Herforder Chronik (1910)/138

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Herforder Chronik (1910)
<<<Vorherige Seite
[137]
Nächste Seite>>>
[139]
Herforder Chronik 1910.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



Leder, Tabak, Pflanzenwolle
Gehen hier durch manche Hand,
Höh're Lehrer, kenntnisvolle,
Bilden für das Vaterland.

Bis zum Ende des vorigen Teiles konnte immer nur von dem Stift Herford, der Regierung und Wirksamkeit seiner Äbtissinnen die Rede sein, da der Ort Herford wenig hervortrat. Damit aber der freundliche Leser imstande sei, sich auf dem Schauplatze der späteren Herforder geschichtlichen Ereignisse zurechtzufinden, soll in diesem Abschnitt im Zusammenhang das Werden der Stadtglieder dargestellt werden, die aus kleinen Anfängen hervorwuchsen und sich am Ausgange des Mittelalters zu einem geschlossenen Stadtganzen aneinandergefügt hatten. Von diesem Zeitabschnitt an hat die Stadt ihre Gestalt nicht wesentlich verändert, und erst seit Wiedererrichtung des Deutschen Reiches 1870 begannen ihre Glieder nach innen und außen sich zu dehnen und zu strecken, - das bis dahin mittelalterliche Bild der Stadt aber wurde nun verwischt.

Die „Alte Stadt“.

Mit ihr muß füglich begonnen werden, aber

„umb welche Zeit die Alte Stadt Hervorde eigendlich am ersten erbawet seye, davon befindet sich bei der Abtey Hervorde keine sonderliche Nachrichtung“[1],

und das ist erklärlich, weil sie eben nicht in einem Zuge erbaut worden, sondern allmählich entstanden ist, und weil diese Entstehung einen eigenartigen Gang genommen hat.

Unter den älteren deutschen Städten finden sich wenige, die einer unmittelbaren Gründung ihr Dasein verdanken; von ihnen sei nur das durch Bernhard II., Edlen Herrn zu Lippe, im 12. Jahrhundert gegründete Lippstadt genannt. Andere Städte erblühten auf den Ruinen römischer Niederlassungen, wie Köln u. a. m., viele aber entwickelten sich um Burgen, Fürsten- und Bischofssitze oder gingen aus Stapelplätzen des Handels hervor. Herford ist aus einer Bauerschaft an der Furt, dem Heerwege durch das Werretal, hervorgegangen, und die Ursache seiner weiteren Entwicklung liegt darin, daß eine geistliche Stiftung auf dem Grund und Boden dieser Bauerschaft Hervorde gepflanzt wurde. Hervorde ist der ursprüngliche Name von Waltgers Hofgut (s. S. 28ff>), und erst später, als ein Unterschied zwischen Stift und Stadt zu machen war, kam für den Hof und seine Ländereien „Oldenherevorde“ auf.

  1. Grdl. Ded. S. 8.