Handbuch der praktischen Genealogie/398
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Handbuch der praktischen Genealogie | |
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Band 2 Tafel: I • II • III • IV • V • VI • VII • VIII • IX • X • XI | |
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sich in der Ontogenese die Phylogenese wiederholt, kann bei ungeschickter Anwendung auf das Gebiet der Anthropologie in psychiatrischer Richtung dazu führen, daß bestimmte Eigenschaften des Einzel-Individuums alsbald mit irgend welchen Vorfahren aus der biologischen Ahnenreihe in Verbindung gesetzt werden. Besonders im kriminal-psychologischen Gebiet hat Lombroso vielfach kriminelle Antriebe als Atavismen aus entwicklungsgeschichtlichen Beziehungen zu erklären versucht. Unter völliger Anerkennung der entwicklungsgeschichtlichen Auffassung, an deren Richtigkeit bei vergleichender Betrachtung der biologischen Tatsachen nicht gezweifelt werden kann, halte ich es jedoch bei der Erklärung von besonderen Eigenschaften einzelner Individuen für unrichtig, ohne weiteres solche weit zurückliegende entwicklungsgeschichtliche Stadien zur Erklärung heranzuziehen. Es muß vielmehr im Sinne der anthropologischen Familienforschung in erster Linie immer versucht werden, aus der besonderen Beschaffenheit der näheren Ascendenten, d.h. also aus der biologischen Vorgeschichte der einzelnen Familie die betreffenden Eigenschaften zu begreifen. Eine vorzeitige Anwendung allgemeiner phylogenetischer Begriffe auf die Analyse der geistigen Beschaffenheit einzelner Individuen ist in vielen Fällen nichts weiter als eine Paraphrase des Symptoms mit allgemeinen naturwissenschaftlichen Begriffen. Dem gegenüber liegt in einer methodisch durchgeführten Familienforschung im menschlichen Gebiet eine wirkliche Quelle anthropologischer Erkenntnis, besonders inbezug auf die Zusammensetzung der menschlichen Gesellschaft aus den Bausteinen bestimmter Familien.