Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett/176
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Die bitteren Heimsuchungen sollten der Kolonie zu großem Vorteile gereichen. Abweichend von dem früheren Plane, entschloß man sich jetzt, die neuen Bauwerke an den Stellen anzulegen, welche bei der großen Überschwemmung verschont geblieben waren. Auch in der vielgeprüften Gemeinde Freistett erwachte jetzt ein hoffnungsreicher Geist. Man hatte Aussicht auf Arbeit und Verdienst. Es wird erzählt, daß ganze Säcke mit Geld im Kompagniehause angekommen, aus- und eingetragen worden seien. Allerdings waren bedeutende Mittel nötig, um einen Kanal und eine Stadt erbauen zu können. Hohe Summen erforderte schon der Ankauf des Geländes, welches aus dem besten Ackerfelde bestand. Der Kükh'sche Hof allein umfaßte außer einem größeren Stück Land im Oberfeld das ganze Gelände von dem jetzigen Rathause bis zur Landstraße. Zunächst wurden bei dem heutigen Kirchhofe zwei Oekonomiegebäude darauf errichtet. In dem einen wohnten die Kükh'schen Meier Rudolf Würkler und Matthiß Haas. In dem anderen trieb der Amlungmacher Friedrich Jakob Lange sein Gewerbe. Amlung ist nämlich ein feines aus Weizen und anderen Stoffen gefertigtes Mehl, das zum Pudern der Haare und der damals von allen vornehmen Leuten getragenen Zöpfe diente. Der geneigte Leser wolle sich also, um ein getreues Bild zu gewinnen, ja den Herrn Kommerzienrat und seine Genossen nicht ohne Zopf vorstellig machen.
Je großartiger das Kompagniegebäude vor aller Augen dastand, einen um so erbärmlicheren Eindruck machte die kleine, jenseits des Zimmerplatzes gelegene Kirche. Wohl hatte schon 1717 der Turm, dessen obere Stockwerke von Holz waren, eine leidliche Reparatur erfahren. Diese war durch den Schaffner des Straßburger „Hochtumbkapitels“, den Stättmeister Lichtenauer zu Offenburg, angeordnet worden. Die Kirchschaffnei hatte ein Drittel der Kosten beizuschießen und die Gemeinde sämtliche Fronden zu leisten. Das Langhaus dagegen befand sich immer noch in dem äußerst unwürdigen