Herforder Chronik (1910)/228

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Herforder Chronik (1910)
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Herforder Chronik 1910.djvu
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brillanten Farben umrahmt die ganze Darstellung; unten in der Ecke ist ganz klein ein Mönch in braunem Ordensgewande angebracht, vielleicht der Maler selbst.“

Das andere Missale, aus nicht viel späterer Zeit stammend, hat einen Einband von getriebenem Silber mit der Figur des thronenden Erlösers. Es ist „in seinem figürlichen Schmuck womöglich noch schöner, weniger ebenbürtig aber in seinem Arabeskenwerk, dessen Farben nicht die Kraft und Pracht des ersterwähnten besitzen. Das bemerkenswerteste Blatt ist ebenfalls jenes der Kreuzigung mit Figuren, welche etwa 28 cm hoch sind. Zu den Seiten des Kreuzes stehen nur Johannes und Maria; im Hintergrunde breitet sich eine schöne Landschaft mit den Kirchtürmen(?) Jerusalems aus. Johannes ist eine Gestalt von wunderbarer Schönheit, in welcher der tiefe Seelenschmerz vorzüglich zum Ausdruck kommt. Von weitem, rotem Obergewande umhüllt, hat er die Hände wie in stummer Resignation (Ergebung) gefaltet. Auch der Kopf Christi ist voll edler Würde.“


Darf es uns Herfordern jemand verargen, wenn wir Schmerz empfinden über die Entfernung dieser Schätze, deren Kunst- und Altertumswert wir in obenstehenden Zeilen in das rechte Licht zu setzen versucht haben? Für uns hatten sie noch höheren Wert, waren sie doch Zeugen einer bedeutenden Vergangenheit unserer Stadt.


Vom Herforder Gesundbrunnen.

„Ihr, ihr dort außen in der Welt,
Die Nasen eingespannt.“

Die Herforder haben auch einstmals wie die Bielefelder, Haller, Vlothoer u. a. m. einen Gesundbrunnen gehabt, dessen Geschichte bei der Besprechung der Neustadt nicht übergangen werden darf, da er auf dem Gebiete dieses Stadtteils lag und dort noch zu finden ist.

Von ihm erhofften die Bürger eine Glanzzeit ihrer Vaterstadt, und das hätte der in den schweren Kriegszeiten verarmten Stadt gut getan. Man war auf dem besten Wege, Herford zu einem Badeorte zurechtzustutzen, welcher Pyrmont womöglich den Rang ablaufen sollte.

„Es wär' so schön gewesen,
Es hat nicht sollen sein!“

Wir wollen zusammenfassen, was uns alte Schriften von dem Brunnen erzählen[1].

Die Quelle, welche später so großes Aufsehen erregte, soll schon i. J. 1707 entdeckt und gebraucht worden sein. Sie befindet sich noch auf dem heutigen Grundstück von Gärtner H. Meyer außerhalb des Lübbertors, wo sich das Gelände von den Kleinbahngeleisen zur Werre hinabsenkt. Das damalige Gelände

  1. Dep. XI, 23.