Gabergischken

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Hierarchie

Regional > Litauen > Gabergischken

Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Memel > Gabergischken

Gasthof Gabergischken vor 1914, Inhaber Ludwig Paul. Das Gebäude wurde von russischen Soldaten im Ersten Weltkrieg angezündet und später in anderer Gestalt wiederaufgebaut.
Der Gasthof ist hier auf GoogleMaps zu sehen: [1]



Einleitung

Der Gasthof Gabergischken nach dem Wiederaufbau, 1919
Ehemaliger Gasthof Gabergischken, Pfingsten 2008.

Gabergischken, Kreis Memel, Ostpreußen


Name

Andere Namen und Schreibweisen

Namensdeutung

Es dürfte sich um einen Spitznamen handeln, wenn man den Zusatz Pauga bedenkt. Der Name kann auch auf eine besondere Tracht weisen. Nicht auszuschließen sind Hinweise auf feuchten Untergrund (Moose oder Ulmen), zumal es in Lettland einen Ort Gabargelis gibt.

  • preußisch-litauisch "gabas, gobas" = Gier, Habsucht
  • lettisch "pauga" = Nacken, Kopf, eigensinnig, ungehorsam
  • preußisch-litauisch "gobeti" = ein Kopftuch tragen, das unter dem Hals zugebunden wird (z.B. die kurische Galvedran)
  • preußísch-litauisch "gabe" = eine Gattung von Lebermoosen
  • lettisch "goba" = Ulme

Johannes Sembritzki schreibt in seinem Buch "Geschichte des Kreises Memel", 1918, dazu: "Gabergischken. Dieser Name ist aus "Gabriel" gebildet. Laut Clemmenhöfer Amtsrechnung von 1763 wohnte dort der Chatouller Gabriel Pauga, der Gobergis Pauga genannt wird. Die Litauer hatten also aus Gabriel erst Gabergel, dann Gabergis, Gobergis gemacht."[4]


Allgemeine Information

  • Ein paar große Höfe, 10 km östlich von Memel, gegründet vor 1763, 1939: 224 Einwohner[5]


Politische Einteilung

1785 Erbfreidorf, 1916 Landgemeinde[6]
1939 ist Gabergischken eine Gemeinde mit den Dörfern Gabergischken, Daupern, Januschen Görge und Daupener Moor.[7]


Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Gabergischken gehörte 1785 und 1916 zum Kirchspiel Memel.[8] Gabergischken gehörte 1912 zum Kirchspiel Memel Land.

Katholische Kirche

Gabergischken gehörte 1907[9] zum katholischen Kirchspiel Memel.

Friedhof

Die Lage des Friedhofes in Gabergischken auf dem MTB


Der alte Friedhof von Gabergischken liegt außerhalb auf freiem Feld. Seit wann er nicht mehr für Bestattungen benutzt wird, ist nicht bekannt. Einzelne Gräber sind nicht mehr feststellbar.

Hinweis: Aufgrund von Eingemeindungen und Umbenennungen kommt es zu der Tatsache, dass der Friedhof von Gabergischken "Schlappschill" genannt wurde. Es gab zweimal den Ort Schlappschill, dieser hier kam später zu Gabergischken.

Auf der Seite von Schlappschill kann man feststellen, dass der Friedhof von Schlappschill "Laugallen" genannt wurde. Das kann wiederum mit den Verschiebungen der Gemeindegrenzen zu tun haben. Laugallen selber hatte keinen eigenen Friedhof nach den Gemeindegrenzen von 1939.

Die Bilder wurden freundlicherweise von Peter Wallat zur Verfügung gestellt. Stand: Mai 2012


Standesamt

Gabergischken gehörte 1888 und 1907 zum Standesamt Klausmühlen.


Bewohner

Fotos

Hochzeitsbilder

Hochzeit von Martin Mestars und Lotte Klös in Gabergischken 1937

Hochzeit von Martin Mestars (*1907 in Schlappschill) und Lotte Klös (*1911 in Paugen, wohnhaft in Gabergischken) im Jahre 1937; die Feier fand in der Schule von Gabergischken statt, wo auch das Photo im Garten aufgenommen wurde.

Sitzend von links: Die Eltern des Bräutigams, Marinke geb. Atts und Jonis Mestars; dann das Brautpaar Lotte und Martin Mestars; dann die Mutter der Braut, Amalie Maria Klös geb. Salut; Meta Klösdie Schwester der Braut; Hans Mestars (*1908), der Bruder des Bräutigams.

Direkt hinter Hans Mestars steht Marie geb. Mestars, später verh. Schicksnus. Hinter Marie Mestars, der Mann, der so schmunzelt, ist ihr Bruder Johann Mestars (*1915).

Zu Füßen der unbekannten sitzenden Frau, der Junge mit dem Matrosenanzug ist Willi Mestars (*1924).

Stehend von links, die 6. Person (dunkelhaarige Frau im schwarzen Kleid) ist Helene Bertha Mestars, geb. Malien, die Ehefrau von Michel Max Mestars. Michel Max Mestars (*1910) ist die 9. Person in der gleichen Reihe, erhebt gerade einen Krug o.ä. an den Mund.

Junge Mädchen in Gabergischken 1940, 2. von rechts Lucia Jurgan aus Schlappschill



Geschichte

Gasthof Gabergischken

Den Gasthof von Gabergischken besaß nachweislich schon im Jahre 1882 der aus Schmelz stammende Gastwirt Wilhelm Hochwald (geb.1859). Er war mit Johanne Friederike Sturm verheiratet. Zwischen 1896 und 1903 kaufte Ludwig Paul, ein Schwager des Gastwirtes Hochwald, der mit Emma Sturm verheiratet war, den Hof. Im Ersten Weltkrieg zündeten russische Soldaten den Gasthof an. Die Familie konnte sich vorher in Sicherheit bringen und wohnte dann in Memel und später bei Bekannten in Laugallen, bis der Gasthof, in veränderter Form, wiederaufgebaut wurde. Nach 1919 verkaufte aber der Besitzer Ludwig Paul das Grundstück, weil seine Frau nicht mehr so nahe an der Grenze wohnen wollte. So kauften sie den Gasthof in Kairinn und zogen dorthin. Das Gebäude des Gasthofes steht heute (2008) noch. An seiner Fassade sind noch Reste einer deutsch-litauischen Werbeaufschrift lesbar (nicht auf dem Bild zu erkennen).

Allgemein

  • 1775 hat der Amtmann zu Garsden Waegner in Gabergischekn 1 Hufe 20 Morgen Chatoulland. (Quelle: Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, 1918)

Laut Landwirtschaftliches Güter-Adressbuch für die Provinz Ostpreußen mit Anhang Memelland, 4. Auflage, Leipzig 1922

  • Janis Sudmants, 95 ha

Anzeige im Memeler Dampfboot vom 14.10.1875: Freiwilliger Gutsverkauf. "Das eine Meile von hier unweit der Chaussee belegene köllmische Gut Gabergischken von 1033 Morgen, sowie das Vorwerk Schlappschill von 80 Morgen, mit guten Gebäuden in Ziegeldach, vollständigem Inventar, einer Milcherei und dem ganzen Einschnitte werde ich am Sonnabend, den 30. d.M. 12 Uhr Mittags in meinem Geschäftszimmer zum Verkaufe ausbieten. Anzahlung mäßig." gez. Meyhoefer, Rechtsanwalt.

In der Deutschen Landwirtschaftlichen Presse von 1892, einem jährlich erschienenen Buch, wurde das "Gut Gabergischken und Schlappschill" zur Zwangsversteigerung ausgeschrieben.

Schule

Neue Schulbilder

Die alte Schule von Gabergischken in neueren Bildern auf GoogleMaps: [2], [3]

Die Schule Gabergischken 2004



Alte Schulbilder

  • u.a.Jahrgänge 1917-1921
Schule Gabergischken, u.a. mit Jahrgängen 1917-21. Lehrer Funk


Personen: links Lehrer Funk und Ehefrau,
in der letzten Reihe, der erste von links, mit weißer Jacke (über seinem Kopf erkennt man ein A) Georg (Jurgis) Mestars (geb. 1921),
ungefähr in der Mitte mit Krawatte Eitel Paul (geb.1903), davor im karierten Kleid Maria Mestars (geb.1917), auch in der
zweiten Reihe von oben, das vierte Mädchen von rechts (mit weiß gepaspeltem Kragen an dem dunklen Kleid)
Anna Mestars (geb. 1920).


  • u.a. Jahrgang 1920 und 1921
Schule Gabergischken, u.a. mit Jahrgängen 1920-21. Lehrer Schiel und Funk


Personen: links Lehrer Schiel, rechts Lehrer Funk mit Ehefrau und Kind

Nach Erika Carstens: "Zu den eigenwilligen Frisuren einiger Buben kann ich eine Geschichte unseres Onkels Willi weitergeben:
Auf den Bauernhöfen gab man kein unnötiges Geld aus, also wurden die Haarschnitte der Jungs selbst gemacht. Der Hinterkopf
wurde einfach fast kahl geschoren, lediglich ein Art von "Pony" blieb stehen, das mit der Schere gerade geschnitten wurde.
Willi sagt immer, er war dankbar, dass das bei ihm nicht möglich war, weil er Locken hatte.
Das Gezeter seiner Brüder über den "Haarschnitt" wird er nicht vergessen."


  • u.a. Jahrgang 1921
Schule Gabergischken, u.a. mit Jahrgang 1921. Lehrer Kybelka


Personen: links Lehrer Kybelka mit Ehefrau, rechts Lehrer Funk mit Ehefrau und Kind


  • Schulausflug Gabergischken um 1935
Schulausflug Gabergischken um 1935


Das Mädchen mit xx ist Lucia Jurgan aus Schlappschill, das Mädchen mit x ist Hilde Herrmann aus Daupern.
Links hinter ihr der große blonde Junge ist Willi Mestars aus Schlappschill.

Verschiedenes

Karten

Gabergischken auf der Schroetterkarte (1796-1802) 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Siehe Paugen nordwestlich von Daupern auf der Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160 000


Gut Gabergischken im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Skizze aus der Gemeindeseelenliste von Gabergischken aus den 50er Jahren, (c) Bundesarchiv
Gabergischken im Messtischblatt 0293 Plicken (1910-1940) mit den Gemeindegrenzen von 1938
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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Quellen

  1. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  2. Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923
  3. Amtsblatt des Memelgebietes vom 29.12.1923
  4. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  5. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  6. Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
  7. Amtsblatt Gumbinnen 1939: Neugliederung der Gemeinden und Gutsbezirke im ehemaligen Memelland ab 1. Mai 1939, S. 64ff,
    http://www.memelland-adm.de/Archiv/13 Verwaltungsbezirke/index.htm
  8. Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
  9. Gemeindelexikon für die Provinz Ostpreußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlich Preußischen Statistischen Landesamte. Berlin SW. 1907.