Herforder Chronik (1910)/202

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Herforder Chronik (1910)
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an und errichteten in der Kirche ihre Priechen (erhöhte Kirchensitze) und Erbbegräbnisse. Dazu zeigen die erst mit 1705 beginnenden Kirchenbücher fortlaufend Eintragungen, welche die Bewohner jener Güter und der ihnen zugehörigen Landleute betreffen (Schwettmann). Daß die Jakobikirche nach wie vor als Tochterkirche der Münstergemeinde betrachtet und behandelt wurde, geht schon daraus hervor, daß die Altstädter Geistlichen das Recht in Anspruch nahmen, jede Leiche auf der Radewig zu Grabe zu geleiten und dafür die Gebühren zu erheben.

Im Jahre 1854 beschwerten sich die Radewiger darüber, und am 25. Januar 1855 erging der ministerielle Bescheid, daß nach den Begräbnisordnungen von 1738 und 1748 diese Gebühren nur dann zu zahlen seien, wenn die Mitfolge der Altstädter Geistlichen ausdrücklich begehrt werde. Es blieb also immer noch ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis von der großen Münstergemeinde bestehen, indem die Radewiger nicht durchaus an ihre Kirche gebunden waren.

Wie sich die Dinge weiter entwickelt haben, siehe Schwettmann, Festschrift, die Geschichte der Jakobikirche.


Der große Brand von 1638.

Kehren wir zurück zu der Zeit von 1630, als die kleine Gemeinde der vielen ihr von der Münstergemeinde bereiteten Schwierigkeiten Herr geworden war.

Bevor die Kriegesnöte des 16. und 17. Jahrhunderts die Stadt Herford in Mitleidenschaft zogen, war das Herforder Gemeinwesen blühend zu nennen. In den Zeiten der Hansa war unsere Stadt zu einer nicht zu unterschätzenden Handelsbedeutung emporgestiegen, und demzufolge muß sich hier ein ansehnlicher Reichtum angesammelt haben. Einen Maßstab dafür gibt einerseits die für eine Stadt von so geringer Ausdehnung, wie Herford damals war, erstaunlich große Anzahl von Anstalten und Vereinigungen zur Ausübung der Wohltätigkeit, anderseits die stattliche Reihe von Prachtbauten der hervorragenden Handelsherren. Nach Auflösung des einst großen hansischen Städtebundes blieben auch für Herford die altgepflegten Handelsbeziehungen zum Teil bestehen, und wenn sie auch nicht mehr in dem früheren Maße geeignet waren, die Reichtümer der Herforder zu vermehren, so war doch von einer Abnahme nicht viel zu verspüren. Die vormaligen Kleinkrämer an der Steinporter-, unserer Steinstraße, und ihrer Verlängerung bis zur Aabrücke hatten sich zu Großkaufleuten emporgearbeitet, und selbst in die Beamtenkreise dieses Stadtteils hatte sich Wohlhabenheit vererbt, wie wir an Bürgermeister Brudtlacht gesehen haben.

So ist die Radewig zwar der kleinste Teil der Stadt gewesen, aber er stand den anderen an Wohlhabenheit in keiner Weise nach. Von der Altstadt