Herforder Chronik (1910)/062

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Herforder Chronik (1910)
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Wieder wird es dunkel, still, und lange müssen wir eines neuen Lebenszeichens harren. Auf Umwegen nur kommen wir zu der Erkenntnis, daß wahrend der Zeit unseres Wartens sich auf der Bühne vieles und Großes zugetragen haben müsse, denn ein Ort, für den ein Dom, wie unsere Münsterkirche, nötig war, umfaßte sicherlich schon eine nicht kleine Gemeinde. Auch der Besuch Kaiser Heinrichs III. i. J. 1040 will uns als Beweis für das aufgeblühte Herford gelten; denn die Abtei allein vermochte gewiß nicht dem mit königlichem Gefolge einkehrenden Herrscher Unterkunft zu gewahren, und zu der Beherbergung so vieler vornehmer Herren und ihrer zahlreichen Dienerschaft mußten die Einwohner Herfords herangezogen werden. Und diese waren, wie es scheint, schon langst keine Bauern mehr, darüber belehrt uns eine Bemerkung in der Gründungsgeschichte des Klosters auf dem Berge, in welcher die frühere Bauerschaft Herford mit dem stolzen Namen civitas, d. i. Stadt, auftritt, deren Bewohner wir notwendig als cives, d. i. Bürger, ansehen müssen. Ja, im Jahre 1191 ist sogar von einem Magister civium, d. i. Bürgermeister, die Rede, was auf ein geordnetes Stadtwesen hindeutet[1].

Als erste Bürgermeister, „die sie vordem nicht hatten“, nennt das Herforder Rechtsbuch[2] Gerd von Libbere und Johann von Rodewich, die, wenn wir von der Bedeutung des „von“ als Adelsbezeichnung absehen, von den dem Stift zunächst gelegenen Oberhöfen Libbere und Radewig stammten. Aus der Namensbezeichnung des letzteren ist zu ersehen, daß im Westen der Altstadt der Stadtteil durch Rodung bewohnbar gemacht war und jener Johann dort seinen Wohnsitz hatte.

Es bestand also Herford jetzt aus den beiden Stadtteilen Altstadt und Radewig, nannte sich civitas, seine Einwohner waren cives, die von Bürgermeistern (magistri civium) regiert wurden.

  1. Ilgen, a. a. O. S. 12
  2. Normann, a. a. O. S. 10.