Herforder Chronik (1910)/242

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Herforder Chronik (1910)
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Kapelle, weihte sie den heiligen drei Königen (capella trium regum) und umgab sie mit einem Begräbnisplatze. Ein Rektor, d. i. Geistlicher, war mit der Verrichtung des Gottesdienstes betraut. In Schriften findet man die Kapelle mit dem Namen „Zu den drei Königen“ oder einfach mit „Zu'n Königen“ bezeichnet. Nachdem der Aussatz erloschen war, nahm das Siechenhaus andere Schwerkranke auf, ward aber später seiner Bestimmung ganz entzogen und diente 1805 militärischen Zwecken. 1809 wurden alle Gebäude des verfallenen Siechenhofes dem Erdboden gleich gemacht und das Land an Private verkauft. Jetzt steht zum Teil auf diesem Gelände die Fabrik von de Fries und Beckmann.

Das Armenkloster.

(S. Kupferstich von Brand.)

Rechts von der Münsterkirche sieht man den kleinen Turm des Klosters. Es ist im 13. Jahrhundert als Kloster des Franziskanerordens, der grauen Mönche (fratrum minorum oder Minoriteu, Minderbrüder) gegründet worden und kann so unbedeutend nicht gewesen sein, denn wir wissen aus einer alten Urkunde, daß hier einst der deutsche Kaiser Karl IV. als Gast geweilt hat.

Der Klosterbezirk zog sich von dem Mühlenteich der Aa bis an die Mönchstraße, die von den Bewohnern des Klosters ihren Namen hat. 1626 ward es zum Armenkloster eingerichtet. Im vergangenen Jahrhundert war es nacheinander Magazin, Kreisgefangnis, Waisenhaus, jetzt ist es Herberge zur Heimat. Die heutigen Gebäude stehen auf den Grundmauern des alten Klosters, und die nach dem Wall hin den Garten abschließende Mauer mag noch den Klosterzeiten entstammen. Der Turm ist 1825 abgebrochen.

Die Michaeliskapelle.

(S. Kupferstich von Merian.)

Wie Hölscher angibt, ist diese Kapelle auf dem Abhange des Luttenberges schon 1268 nicht mehr vorhanden gewesen; es ist aber nicht unwahrscheinlich, daß auf derselben Stelle eine neue Kapelle errichtet worden war, die noch zu Merians Zeit gestanden haben muß; es laßt sich wenigstens nicht annehmen, er habe das Bild einer Kapelle nur der landschaftlichen Wirkung zuliebe angebracht. Brand hat sie nicht. Vor mehreren Jahren wurden dort Grabungen vorgenommen und dabei die Grundmauern eines kapellenartigen Gebäudes bloßgelegt. Ob diese jedoch der alten Michaeliskapelle oder einer späteren angehört haben, ließ sich nicht feststellen.

Außer diesen Gotteshäusern, deren Türme auf den Bildern sichtbar sind, gab es auch turmlose Kapellen, Klöster und Wohltätigkeitsanstalten.