Herforder Chronik (1910)/072
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Wir haben soeben gehört, daß zum Aufseher und Fürsorger des Stiftes der jedesmalige Abt von Corvey bestellt war. Neben ihm wirkte als Schirmherr in weltlichen Dingen ein Vogt (advocatus), der die hohen Gerichte auszuüben hatte. Diese Schirmvogtei über das Stift (advocatiam) besaßen die Grafen von Schwalenberg und später die Grafen von Sternberg.
Die Grafen von Sternberg belehnten mit dieser Schirmvogtei auf ewige Zeiten das Rittergeschlecht von Oldenhervorde, das noch im 13. Jahrhundert hier ansässig gewesen ist[1].
Bedeutsamer noch ist, daß Äbtissin und Stift von Papst Hadrian IV. durch eine Bulle vom 12. Juli 1155 jeder anderen geistlichen Oberhoheit, auch der des Paderborner Bischofs, enthoben und unter unmittelbaren Schutz des „römischen Stuhls“ gestellt wurden[2]. Diese Stellung des Stiftes unter König und Papst ohne Vermittlung anderer geistlicher oder weltlicher Behörden, wie sie auch heißen mochten, verlieh unserer Abtei Macht und Glanz, und man kann sich leicht denken, welches Selbstgefühl und welchen Jubel das bei den Stiftsdamen hervorbringen mußte.
Konrad starb nur wenige Jahre nach der Rückkehr von seinem Kreuzzuge, - sein junger Sohn Heinrich war ihm im Tode schon vorangegangen - nachdem er kurz vor seinem Ende Friedrich v. Schwaben zu seinem Nachfolger empfohlen hatte. Letzterer bestieg als Friedrich I., vom Volke Barbarossa genannt, 1152 den kaiserlichen Thron. Wem schlagt nicht das Herz höher, wenn dieses Lieblings des deutschen Volkes, dieser Heldengestalt, der Blüte der Ritterschaft, des Musterbildes eines deutschen Fürsten, des Hortes der Bürger, gedacht wird?
Zu diesen Zeiten war
Eulica II. (1180-1215),
die Nachfolgerin von Judith und Luitgardis I., Äbtissin des Stiftes Herford. Wiederum hatte das Kloster angstvolle Tage zu durchleben, denn aufs neue durchtobten heftige Kriegsstürme die Lande, worunter die Abtei mittelbar und unmittelbar zu leiden hatte. - Vergegenwärtigen wir uns in Kürze den geschichtlichen Zusammenhang.
Als nach Lothars von Sachsen Tode von der seinem Hause (dem sächsischen) feindlichen Partei Konrad III. von Hohenstaufen gewählt war, entbrannte, wie wir gesehen haben, der blutige Streit zwischen Welfen und Staufen. Er endigte zwar mit der Demütigung der Welsen, unterdrückte aber nicht ihren Haß und Trotz. Um eine versöhnliche Ausgleichung anzubahnen, hatte schon Konrad III. und nach ihm Friedrich Barbarossa den Welfen, deren Führer Heinrich der Stolze und Heinrich der Löwe waren, reiche Gunstbezeigungen erwiesen, und Friedrich wiegte sich in dem Wahn, den Groll der Welfen beschwichtigt zu haben. Und wirklich begleitete Heinrich der Löwe den Kaiser Friedrich auf seinen ersten beiden Zügen nach Italien als treuer Mitkämpfer gegen