Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett/101

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Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett
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Kirche vorgestellt. Zwei Paare wurden ehelich eingesegnet, und eine größere Anzahl von Kindern und Erwachsenen fanden draußen ihre letzte Ruhestätte. Pfarrer Daniel Kirchner hatte es noch vermocht, seine Familie nach Straßburg zu bringen, das in jenen Zeiten ein „wahres Pella“ oder Asyl der Gläubigen genannt ward. Er selber aber blieb bei der Gemeinde auf den Rheininseln zurück. So wurde ihm im Monat Mai in der Ferne ein Knäblein geboren und bei der Taufe Daniel benannt. Aber schon am 3. Juni finden wir in unserem Kirchenbuche den Eintrag: „Sambstags, den 3. Juni ist mihr, Daniel Kirchnern, Pfarrern allhie, ein klein Knäblein, mit namen Daniel, so acht Wochen alt gewesen, zu Straßburg gestorben und Montags den 11. allhie zu Freystett auf dem Ober-Kirchhoff begraben worden.“

Manche hatten sich in der Zeit der Kriegsgefahr in andere Gemeinden geflüchtet. Der „Schneiderjockel“ begab sich nach Lichtenau. Am 9. April aber rückte das Kriegsvolk, das offenbar von Kehl her gezogen kam, auch in dieses Städtlein ein. So berichtet dann unser Kirchenbuch: „Dienstags, den 9. Aprilis ist Schneiderjockel zu Lichtenau, da es verbrannt, erschossen worden.“ Welch ein Jammer aber erst, wenn die Ausgewanderten wieder zu ihren Wohnungen zurückkehrten und nichts mehr von all dem vorfanden, was sie hatten zurücklassen müssen, dazu aber noch allenthalben Zerstörung durch Feuer und Schwert.

Ein Denkmal aus jenen trüben Zeiten ist unser „Heidenkirchlein“ in seinem jetzigen Zustande. Einst an dem Platze erbaut, wo vordem ein heidnisches Heiligtum gestanden, war es lange Jahrhunderte hindurch eine wirkliche christliche Kapelle gewesen. Da aber geschah es in einem der Jahre 1628 bis 1630, daß es von den Feinden derart zerstört wurde, daß nur die untersten Gemäuer und das Gewölbe des Turmes erhalten blieben. Sofort schritt man zu dem Wiederaufbau. Da aber seit einigen Jahren eine größere Kirche in Oberfreistett vorhanden und die Armut eine sehr große war, so