Herforder Chronik (1910)/351

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Herforder Chronik (1910)
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als Ehrenämter galten. Eine auch für damalige Verhältnisse bescheidene Summe von 40 Reichstalern bildete im Jahre 1630 für den Bürgermeister Dr. Hoier eine Art von Gehalt, zu welchem noch festgesetzte Lieferungen von Brennholz und Hafer für Pferde kamen. Die von K. Meyer angegebene Besoldung eines Bürgermeisters mit 100 Goldflorin = 125 Taler muß in spätere Zeit fallen. Freilich war mit dem Bürgermeisteramt auch die Befreiung von städtischen Lasten, eine gewisse Steuerfreiheit verbunden und die Möglichkeit gegeben, Nebeneinnahmen zu erzielen. Das kann jedoch auch nicht viel eingebracht haben und war außerdem unsicher, und es müssen außer der Ehrenstellung noch ganz andere Vorteile damit verbunden gewesen sein, um das Bürgermeisteramt in Herford erstrebenswert erscheinen zu lassen. Es darf nicht übersehen werden, daß die hohen Herren zu jener Zeit vielfach nebenbei Kaufleute waren.

Die Ratsherren, welcher Kommission oder Deputation sie auch angehören mochten, erhielten aus dem Stadtsäckel direkt gar nichts, wohl aber hatten sie Anspruch auf einen Teil der „Brüchte“, Strafgelder, die von Vergehen in ihrem Amtsbereich in die Renteikasse flossen, doch das waren nur kleine Beträge. Etwas hielten sie sich indessen für ihre Mühe schadlos, wenn sie Besichtigungen vornahmen oder für die Stadt Reisen machten. Und wie die Stadt es verstand, die beschäftigten Ratsherren durch Abhaltung von Festessen bei guter Laune zu erhalten, haben wir an den oben mitgeteilten Ausgabeposten für solche vergnügliche Veranstaltungen gesehen.

Übersieht man in den Stadtrechnungen die für die Mühewaltung der Beamten verbrauchten Summen, so gewinnt man den Eindruck, daß die Stadtverwaltung nicht billig dabei gefahren ist. Teure Verwaltung und Kriegslasten hatten die Stadt in eine Schuldenlast gestürzt, die auf 200 000 Taler geschätzt wird.


Die Fünfziger.

Diese Abschweifung gestattete uns einen Blick in das Getriebe der Stadt Herford, welches von den Händen des Rates abhängig war. Um nun eine höhere Macht sich nicht über den Kopf wachsen, sich von ihr das Heft nicht aus der Hand nehmen zu lassen, glaubte in der Zeit, von der wir reden, der Herforder Rat sich mit aller Macht gegen die Unterwerfungspolitik des Kurfürsten Friedrich Wilhelm stemmen zu müssen. Allein der Widerstand war vergeblich. Seit der Eroberung der Stadt durch den Großen Kurfürsten wehte eine frischere Luft, die viel Veraltetes hinwegfegte, um einen Umschwung der Anschauungen, namentlich auf stadtpolitischem Gebiet, in Herford zu vollziehen.

Die an Kopfzahl sich vermehrende Partei des Kurfürsten in der Stadt folgte nicht mehr so willig und blindlings wie ehedem den Anordnungen des mit Mißtrauen angesehenen und wegen seiner eigenmächtigen Handlungsweise beargwöhnten Rates. Die Bürgerschaft wünschte größeren Einblick und mehr