Herforder Chronik (1910)/148
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in Kriegszeiten wurden sie verrammelt. Der Flurname Holzschling erinnert an diese Einrichtung. Alle diese Vorrichtungen genügten zum Schutz einer Stadt in den Zeiten vor dem 16. Jahrhundert, als große, geschlossene Heere Seltenheiten waren; später konnten sie deren Vordringen nicht mehr aufhalten. Die Landwehr ist gefallen - die Gehöfte der Bäumer stehen noch heut und zählen zu den stattlichsten unserer Gemarkung.
Ein Schnatgang.
Wie die Herforder ihre städtischen Festungswerke, die sie täglich vor Augen hatten, von Wallmeistern untersuchen und ausbessern ließen, so hatten sie auch ein wachsames Auge auf die entfernt liegende Landwehr. Sie wurde jährlich einmal von Amtswegen begangen, einesteils, um ihre „Gebrechen“, nämlich die infolge Verfalls oder Unachtsamkeit entstandenen Schäden zur Ausbesserung zu empfehlen, anderntells, um etwaige „Ungepühr“, worunter die von den Grenznachbarn zu ihrem Vorteil verschobenen oder verwischten Grenzlinien zu verstehen sind, festzustellen und dagegen Einspruch zu erheben.
Amtshandlungen entbehrten in jener Zeit selten einer gewissen Feierlichkeit, wovon auch der Schnatgang, d. i. die Grenzbesichtigung, nicht ausgenommen war. Wir können uns eine klare Vorstellung von einer solchen Grenzbesichtigung machen, wenn wir der in einein alten Pergamentbande des Museums enthaltenen Abschrift eines von dem Herforder Notar Dipelius an Ort und Stelle verfaßten Protokolls über die Grenzschau bei Ahmsen folgen.
Mit der ermüdenden Weitschweifigkeit, welche die Schriftstücke des 17. Jahrhunderts auszeichnet, sagt das
- „Instrumentum, (d. i. Aktenstück) dero alten Stadt (d. i. Altstadt) Hervordt Euserste Landwehr und Schnadt betreffend“,
daß zur Regierungszeit Kaiser Ferdinands III., dessen ellenlanger Titel gewissenhaft mitgeteilt wird, „Dingstags den dritten Tag Monats Septembris, 1639 Alten Calenders“ ein Schnatgang stattgefunden, und daß der vereidete Herforder Notar, Johann Dipelius, an Orte und Stelle auf Befehl der Stadt das „Instrumentum“ aufgesetzt habe. Am Mittag des genannten Tages zogen die von der Stadt Abgeordneten „Raht, Beystender, Amptmeister und Gemeinheiten (die Gemeindeglieder) alte und junge Menner dero Statt Hervordt, ahn die Sechszehen Persohnen zur Rennepfordten, durch den Ahmser Baum, biß ahn die Altenstetter Äußerste Landtwehr, derselbigen Schnatgebrechen zu besichtigen“. Zu beachten ist, daß hierbei weder Flurkarten noch Dokumente zu Rate gezogen wurden; die Aussagen eines 76 jährigen Mannes, eines früheren städtischen Arbeiters, der manchen Schnatgang mitgemacht, die jedesmal beanstandeten Stellen ausgebessert hatte und sonach am besten Bescheid wissen mußte, waren ausschlaggebend.