Herforder Chronik (1910)/246
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Die Leitung des Fraterhauses unterstand dem von den Klerikern erwählten Rektor, deren erster Konrad Westerwolt war, und einem Prokurator, dem Besorger der wirtschaftlichen Angelegenheiten. Die Fraterherren, in späterer Zeit oft mehr als zwölf, trugen als Priester schwarze, die Konventualen, d. i. Klosterbrüder, weiße, die anderen Hausbewohner braune Kleidung. Die Tracht war die Kogel, wie sie im Bilde des Herforder Rechtsbuches die Ratleute tragen, ein über den Kopf gezogener Hoiken oder Kogel, d. i. Mantel, mit einem über den Rücken herabhängenden Zipfel, daher sie auch Kogelherrn genannt wurden. Im Wechsel der Mode verlängerten oder verkürzten sich Hoiken wie Zipfel; die letzte Verkürzung dieser Hoiken sehen wir in der Tracht der Trauerfrauen noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. (Im Museum vorhanden.)
Die Fraterherren verrichteten als Geistliche die gottesdienstlichen Handlungen im Fraterhause, waren als Lehrer in Schulen tätig, beschäftigten sich mit wissenschaftlichen Studien und verfertigten kunstvolle Abschriften von Büchern. Es ist schon möglich, daß das prächtig ausgestattete Herforder Rechtsbuch, was Miniaturen, Schrift, Einband und selbst das verwendete Pergament betrifft, ganz aus den Händen der kunstgeübten Fratres hervorgegangen ist.
Die übrigen Bewohner des Hauses besorgten unter Leitung des Prokurators den Haushalt oder trugen zu den Einnahmen des Stiftes dadurch bei, daß sie ein Handwerk betrieben, besonders das Backen, Brauen und Herrichten des vielbegehrten Pergaments. Von den Überschüssen wurden Grundstücke angekauft. Die emsige Betriebsamkeit und das stille Walten der Fraterleute sicherten ihnen das Wohlwollen der Bürger und des Rates, der sie als Anerkennung für ihre segensreiche Tätigkeit von den bürgerlichen Lasten befreite.
Aus dem Fraterhause ist eine Reihe gelehrter Männer hervorgegangen, von denen später die Rede sein wird.
Nach der Reformation nahm die Zahl der Kleriker im Fraterhause ab, die Einnahmen verringerten sich und den Gebäuden fehlte die bessernde Hand. 1801 trat die letzte Äbtissin das Fraterhaus an die Stadt ab, die es niederlegte und an seiner Stelle ein Zuchthaus erbaute. Die Einkünfte aus den Ländereien empfing dann zum größten Teil das Gymnasium.
Das Süsternhaus
(d. i. Schwesternhaus).
Auf der Neustadt ist 1453 unter der Äbtissin
Margarete I. Gräfin von Gleichen (1442-1484)
das Süsternhaus, domus sororum, gegründet worden. Am Ende der Süsternstraße, der heutigen Petersilienstraße, sehen wir noch an der Hinterseite des letzten Hauses die Giebelwand der kleinen Süsternkapelle mit zertrümmerten