Herforder Chronik (1910)/124

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Herforder Chronik (1910)
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Schafe. Der Boden in der Umgebung von Herford muß für die Schafzucht günstig gewesen sein; aus allen nahegelegenen Villikationen wurden Schafe an das Stift geliefert, und zwar 434 Stück im Jahr. Von diesem Haustier war ebenfalls alles zu verwenden, Milch, Fleisch, Fett, Wolle, selbst der Pelz der Lämmer und alten Tiere.

Wenn wir das von den angeführten Villikationen zu liefernde Tuch als Wollentuch annehmen dürfen, was aus den Aufzeichnungen nicht klar hervorgeht, da von dessen Verbrauch zu Tafel- und Handtüchern die Rede ist, so muß damals die Tuchfabrikation schon in hoher Blüte gestanden haben.

Geflügel. Herford war im Mittelalter ungeachtet der die Stadt umgebenden Mauern eine Ackerstadt; vor den Türen der Häuser türmten sich die Dunghaufen und auf ihnen tummelten sich Hühner, und Gänse durchschnatterten die Straßen, wie das noch vor wenigen Jahren in kleineren Nachbarstädten zu erleben war.

Fleischverbrauch. In allen Schichten der Bevölkerung war die Fleischnahrung verbreiteter als heute. Rindfleisch war am wenigsten geachtet, Schweinefleisch, geräuchert als Schinken und Speck, gepökelt und ungesalzen, auch als Wurst, wurde vorgezogen, und daneben bot das Geflügel angenehme Abwechslung. Auf den Tafeln der Vornehmen fehlte nicht das Wildbret; die Fischteiche lieferten Fastenspeise.

Jeder Herforder Haushalt war auf sich selbst gestellt, vermochte seinen Bedarf aus seiner Wirtschaft zu decken. Brotkorn wuchs auf seinen Ackern, Viehfutter auf seinen Wiesen und Feldern. Seine Kühe gaben ihm Milch, und die Herforder Hausfrau verstand es, Butter und den in großen Mengen begehrten Käse selbst zu bereiten. Das Stift erhielt nach Angabe unserer Hebeliste jährlich 4800 Hühnereier, 4458 Stück Käse, große und kleine, 83 Schüsseln oder Stück (scutellas) Butter. In späteren Jahren, als das Stift noch mehr Besitzungen erworben hatte, sind diese Abgaben noch gestiegen.

Bienenzucht.

Honig. Manche der in der Hebeliste genannten Höfe lieferten als Abgabe Honig, dessen vielseitige Verwendbarkeit schon die Völker des Altertums zu eifriger Bienenzucht angeregt hatte. Wegen ihrer hohen volkswirtschaftlichen Bedeutung war sie bei den deutschen Stämmen durch Gesetze geschützt, welche das Stehlen der Bienenkörbe, das Wegfangen der Schwärme und ähnliche Benachteiligungen der Imker mit schweren Strafen belegte. Aus dem Honig bereitete der Germane sein Lieblingsgetränk, den Met, und an Stelle des noch unbekannten Zuckers diente der Honig als Versüßungsmittel sowohl des Backwerks als des Weines, Bieres und der Milch. Aus jenen Zeiten stammt der noch heute gern genossene Honigkuchen. Im Mittelalter braute jede Herforder Hausfrau ihr Vier, das sie mit Honig süßte.