Gedenkblätter Friedrich Wölbling/014

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Gedenkblätter Friedrich Wölbling
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Der Vater als Feldprediger

Der Schleswig-Holsteinische Krieg kam, und mit ihm trat an unsern Vater die Anfrage heran, ob er gewillt sei, in den Feldlazaretten zu helfen. Aus dieser Zeit sind nachfolgende Briefe:

Flensburg, den 27. April 1864.

Geliebte Frau!

Neu-Ruppin, Hamburg, Altona so hieß die Reiseroute im Anfang. Von Altona aus vermehrte sich die Reisegesellschaft um 8 Personen, elche alle wohl das gleiche Ziel hatten: den Kriegsschauplatz! Während der langen Fahrt nach Flensburg kamen wir in ziemlich lebhafte Unterhaltung. Zwei Damen in Trauer, ein Assiftenzarzt aus Aachen, ein Premierleutnant vom 52. Regiment, der mit 30 Mann 430 gefangene Dänen nach Kosel gebracht hatte. Ein Landwehrleutnant vom 13. Regiment, ein lieber Westphale, der seinen neben ihm gefallenen Hauptmann v. Cronach als Leiche nach Soldin gebracht hatte. Du kannst Dir denken, daß es den Gesprächen auch nicht an dem Ernste fehlte. Endlich kamen wir um 3 Uhr hier an. Als ich in Raschs Hotel in die Gaststube eintrat, sitzt da beim Essen wer - - ? Herr von Quast aus Garz! Du kannst Dir das gegenseitige Staunen denken. Ehe ich noch zum Essen ging, trat ein Herr ein, auf den Herr von Quast zuging: es war der Herr Graf Stolberg, der mit seiner Gemahlin oben im Hotel wohnte. Als er erfuhr, daß ich ein preußischer Geistlicher und weshalb ich hier sei, sagte er, es wäre jetzt gar keiner in der Stadt und es wolle ein Kranker im Johanniter-Hospital gern das heilige Abendmahl haben. Die Gräfin schickte zu den Flensburger Geistlichen nach den heiligen Gefäßen. Ich holte unterdessen ein Billet von der Kommandantur. Genen 5 Uhr ging ich hinaus mit einem Briefe des Grafen Stolberg an wen -? An Fräulein Louise von Hein. Am Garten traf ich die Damen aus der Eisenbahn, wir waren vor wenigen Stunden zusammen gefahren; und jetzt stand ich im Talar vor ihnen! Mein Beichtkind war ein junger Mann, gebürtig aus