Herforder Chronik (1910)/496

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Herforder Chronik (1910)
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1808

und solchergestalt gezwungen worden, sich ebenfals nach Herford zurück zu begeben, und endlich um 11 Uhr hier der das Commando führende Bürger Capitain Ebmeier eröfnete, daß auch er mit den bei sich habenden Officiers und Mannschaft aufgehoben und hieher zurück zu kehren in die Nothwendigkeit versetzt sey, und daß er, nur nach erhaltener Verstärckung im Stande seyn werde, auf seinen Posten zurück zu gehen. Auf erhaltene Nachricht, daß letzteres für jetzt nicht zur Ausführung zu bringen, und der Capitain also einstweilen wieder zu Haus kommen solle, fand sich selbiger mit der ebenfals entwafneten Mannschaft ein. Man war zufrieden, daß zu größeren Tätlichkeiten nicht Veranlassung gegeben, und schränckte sich darauf ein, durch einen abgesanten Officier dem Herrn Präfecten sofort von dem Vorgange Kentnis zu verschaffen und selbigem die weitere Verfügung zu überlassen. Das ins Amt Vloto geschickte Kommando, welches von dem Beamten in die Dorfschaften vertheilt worden, aus welchen sich die verlangten vormaligen Soldaten entfernt, war übrigens überal gut aufgenommen.

Am 22. Februar lief die Nachricht ein, daß in den übrigen Ämtern der Grafschaft Ravensberg die aus der Stadt Bielefeld unter Begleitung nicht starcker Husaren-Detachements, abgesante Executions-Commandos von den Bauern und Soldaten, besonders in Schildesche und Werther förmlich angegriffen und voll selbigen unter Verwendung mehrer Husaren und Bürger vertrieben worden, und daß von der sich versammelten Menge unruhiger Menschen die Stadt Bielefeld selbst mit einem Überfall bedroht wäre. Da von Seiten der Tumultuanten des Amtes Enger, öffentlich ausgestoßener Drohung zufolge, auch hieselbst ein solcher Besuch befürchtet werden müssen, so war deshalb hier alles in großer Besorgnis, und es wurden durch Verstärckung der Wachen, ausgeschickte Patrouillen und auf andere Art gemachte Einrichtungen, dahin alle möglichen Veranstaltungen getroffen, um die Aufrührer von der Ausführung eines solchen Vorhabens abzuschrecken. Durch die inmittelst erfolgte Ankunft des Commandanten des Weser Departements, Brigade-General Diener, und des Ober-Präfekt Pestel aus Osnabrück, mit einer starcken Zahl polnischer Reiterei, sowie dadurch, daß von einem in Enger ebenfals eingetroffenen Detachement dieser Truppen, der Haufe Tumultuanten bei der Wiederkehr von Enger, woselbst sich selbiger dem Einmarsch widersetzen wollen, aus einander gesprengt, und eine bedeutende Zahl der Soldaten und Bauern gefangen genommen worden, verminderte sich die algemein verbreitete Furcht schon um ein großes, und gänzliche Beruhigung trat wieder ein, da am folgenden Tage, auch in den übrigen Ämtern die Ruhe wiederhergestelt und die Rädelsführer zur verdienten Bestrafung eingezogen worden.

Am 3. Märtz wurde hieselbst der König Hieronymus Napoleon von Westphalen von der auf dem alten Marckte vor der dort besonders erbauten