Herforder Chronik (1910)/267

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Herforder Chronik (1910)
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Was Elisabeth aus der Mitte ihrer Studien und von der Seite des hochgeschätzten Lehrers fortriß, waren die Unglücksfälle im Kreise ihrer Familie. Der Tod des Vaters und mehrerer Brüder, die Hinrichtung ihres Onkels, des Königs Karl von England, und nicht zum wenigsten der Übertritt zweier ihrer Geschwister zur katholischen Kirche mögen ihr das geräusch- und prunkvolle Leben am niederländischen Hofe verleidet haben. Ihr Vetter Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der sechs Jahre zuvor die Regierung des väterlichen Erbes als Kurfürst angetreten hatte, nahm sie freundlich an seinem Hofe auf. Vorübergehend besuchte Elisabeth ihre Heimat Heidelberg im Jahre 1650, weilte kurze Zeit in Kassel, um wieder an den Berliner Hof zurückzukehren. So wohl sie sich auch hier fühlte, so verließ sie doch auf das noch vorteilhaftere Anerbieten ihres Vetters, des Großen Kurfürsten, diesen Hof. Aus seinen Händen empfing die Heimatlose einen Zufluchtsort, und zwar eine Heimstätte in Herford.

Am 1. Mai 1661 ward sie zur Koadjutorin der Äbtissin

Elisabeth Luise von Pfalz-Zweibrücken (1649 bis 1667)

erwählt. Das war eine Stellung auf Lebenszeit und schloß noch in sich die Anwartschaft der Nachfolge der regierenden Äbtissin. Sie bezog den von dem Kurfürsten angekauften „Wippermanns Hof“, der einst dem Kaiserlichen Notar Wippermann gehört hatte. Das heute noch stattliche Gebäude auf dem Holland ist jetzt Eigentum von Hermann Huchzermeier. Vor wenigen Jahren noch führte eine große herrschaftliche Freitreppe in das Innere. Das Haus und der von einer Mauer rings umschlossene Garten lagen zwar außerhalb der Freiheit, standen jedoch unter abteilicher Gerichtsbarkeit. Hier in dieser Abgeschiedenheit, auf einem der schönsten Wohnplätze in der Stadt, hielt Elisabeth Hof, und für die Bestreitung ihres einfachen Haushaltes standen ihr durch die Güte ihres Vetters jährlich 60O Taler zur Verfügung.


Anna Maria v. Schurmann, in noch höherem Maße als Elisabeth zum Grübeln über religiöse Dinge geneigt, war bei dem Bestreben, die höchsten Fragen zu lösen, zu jener schwärmerisch überspannten Richtung der Frömmigkeit gelangt, die sich in Werken der Andacht und Selbstquälerei nicht genug tun konnte. Auch sie hatte (1653) das ihr zur Heimat gewordene Holland verlassen müssen, um in ihrer Geburtsstadt Köln eine Erbschaft zu regeln. Dort hielt sie sich zwei Jahre auf und verkehrte viel mit katholischen Priestern. Dieser Umgang mag bei der Fünfzigjährigen den Grund ihrer Sehnsucht nach Stille gelegt haben; gleich nach ihrer Rückkehr in die Niederlande sehen wir sie sich aus der lebhaften Universitätsstadt Utrecht auf ein Dorf zurückziehen, um dort, abgeschlossen von dem Getriebe der Welt, ihre Tage mit Andachtsübungen zuzubringen.

Jean de Labadie. Aus der Beschaulichkeit des ländlichen Aufenthaltes rüttelte sie die Kunde von Jean de Labadie auf, der nach allem, was sie von