Herforder Chronik (1910)/485

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Herforder Chronik (1910)
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1805

Mit dem Monathe Februar endigte sich der seit Anfang des Novembers fast ununterbrochen stattgefundene starcke Winter mit einer großen Wasserfluth und Eisgang, durch welcbe an den verschiedenen Wasserwerken viel Schaden verursacht, und namentlich die Brücke im Steinthore ganz weggerissen wurde.

Am 29. May hielt der Churfürst Wilhelm I. von Hessen als General-Inspecteur über das hiesige Grenadier-Baitaillon Revue, nachdem er hieselbst im Hause des Kaufmann Thorspecken (später Loheyde, heut Maßmann) übernachtet hatte.

Das ganze Frühjahr hindurch war eine ganz außerordentlich kalte und nasse Witterung, die bis zur Mitte des Juli dauerte, so daß bis dahin fast allgemein eingeheizt werden mußte. Durch diese der Winter-Saat sowohl, als besonders der Bestellung der Sommer-Saat sehr nachtheilige Witterung wurde denn eine Steigerung der Getreide-Preise veranlaßt, die bis zum Monat August in eine Theurung dahin ausartete, daß bei den Polizei-Taxen das Berliner Scheffel Waitzen zu 6 Tlr. 18 Mg. und der Rocken zu 5 Thaler im Preise angenommen werden müssen, so daß also das Pfund Schwarzbrodt mit 1 Ggr. 4 Pf. bezahlt werden müssen, und würde bei der sich um vier Wochen verspäteten Ernte ohnfehlbar Hungersnoth eingetreten seyn, wenn nicht von Seiten der Mindenschen Cammer ein bedeutender Vorrath Danziger Rocken herbeigeschafft und vertheilt wäre. Noch mit der Ernte beschäftigt, fiel schon in der Mitte des Octobers Frostwetter ein, welches, einige wenige Zwischentage abgerechnet, bis zum würcklichen Eintritt des Winters fortwährte, und den Landmann an der Bestellung der Wintersaat in der Art hinderte, daß mehrere Ackersleute nicht den dritten Theil des sonst gewöhnlichen Rockens zu sähen im Stande.

Chronik B.

16. September. Der Minister des geistlichen Departements von Massow kommt auf seiner Inspections-Reise der westphälischen Gymnasiums (!) nach Herford und ist besonders mit dem Rector (Direktor) Bergmann sehr zufrieden.

Am 22. September ging unerwartet der Befehl ein, daß die ganze Armee, und also auch das hier garnisonierende Grenadier-Bataillon von Borstel auf den Feld-Etat gesetzt werden sollte, welches denn auch, nach der erhaltenen Ordre, so schleunig geschähe, daß das Bataillon innerhalb 3 Tagen in marschfertigem Stande war.

Am 15. November marchirte endlich das Battaillon aus, und erhielt seine erste Bestimmung nach Lippstadt. An demselben Tage rückte das Regiment von Lettow aus Minden zum Durchmarsch wieder ein, und sezte folgenden Tages seinen March nach Rittberg und Gegend fort. Diesem Regiment folgten kurze Zeit nachher mehrere andere Truppen-Abtheilungen, auch verschiedene Artillerie- und Fuhrwesen-Trains, die zu der Armee gehörten,