Geschichte der adligen Familie von Stommel/06
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Dieser Ausgang kam dem Hilger und seinen Verschworenen unerwartet. Sie beriehten sich und beschlossen die Rückkehr des Stave zu erzwingen. Hierzu schien die Vernichtung des Senatsbeschlusses nothwendig. Der Beschluß war, um ihn unumstößlich zu machen, zu den Staatsgrundgesetzen in das Eidbuch geschrieben. Dieses Buch war mit drei künstlichen Schlössern verschlossen, und waren die drei zum Oeffnen unerläßlichen Schlüsseln in den Händen dreier Senatoren. Ungeachtet dieser Hindernisse fand man in der Woche nach Christtag 1395 den Beschluß ausgewischt und durchstrichen, das Buch selbst aber sonst unversehrt. Und noch selbigen Tages holte Hilger und seine Partei den Stave feierlich in die Stadt, brachten ihn Abends auf die Gaffeln[GWR 1] von St. Laurenz, zogen dann zehn Tage lang triumphirend mit ihm durch die Straßen und riefen jedem Vorübergehenden, zu: Auf unser Geheiß und Gefahr ist Stave hier, mit Leib und Blut werden wir ihn vertreten.
Diejenigen vom engen Rath, welche hiermit nicht einverstanden waren, versammelten sich auf der Arsburg, dem befestigten Gemeindehause der Geschlechter Malzbücher No 57, um zu überlegen, wie sie ihrem Eide genügen könnten. Als Luffart von Schidderich und Hilger von der Stesse dieses erfuhren, versammelten sie desselben Tages, Dienstag nach Neujahr den 4. Januar, ihre Freunde in der Stesse und erließen von hier an den weiten Rath ein Gebot: sich um 12 Uhr bei Strafe der Hebuße bei ihnen zu versammeln. Die auf der Arsburg erhielten hievon Nachricht, und erließen sofort ein gleiches Gebot, wornach der weite Rath zu derselben Stunde auf dem Rathhause erscheinen sollte.
Die Stunde kam. Die von der Arsburg wollten auf das Rathhaus gehen; wie sie aber erfuhren, daß Hilger und sein Anhang sich gewaffnet habe, und allen, die ihnen entgegen treten würden, Leib und Gut nehmen wollten, zogen sie sich mit ihren Freunden auf die Arsburg zurück, und pflanzten das Banner auf, entschlossen, Gewalt mit Gewalt zu vergelten.
Mittlerweile lief Hilgers Partei durch die Straßen, um diejenige, welche dem Banner zuziehen wollten, für ihre Sache zu gewinnen, sie konnten aber eben so wenig etwas ausrichten, als Joh. v. Stommel, der von einer Partei zur andern eilte, um eine Sühne zu erwirken. So sah denn Hilger seine Sache verloren. Er entfloh mit Luffart über die Stadtmauer, und entkam glücklich zum Grafen von Nassau[GWR 2]. Luffart aber stürzte in den Rhein und ertrank. Ihre Anhänger wurden gefangen genommen, nur Stave weil er an dem Tumulte nicht unmittelbar Theil genommen hatte, blieb auf freien Füßen. Das gefiel dem Volke nicht. Stave hat nach dem Rechte das Leben verwirkt, weil er dem Verbannungsurtheile zuwider handelte, so schrie es und zog am 10. Januar vor sein Haus. Dort hatten sich die Geschlechter versammelt, um ihn gegen Willkühr zu schützen, aber das Volk war stärker, nahm den Stave gefangen, schleppte ihn auf den Heumarkt und enthauptete ihn. Gleichzeitig verlangte es ein Urtheil gegen die Anhänger Hilgers. Der Senat sprach dieses am zweiten Sonntage nach Epiphania 1396. Joh. Quattermart, Joh. Veit von Merheim, H. Schallenberg, J. von der Poo, J. Canuss und H. Pantaleon wurden auf lebenslänglich in den Thurm zu Beyen in die Eisen krumm geschiedet. W. Schallenberg, God. Gryn, H. Roitstock, F. Walraue, G. Beinsberg und H. Bloimroit, weil sie weniger verschuldeten, wurden lebenslänglich im Thurm zu Cunibert eingesperrt und an Ketten gelegt, die in Steine gegossen waren. Hilger von der Stessen und Luffart sollten enthauptet werden, wenn man sie in Köln einfange, wenn auswärts, so solle man sie ebenfalls zu Beyen lebenslang krumm schließen, wer Gnade für sie erbitte, solle ein Jahr Gefängniß dulden. Costin von Lyskirchen, der Greve, wurde für immer vom Rath, von den Zünften und allen Bürgerehren ausgeschlossen. Herbert Ruwe endlich, weil er einen Brief an den Grafen von Geldern geschrieben und dadurch diesen zur Fürbitte für H. von Stave bewogen hatte, sowie Johann Overstolz wurden des Rechts im Rathe zu sitzen für verlustig erklärt. Dieses harte Urtheil, welches Rücksicht auf das Volk dictirt hatte und bei welchem die Geschlechter überstimmt waren, so wie die an Stave ausgeübte Volkswillkühr rief endlich de Geschlechter zu einem gemeinsamen Handeln auf. Sie waren entschlossen, das Regiment zur Verbesserung der Zustände wieder ganz an sich zu reissen, und hatten sich zu diesem Ende Johanni, Mitte Sommer, Nachts auf der Arsburg gewaffnet eingefunden, um von hier aus kräftige Schritte zu thun. Allein das Volk erhielt Kunde, griff mit großer Macht die Burg an, und überwältigte sie in derselben Nacht. Viele von den Geschlechtern wurden erschlagen, andere, unter ihnen Joh. v. Stommel, gefangen, sein Schwiegersohn Costin v. Lyskirchen und dessen Vater allein entkamen durch die Flucht. Die Gefangenen wurden meist alle auf 5, 8 oder 10 Jahre verwiesen. Joh. v. Stommel aber auf Verwendung seiner Anverwandten, der Ritter Heinrich von Barmen, Reynard von Schoinrode, Rolf von Stommel und Ludwig Clutink am 20. Oktober 1396 wieder frei gegeben. Die Gemeinde gab sich jetzt ihre so berühmt gewordene neue Verfassung. Köln St. Arch.
28. Sophia von Stommel war die 16. Abtissin des adeligen Benedictiner Stifts St. Mauritius in Köln. Die vielen Urkunden, welche das Klosterarchiv von ihr aufbewahrt, bezeugen, daß sie sich während ihrer 37jährigen Verwaltung (1411–1449) der Klostergüter sorgsamer als ihre Vorgängerin und Nachfolgerin angenommen hat. Ihr bedeutendes Vermögen ließ sie dem Orden, auch stiftete sie 1449 für den Kreuzaltar im Chor ihrer Kirche, den sie bauen ließ, eine Vicarie. Vor diesem Altar liegt sie begraben. Köln. Schrein christ. F. et W. 1413 et 14. Sever. l. pl. 1418. Mart. scab. 1423. Buccelini germ. sacra tom. II. p. 60. Dessen Topog. germ. not. p. 328. Archiv v. St. Mauritz. von Mering Geschichte der köln. Kirchen etc.
29. Gerard erbte sämmtliche Güter und Lehne außerhalb Köln, seine beiden Schwestern alles Gut in Köln, so hatten es die Eltern in ihren Eheverträgen und Testamenten bestimmt. Vergl. köln. Schrein lib. parat. 1408. Hachtae 1448. Verzeichniß der Amtleute von St. Martin. Stammtafel der Familie von d. Ehren.
30. Köln. S. graec. for. 1400. Christ F. et W. 1413 et 14. Mart. scab. 1423. Stammbuch der Familie von Lyskirchen. Richmodis Sohn, Martin von Lyskirchen war deutscher Ordensritter zu Coblenz. Seine Stammtafel mit obigen Abstammungen ist noch vorhanden.
31. Ludwig war Vasall des Stifts St. Ursula, worüber das Archiv dieses Stifts ein Mehreres sagt. Zu seinen Besitzungen gehörten auch die Lehngüter zu Mirkenich, welche er 1449 seinem Vetter Constantin von Lyskirchen verkaufte. Alfters Samml. Bd. 13.
Anmerkungen der GenWiki-Redaktion (GWR)
- ↑ Siehe Artikel Gaffel (Köln). In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (17.8.2011)
- ↑ Korrigiert aus »Herzog von Berg« gemäß S. 27 (Zusätze und Verbesserungen)