Herforder Chronik (1910)/014

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Herforder Chronik (1910)
<<<Vorherige Seite
[013]
Nächste Seite>>>
[015]
Herforder Chronik 1910.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



Es war nur natürlich, wenn das Volk aus der Reihe dieser Edelinge sich seinen Führer, den Herzog, wählte, den es mit unbeschränkter Gewalt ausstattete.

Da in der Urzeit von Königen nicht die Rede ist, können wir diese erst später auftretende Einrichtung hier übergehen.


Äußere Lebenshaltung.

Es ist dem verehrten Leser vielleicht nicht unerwünscht, mit uns einen Blick in die Küche unserer Vorfahren zu jener Zeit zu tun, die bei weitem nicht so einfach war, wie man sich das gemeinhin vorstellt.

Aus dem nomadisierenden Deutschen ist ein ansässiger Hirt geworden, den das Vieh auf der Weide, das Federvieh seines Hofes, das Wild des Waldes und seine in Buchen- und Eichenwäldern sich selbst mästenden Schweine reichlich mit Fleischkost versorgen. Wie er das Fleisch zubereitet hat, ist noch nicht ganz klargestellt, jedenfalls aber hat er in dem in Rede stehenden Kulturzustande die frühere Gewohnheit, das Fleisch roh zu essen oder höchstens durch Klopfen und Pressen genießbarer zu machen, aufgegeben. Man vermutet, er habe es in Kesseln gekocht oder am Spieße gebraten; sicher aber ist, daß er die uralte Sitte des Fleischräucherns über dem Herde fortgesetzt und zu einem hohen Grade vervollkommnet hat, denn ohne das wären in Rom zur Zeit der Kaiser die westfälischen Schinken nicht als ganz besondere Leckerbissen betrachtet worden[1].

Ebenso machten sieh die an Wassern wohnenden Deutschen die Fische durch Rauchern oder Dörren mundgerecht. Angenehme Abwechslung mit dem Fleischgenuß verschaffte sich der Deutsche, indem er die Eier seines Hühnervolkes verbrauchte und die Milch seiner Kühe als Getränk genoß oder sie zu Butter und Käse verarbeitete. Die Bienen des Waldes - künstliche Bienenzucht war noch unbekannt - lieferten Honig, der, mit Wasser vermischt und besonders zubereitet, das Volksgetränk, den Met, abgab.

Nachdem der Germane seßhaft geworden war, trieb er außer der Viehzucht auch den Ackerbau, wenn auch nur in bescheidenem Umfange. Aus den Körnern des Getreides bereitete er sich durch Mahlen auf der Handmühle, der Querne, Mehl, das er anfänglich, mit Milch versetzt, zu Brei verrührte und aus dem er später sein Brot buk, das aber noch weit von dem entfernt war, was wir so nennen.

So alt wie der Ackerbau soll auch die Bereitung des Gerstenbieres sein. Sie war eine Arbeit der Frauen und blieb es auch, wenigstens für den Hausbedarf, bis weit in das Mittelalter hinein, was daraus hervorgeht, daß die Braugeräte zur Gerade[2], der fahrenden Habe der Frauen, gerechnet wurden.


  1. Steinhausen, a. a. O. S. 120.
  2. Normann, a. a. O., Kap. 50.