Herforder Chronik (1910)/197
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des Jüngeren, des Bekehrers und Schutzpatrons von Spanien, ihre Andacht verrichteten, von dem wundertätigen Heiligen Erlösung von körperlichen Gebrechen und für ihre Sünden Ablaßscheine (compostela) erhalten wollten.
Als Zeichen ihrer Pilgerschaft trugen die Wallfahrer den langen Pilgerstab, an ihrem Gewände waren Muscheln befestigt, die den Gestaden des Mittelmeeres entstammten (Pecten jacobaeus). Sie dienten, aber wohl nur in den ersten Zeiten, als Legitimation der Pilger. Am südwestlichen Strebepfeiler der Kirche ist das Steinbild einer solchen Muschel zu sehen.
Die Jakobspilger.
Manche Umstände, das Bestehen einer Jakobikirche und einer wohleingerichteten Pilgerherberge, vielleicht auch mehrerer, von denen wir nichts wissen, lassen es erklärlich erscheinen, daß die Wallfahrer unsere Stadt als Sammelpunkt ansahen; ja, es wird behauptet, für manchen, der die weite Reise nach Spanien nicht unternehmen konnte, habe die Wallfahrt nach der Herforder Jakobikirche als Ersatz gedient. Die Radewiger Pilgerhäuser wurden von der über ganz Norddeutschland verbreiteten Bruderschaft der Jakobspilger unterstützt, deren Geistliche in den Pilgerhäusern den Gottesdienst und die Krankenpflege versahen. Als jedoch, so denken wir uns, die Ansprüche der Jakobsbrüder an den Geldbeutel der Herforder zu rücksichtslos wurden und sich unter die frommen Pilgerscharen fragwürdige Elemente zu mischen begannen, welche die Herforder Gastfreiheit mißbrauchten, als ferner die Ansammlungen oft so gewaltiger Menschenmassen in der kleinen Stadt Reibereien hervorriefen, und als endlich die in Herford wunderbar schnell ausgebreitete neue Lehre entschiedenes Mißfallen der Bürgerschaft an dem schließlich wüst gewordenen Treiben der Pilger hervorgerufen hatte, da schloß 1530 der Rat die Pforten der Kirche ad Sanctum Jakobum. Die Pilgerzüge verloren sich.
Der Rat der Altstadt betrachtete die Radewig als Vorstadt des älteren Stadtteiles und nahm darum die Pilgerhäuser unter seine Verwaltung. Die Kirche hielt er 60 Jahre lang geschlossen, auch für die Radewiger; diejenigen, welche der neuen Lehre zugetan waren, besuchten die Gottesdienste im Münster. Die Pilgerhäuser gingen in Privatbesitz über, das Kirchengebäude „wurde wüste, sonst wohl zu fremden Sachen gebraucht und allerlei Geräte darin aufbewahrt“ (Hagedorn, a. a. O.). Dieser Zustand währte bis zum Jahre 1590, bis nämlich das Verlangen nach eigenem Gottesdienst den in dem oben beschriebenen alten Pilgerhause auf der Radewig wohnenden Bürgermeister Anton Brudtlacht bestimmte, die Kirche wieder zu öffnen. Das kinderlose Brudtlachtsche Ehepaar