Herforder Chronik (1910)/226
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Holz, die mit Silberblech überzogen ist. Auf der vergoldeten Vorderseite ist in gestrecktem Vierpaß der auf einem Regenbogen thronende Christus, in den vier Zwickeln sind die Evangelistensymbole herausgetrieben. Das breite Gesicht Christi in Verbindung mit der stark gewölbten Stirn und dein kurz gehaltenen Barte verraten eine eigenartige, wenig anziehende Auffassung. Die einfassenden Randleisten bestehen aus getriebenen romanischen Blattornamenten. Die Rückseite füllt in Silber getriebenes Rankenwerk aus und ist von Bandverschlingungen umgeben. „Die Klappen sind aus Leder gefertigt und mit kleinen, zierlichen Buckeln beseßt. Das Schloß wird durch je eine kleine, lang vornüber gebeugte Froschgestalt gebildet.“
6. Pyris (griech.), d. i. Büchse, (Lud. S. 61 und 63) Behälter zur Aufbewahrung von Hostien, auch Reliquien. Sie gehört der gotischen Bildnerkunst, etwa dem 15. Jahrhundert, an. Sie ist kreisrund, von Gold und hat einen Durchmesser von 7,5 cm. Auf der Vorderseite sehen wir von ziseliertem Rande umgeben in getriebener Arbeit ein Ecce homo-Bild, d. i. „Sehet, welch ein Mensch!“ (Joh. 19,5), auf dem blauemaillierten Grunde der Rückseite die Madonna als Himmelskönigin mit Krone und Szepter, das Jesuskind auf dem Arme.
7. Agraffe oder Pektorale, d. i. die den bischöflichen Mantel auf der Brust zusammenhaltende Spange (Lud. S. 13), 14 cm Durchmesser. Es ist spätgotische Arbeit von vergoldetem Silber. In Vierpaßform ist, stark erhaben, eine anmutige Gruppe zu sehen: die gekrönte Maria reicht das Jesuskindlein ihrer Mutter, der hl. Anna. Unter dem Bilde befindet sich ein Wappen, vielleicht des Stifters.
Die Inschrift auf der Rückseite lautet: ex pia donacione dni hinrici... ecclesie canonici ao mdxII, d. i. aus der Stiftung des Kirchenkanonikus Herrn Heinrich ... im Jahre 1512.
8. Kugel eines Chormantels (Lud. S. 20) (Schwettmann hält sie für eine Agraffe, andere für eine Wärmkugel). Diese spätgotischer Zeit entstammende silberne Kugel von 7 cm Durchmesser ist auf ihren Flächen mit fein gravierten Verzierungen und Bildnissen von zartem Ausdruck und edler Form der Gestalten überdeckt, z. B. Madonna mit dem Kinde und der hl. Anna, die hl. Veronika [1] mit dem Schweißtuche, der hl. Christoph [2], sowie Szenen aus der Leidensgeschichte des Herrn.
- ↑ Nach der Legende war Veronika eine fromme Frau in Jerusalem, welche dem dornengekrönten, kreuztragenden Christus auf seinem Todesgange ihr Kopftuch zum Abtrocknen von Blut und Schweiß dargereicht hat. Als sie das Tuch zurückerhielt, fand sie darin zum Lohn für ihren Liebesdienst den treuen Abdruck der schmerzerfülllen Züge des göttlichen Dulders.
- ↑ Christophorus, d. i. der Christträger, ein großer und riesenstarker Heiliger, wollte nur dem Mächtigsten dienen. Unerkannt läßt sich Christus von ihm in Kindsgestalt durch sturm bewegtes Meer tragen.