Herforder Chronik (1910)/429
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1758
nahm Düsseldorf und Roermonde ein und nötigte dadurch den Feind zum Rückzuge bis Köln. Die außerordentlich schwache, von lauter Mißerfolgen begleitete Heerführung Clermonts war der Grund seiner Abberufung vom Oberbefehl, den nun General Contades übernahm. Das war ein dem Herzog Ferdinand ebenbürtiger Feldherr, mit dessen Amtsantritt eine Wendnng der Dinge sich bemerklich machte. Verstärkt durch bedeutende Truppennachschübe, wandte er seine Front gegen Ferdinand, entschlossen, ihn anzugreifen. Ferdinand mochte es zu einer Schlacht nicht kommen lassen; er ging vom 6. bis 10. August bei Emmerich über den Rhein zurück, um bei Coesfeld, später bei Dülmen, ein Lager zu beziehen, das er bis Oktober behauptete. Kurz darauf folgte ihm Contades, indem er den Rhein bei Wesel überschritt und seine Stellung bei Recklinghausen nahm. So standen sich die Heere gegenüber und hatten nur den Lippefluß zwischen sich.
Das zweite französische Heer in Deutschland unter dem Befehl von Soubise stand am Main. Es hatte das Bestreben, sich mit jener Nordarmee zu vereinigen, wurde jedoch durch das nordwärts von ihm in Hessen aufgestellte Korps des Prinzen von Isenburg in Schach gehalten. Allein Soubise überwältigte Isenburg am 23. Juli bei Sandershausen und rückte nach längerem Aufenthalt im Hessischen über Göttingen bis Nordheim vor. Jetzt erschien es Ferdinand an der Zeit, dem Vordringen der französischen Südarmee einen Riegel vorzuschieben, und zu dem Zweck sandte er Isenburg beträchtliche Verstärkungen, mit deren Hilfe dieser es auch fertig brachte, Soubise aus Hannover nach Hessen zurückzudrängen. Dort nahm der durch das Korps des Generals Chevert verstärkte Soubise eine Schlacht an, die mit der Niederlage der Alliierten bei Lutterberg, nordwestlich von Kassel, am 10. Oktober endigte.
Die beiden von der Lippe getrennten feindlichen Hauptheere hatten sich bis in den Oktober hinein in ihren Stellungen ruhig verhalten, als aber die Nachricht von der Niederlage der Alliierten bei Lutterberg eintraf, suchte Contades durch seinen Vormarsch gegen Hamm dem anrückenden Chevertschen Korps die Hand zu reichen, während Ferdinand, diesen Plan durchschauend, über Münster und Warendorf nach Lippstadt vorging, um jene Vereinigung zu vereiteln. Contades ging bis Werl vor und suchte Ferdinand zu einer Schlacht zu reizen. Dieser aber mochte gegen die günstige Stellung der Franzosen nicht mit zweifelhaftem Erfolge kämpfen. Da ihn König Friedrich durch Truppensendungen nicht unterstützen konnte, wollte er seine geringere Zahl nicht unnütz aufopfern und verhielt sich still. Dadurch aber, daß Contades den General d'Armentières zur Eroberung Münsters abschickte, erreichte er, daß nunmehr Herzog Ferdinand in den letzten Oktobertagen mit seinem ganzen Heere nach Münster aufbrach.
Es war mittlerweile Zeit geworden, an die Beziehung der Winterquartiere zu denken, und so sehen wir die in der Gegend von Hamm befindliche französische Armee am 14. November zum Rhein ziehen, wo sie ihre Winterquartiere von Cleve bis Coblenz ausdehnte. Ferdinand dagegen quartierte seine Truppen im