hiebei an diesem, so wie an mehreren anderen Tagen, an denen sich die Freude des Volcks über die eingetretene Veränderung aussprach, irgend eine Unordnung nicht statt.
Am 31. October wurden, nachdem sich die Nachricht vom Anrücken der Russischen Armee in die hiesige Gegend glaubhaft verbreitet hatte, zur Bezeichnung, daß die hiesige Stadt dem Preußischen Staate angehöre an allen 5 Stadt-Thoren und ans Rathhaus der Königlich Preußische Adler, in einem feierlichen von dem Herrn Polizey-Commissair Gräwe, vermöge Auftrags angeführten Zuge, welcher aus den Stadt-Offizieren zu Pferde und einem Theil der Bürger-Compagnien zu Fuß, bestand, und von angemessener Musick begleitet war, feierlich aufgehangen. Am nehmlichen Tage traf der erste Königlich Preußische Officier Nahmens (fehlt) auf der Durchreise hier ein, der von der versammelten Menge mit der größten Freude bewilkommt und vom Volcke fast getragen wurde. Außer diesem kam aber ein Kaiserlich Russischer Officier, der zu einem Detachement Cosacken gehörte,
- ↑ Chronik B sagt: „des Preußischen Zapfenstreiches.“