Lüneburg

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Die Standardangaben auch zu Lüneburg sind in der Familienforschung ein unerlässliches Hilfsmittel zur Ermittlung vergleichbarer Lebensumstände von Vorfahren und der Anlage von Biografien. In 20 Punkten wird hier nach der Systematik des Deutschen Städtebuches für Genealogen, Historiker und Soziologen ein einheitlichen Zugriff auf eine Vielzahl von ortsbezogenen Informationen zur Vertiefung eigenständiger Forschung mit unterschiedlichen Hilfsmitteln gegeben.

Disambiguation notice Lüneburg ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Lüneburg (Begriffsklärung).

Hierarchie

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Niedersachsen > Landkreis Lüneburg > Lüneburg

Backsteinhäuser in der Innenstadt (Backsteingotik): Stammhaus der Kronenbrauerei mit Braumuseum (Straußwirtschaft im Hof)
Lagerhäuser am alten Stadthafen, historischer Umschlagplatz für Salztransporte auf dem Wasserweg (Ilmenau)


Name

  • [1] Hliuni (Ann. Laurissenses, 795), Luniburc (956), Lhiuniburg (959), Lüneburg (965), Liunibureh, Luneborch (1229). [2]
Lüneburg mit Kalkberg in der Umgebung 1645/1662 aus dem "Theatrum orbis terrarum, sive, Atlas novus" von Willem Janszoon und Joan Blaeu, erstellt 1645/1662.

Landschaftslage

Lüneburg liegt in der Heide beiderseits der bis hierher schiffbaren Ilmenau, rund 3 km vor ihrem Austritt aus dem diluvialen, vorwiegend sandigen Höhengebiet der Heide in die flache alluviale Marschlandschaft des Elbetales, 19 km vom nächsten Elbübergang (Artlenburg) entfernt. Die Stadt zieht sich beiderseits des Flusses aus der schmalen, später besiedelten alluvialen Talaue über die Terrassenflächen auf die Plateauhänge hinauf. Höhe 17 m. Lüneburg liegt z. T. auf einem bis an die Erdoberfläche emporgepreßten, langsam wieder absinkenden Salzstock (Senkungserscheinungen!), dessen Zechstein-Deckschicht der 58,4 m hohe Kalkberg am Westrand der Stadt ist. Aus der Tiefe ansteigende Sole: Salinenquell.

Ortsursprung

Um 951 Gründung eines castrum (959: urbs, 1071: castellum, 1157: capitoliuni), vor 956 eines Benediktinerklosters St. Michaelis auf dem Kalkberg; 956 erste Erwähnung der Saline (teloneum ad Luniburc ... ex salinis), 965 teloneum de mercato in Liuniburch, 1013 civitas, 1072/73 oppidum maximum (= Burg?), 1174 Modestorp.

Stadtgründung

Für die Entwicklung zur Stadt und ihr Wachsen scheint die Zerstörung des benachbarten Bardowick 1189 durch Heinrich den Löwen von besonderem Einfluß gewesen zu sein; dieser hat vielleicht an Lüneburg das Stadtrecht verliehen, das 1247 durch Herzog Otto das Kind bestätigt und erweitert wurde. Lüneburger Stadtrecht später auch Nachbarstädten verliehen. Eine Niedergerichtsstätte am Rathaus.

Stadtsiedlung

Bauliche Entwicklung

Lüneburg ist zusammengewachsen aus Siedlungen bei der Saline und unterm Kalkberg (suburbium), aus dem östlich davon am Fluss gelegenen Dorfe Modestorp (Ilmenaubrücke!) mit Verkehrssiedlung („Der Sand") und aus einer Siedlung am flußabwärts entstandenen Hafen. Die Altstadt halbkreisförmig unterm Kalkberg, radial 2-3 Hauptstraßen auf den Aufstieg zur Burg zulaufend. Um 1200 Ausdehnung nach Osten in gitterförmigem Straßensystem (planmäßige Anlage?) zwischen Kalkberg und Fluß; damals Entstehung des Neumarkts, heute Marktplatz, mit (neuem?) Rathaus. Grundriß des mittelalterlichen Lüneburg wurde so ein Rechteck, 650-700 m breit, etwa 1.200 m lang. Entfernungen auf den durchlaufenden beiden Hauptstraßen Nord-Süd (Bardowicker Tor - Rotes Tor) 920 m, West-0st (Neues Tor - Altenbrücker Tor) 1.400 m. Einteilung in 4 Viertel: Markt-, Wasser-, Sand- und Sülzviertel, 1. Hälfte 14. Jhdts. nachweisbar. Eine westlich des Kalkbergs gelegene Vorstadt, „Der Grimm" (Burgmannensiedlung), blieb bis zum 20. Jhdt. außerhalb des eigentlichen Stadtgebietes. Gärten im Norden, Osten und Süden der Stadt erst in 2. Hälfte 19. Jhdts. zu Vorstädten entwickelt. Innenstadt rund 84 ha. Befestigung und Tore: Planken und Graben 1254 erwähnt, Mauer 1297. Wellen- oder Spillekendor 1272 beim Kalkberg, Bardowicker Tor (im Norden) 1274, Abtstor 1283, Tor im Grimm 1283, Rotes Tor (im Süden) 1288, Lindenberger Tor 1302, Altenbrücker Tor (Ostsüdost) 1328, Neuenbrücker, später Lüner Tor (Ostnordost) 1346, Sülztor (Südwest) 1350. Statt Grimmer und Lindenberger das Neue Tor (West) 1369 errichtet.

Nach Zerstörung der Burg und des St.-Michaelis-Klosters durch die Bürgerschaft im Erbfolgekrieg 1371 Westseite der Stadtbefestigung grundlegend verändert; Kalkberg isoliert. Fortan nur 6 Tore: im Osten das Lüner Tor nach Artlenburg, Lübeck und das Altenbrücker Tor nach Salzwedel, Stendal, Braunschweig; im Süden das Rote und das Sülztor nach Soltau, Celle; im Westen das Neue Tor nach Verden, Bremen; im Norden das Bardowicker Tor nach Harburg, Hamburg. Daneben zahlreiche Türme und Bastionen. Kleine Teile der Wälle um 1950 noch erhalten, ebenso der Stadtgraben im Norden sowie der im 0sten, der nun auch Flutgraben ist („Lösegraben"). Um die Stadt zog sich eine Landwehr, westlich der Ilmenau in 3-4 km Entfernung um 1400, östl. des Flusses in 6-10 km Entfernung 1480 angelegt, als bewachsene Wall-Graben-Anlage mit Einbeziehung von Wasserläufen und Sumpfgebieten (Bannbereich?); in wesentlichen Teilen noch erhalten. Niederlegung der Stadtwälle, Tore und Türme zwischen 30jähr. Krieg und 19. Jhdt.

Kupferstich Matth. Merian (+) 1654 aus der 'Topographia der ... Städte .. in Hertzogt. Braunschweig und Lüneburg
Lüneburg mit Stadtbefestigung, Torbauten, Wehranlagen, im Hintergrund der Kalckberg


Gebäude

Das erhaltene Rathaus ist ein Gebäudekomplex mit Bauten aus allen Jhdten. seit etwa 1200: Neben der ältesten, ebenerdigen Rathaushalle - an der Stelle (1952) des Stadtarchivs, -schon im 13. Jhdt. das doppelgeschossige Gewandhaus (später auf allen Seiten umbaut) und eine Ratskapelle zum „Kleinen" Hl. Geist, die im 16. Jhdt. einem Renaissance-Rathausbau weichen mußte. Um 1325 zweite Rathaushalle - in neuerer Zeit meist Gerichtslaube genannt - in einem mehrgeschossigen Gebäude parallel zur ersterwähnten Halle, die zur Ratsküche herabsank, mit nur 8 m Zwischenraum gebaut. 2. Hälfte 15. Jhdts. an`s Gewandhaus die Alte Kanzlei angebaut, über beiden der Fürstensaal; etwas später Bürgermeister - Körkammer und Altes Archiv neben der Gerichtslaube eingerichtet. Etwa 1480 nach Westen das große Kämmereigebäude. 1564-67 der Renaissancebau: Große Ratsstube (wertvollster Raum Norddeutschlands; berühmte Schnitzereien Alberts von Soest!). 1583/84 Große Kommissionsstube (Intarsien von Warnecke Burmester). 1706 Huldigungs- und Traubensaal. 1720 Barockfassade. Michaeliskirche: Nach 1371 das Benediktinerkloster in den Raum der Altstadt verlegt; Neubau einer 3schiffigen Hallenkirche 1376-1418, Turmhaube 1766. Vornehmste Kirche des Landes (Altar der Goldenen Tafel); der Abt war das Haupt der Stände (Landschaftsdirektor). Nach der Reformation ev. Männerkloster, danach 1656-1850 Ritterakademie; hinterdrein Lehrerseminar. Alte Kloster- und Akademiegebäude größtenteils nicht mehr erhalten; 1921 wegen Senkungsgefahr abgebrochen. Im Abtshaus 1952 Landratsamt.

Johanniskirche: Alte Taufkirche aus karol. Zeit in Modestorp, Sitz eines Archidiakonats, während des 14. Jhdts. als mächtige 5schiff. Hallenkirche erneuert; Turm 1406 vollendet; Lüneburgs eigentliche „Pfarrkirche". Cyriakskirche: Am Fuße des Kalkberges, ehemalige Pfarrkirche des Suburbiums, nach 1371 bedeutungslos, da außerhalb der neuen Stadtmauer; 1639 abgebrochen. Lambertikirche: Bei der Saline vor 1269 errichtet, im 14. Jh. 3schiff. Hallenkirche („Kapelle"), 1860/61 wegen Baufälligkeit abgerissen. Nikolaikirche: 1409 im letzten, dem Wasserviertel begründet, 3schiff. Basilika im franz.-kubischen Kathedralenstil („Kapelle"); letzte große Erneuerung 1845-69, Turmneubau 1895. Franziskanerkloster mit Marienkirche: Um 1250 errichtet, völliger Neubau der Kirche 1574-80 in Grundrißform einer Lyra, einer der frühsten protestantischen Kirchenbauten; 1818 abgerissen. Die Reste des in der Reformationszeit eingegangenen Klosters (Kreuzgang, Refektorium) enthalten 1952 die Rats- und Volksbücherei. Prämonstratenserkloster Heiligenthal, gegr. 1314 in der Nähe, 1382 nach Lüneburg hineinverlegt, Bau einer 3schiff. Hallenkirche; nach der Reformation als Salzspeicher be-nutzt, 1801 abgebrochen.

Vor 1300 schon das Herings-, spätere Kaufhaus am Hafen und Kran. 1444 Glockenhaus, (Zeughaus). Zahlreiche bemerkenswerte Bürger- und Patrizierhäuser 15.-18. Jh. mit prächtigen Giebelfassaden. Schloß von Herzog Georg Wilhelm 1693-96 als Witwensitz für seine Gemahlin Eleonore (d'Olbreuse) am Markt erbaut; von 1866 bis zum 1. Weltkrieg als Kaserne benutzt, seit 1925 Land- und Amtsgericht. 1849 Landdrostei-, 1952 Regierungsgebäude am Ochsenmarkt, gegenüber dem Rathaus, im Kasernenstil errichtet. Seit etwa 1900 viele neue öffentliche Gebäude: Museum, Heil- und Pfiegeanstalt, Krankenhaus, Gralstift, Theater, Handwerkskammer, Schulen, Kasernen usw. Sol- und Moorbad: Kurhaus, neues Badehaus (1922). Fabrikanlagen.

Zerstörungen

Februar 1945 durch Bombenangriffe in der südlichen Vorstadt nur neuere Wohnhäuser, dazu das nahe dem Bahnhof gelegene Museum zur Hälfte zerstört. Wiederherstellung der geretteten Hälfte des Museums Ende 1950 abgeschlossen. [3]

Bevölkerung

Ältere Einwohnerzahlen

Um 1300 rund 2.000 Wohnhäuser, zu Beginn des 30jähr. Krieges etwa 14.000 Einwohner.

  • Neubürger: 1289: 34, 1290-99: 340, jährl. Durchschnitt 34, 1300-09: 341 (34), 1310-19: 271 (27), 1320 bis 1329: 280 (28), 1330-39: 303 (30), 1340-49: 305 (30), 1350-59: 630 (63), 1360-69: 392 (39), 1370-79: 271 (27), 1380-89: 317 (31), 1390-97: 192 (27), 1400-09: jährl. 30, 1410-19: jährl. 30, 1420-29: jährl. 32,1289-1397: jährl. 33, 1400 bis 1605: jährl. 19. Um etwa 1430 starkes Absinken der Neubürgerzahl.
  • Schoßbare Häuser: 1426: 1.936, 1450: 1.961, 1500: 2.383, 1550: 2.287, 1600: 2.802, 1650: 2.489, 1700: 2.124, 1750: 2.127, 1800: 2.070, 1850: 1.853.
  • Nach anderen Quellen: 1757: 4.229 m., 5.197 w. Einwohner, 1810: 4.755 m., 5.179 w. Einwohner., 1811: 3.267 Männer, 3.784 Frauen, 3.368 Kinder. [4]

Seuchen

Pest 1350, 1562, 1565-66, 1577, 1596-97, 1604-06, 1625-28, 1639, 1663-64.

Bevölkerungsverzeichnisse

Kirchenbücher

Adressbücher

historische Quellen

  • Urkunden-Kartei, 900-1892 Rathaus, Digitalisate online bei Familysearch

Berühmte Personen

  • Albert von Soest, Holzschnitzer und Bildhauer, Schöpfer der Großen Ratsstube, 1567 bis etwa 1589 in Lüneburg
  • Joh. Seb. Bach, 1700 bis 1702 in Lüneburg
  • Georg Böhm, Vorläufer Bachs, * 1661 in Hohenkirchen (Thür.), 1698-1733 Organist an St. Johannis in Lüneburg
  • Joh. Heinr. Büttner, * 1666 in Greiz; 1694 Kantor, 1709 Protonotar, Stadtsekretär und -bibliothekar, t 1745 in Lüneburg, Verfasser der „Stamm- und Geschlechtsregister der lüneburg. adelichen Patriciengeschlechter" 1704.
  • Joh. Ludw. Levin Gebhardi, * 1699 in Braunschweig, 1727-64 Lehrer an der Ritterakademie, und Ludw. Albr. Gebhardi, * 1735 in Lüneburg, 1765-99 Lehrer an der Ritterakademie in Lüneburg, t 1802 in Hannover, beide Lüneburger Historiker und Quellensammler.
  • W. J. A. B. Freiherr von Hodenberg, 1786-1861, Landschaftsdir. und Abt an St. Michaelis 1843-50, Hg. zahlreicher Urkn.- Samml.
  • Urban Friedr. Christoph Manecke, 1745-1827, Lüneburger Historiker u. Quellensammler (Topogr.-hist. Beschreib, d. Städte, Ämter usw. im Fürstentum Lüneburg).
  • Georg Theod. Meyer, 1797-1870,1846 Syndikus der Stadt, 1850 Hannov. Kultusminister.
  • Joh. Fr. Pfeffmger, 1667-1730, Prof. an der Ritterakademie 1693-1729, Historiker und Staatsrechtler.
  • Wilh. Reinecke, * 1866 in Göttingen, Stadtarchivar, Mus.-direktor, Geschichtsschreiber von Lüneburg.
  • Kasper Sagittarius, * 1643 in Lüneburg, t 1694 in Jena, bekannt. Geschichtsforscher.
  • Joh. Abr. Peter Schulz, * 1747 in Lüneburg, t 1800 in Schwedt a. O., Kapellmeister und Komponist, Schöpfer vieler Volkslieder.
  • Johanna Stegen, * 1793 in Lüneburg, t 1842 in Berlin, „Das Heldenmädchen von Lüneburg 1813".
  • Familie von Stern, Besitzer des Sternschen Verlages und einer Druckerei (berühmte Bibeldrucke 1614 ff.) von etwa 1600 bis zur Ge-genwart.
  • Wilh. Volger, 1794-1879, Rektor der Realschule des Johanneums, Hg. des UB. der Stadt Lüneburg.
  • Otto Volger genannt Senckenberg, * 1822 in Lüneburg, t 1897 in Sulzbach (Taunus), Mineraloge und Geologe, Begründer des Freien Dt. Hochstifts Frankfurt a. M.
  • Anton Chrn. Wedekind, * 1763 in Visselhövede, t 1845 in Lüneburg, seit 1793 Amtmann des St. Michaelisklosters, Historiker (Noten zu einigen Geschichtsschreibern des MA.). [6]

Jüngere Einwohnerzahlen

1821: 11.484 Einwohner (E.), 1848: 12.329 E., 1858: 13.900 E., 1867: 15.916 E., 1880: 19.034 E., 1890: 20.665 E., 1900: 24.693 E., 1910: 27.790 E., 1920: 28.250 E., 1930: 30.700 E., 1939: 33.535 E. (ohne Militär), 37.267 E. mit Lüne und Hagen (ohne Militär), 1946: 49.169 E., 1951: rund 61.000 Einwohner.

Sprache

Amtssprache bis etwa 1350 lateinisch, seit etwa 1350 mittelniederdeutsch, dann seit 2. Hälfte 16. Jh. hochdeutsch. Die heutige Mundart, die 1952 noch von der Grundschicht der Eingesessenen gesprochen wird, ist niedersächsisch und gehört mit den Kennzeichen uns 'uns', jo, jou 'euch' (gegen nördl. ju, jü) mit Hamburg-Stade zusammen. [7]

Wirtschaft

Handel und Gewerbe

Die wirtschaftliche Bedeutung Lüneburgs während des Mittelalters beruhte auf der Saline, die der Stadt ihren Reichtum verschaffte und auch 1952 noch eines der bedeutendsten industriellen Unternehmen darstellt. Zahlreiche fürstl. und kaiserl. Privilegien schützten die Saline gegen unlauteren Wettbewerb und gewährten der Stadt wertvolle Rechte. 1273 erlangte die Stadt durch hzgl. Privileg für das gesamte Herzogtum Lüneburg das ausschließliche Recht des Salinebetriebes. Die Ausfuhr des Salzes geschah vor allem über Lübeck, wohin auch sonstige wirtschaftliche Bindungen bestanden, nach den nordischen Ländern.

Ursprünglich landesherrliches Eigentum, gelangte die Saline allmählich bis zum 13. Jhdt. in den Besitz verschiedenster Teilhaber, die Salzpfannen oder Teile davon besaßen, der sogt. „Sülzprälaten", vornehmlich Geistliche und geistliche Korporationen. Die Besiedung selbst erfolgte durch Lüneburger „Sülfmeister", die das Patriziat der Stadt bildeten. Als Umschlagplatz mit Stapelrecht erlangte Lüneburg große Bedeutung für den nordsüdlichen Fernhandel, der aus der Elbe kommend bis Lüneburg die Ilmenau benutzte und dann zu Lande weiter über Braunschweig nach Süddeutschland, über Salzwedel-Stendal nach dem Osten führte. 1569 erging zur Befreiung der Elbeschiffahrt ein kaiserliches Mandat, das Lüneburg als Umschlagplatz bedeutenden Schaden zufügte. Gleichwohl behielt das Speditionswesen bis zur Anlage der Eisenbahn Hamburg-Hannover (1847) große Bedeutung. Brauwesen, Handel und Gewerbe aller Art blühten während des ganzen späteren Mittelalters bis zur Aufhebung der Selbständigkeit der Stadt. Seit der 2. Hälfte 19. Jhdts. macht sich ein neuer wirtschaftlicher Aufschwung bemerkbar. Die wirtschaftliche Hochblüte Lüneburgs lag im 14.-16. Jhdt. Theodori-Gesellsch. der Sülfmeister 1461, Jostes-Gilde der Brauer vor 1477, Antonii-Gilde der Kagelbrüder (Großhändler) Mitte 15. Jh.; zahlreiche Handwerkergilden; 1770 Speditionskompanie der Lüneburger Faktoren. [8]

Jüngere Handelshäuser

Stand 1952: Zum Teil beruht noch heute die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt auf der Saline und den damit zusammenhängenden Aufgaben als Solbad wie auch als Moorbad. Lüneburg ist außerdem der Ausgangspunkt für den Verkehr in die Heide. Die für die moderne städtische Entwicklung wichtige Industrie ist zum großen Teil Rohstoff bedingt, wie die auf dem Salzvorkommen, der Kieselgur, dem Kalk aufgebauten Betriebe, ferner die Nahrungs- und Genußmittelindustrie, die Wachsindustrie und die Baustoffindustrie. Die wichtigsten industriellen Unternehmen sind 1952: die 1799 reorganisierte „Saline Lüneburg" (Siedesalzgewinnung in stets gleichbleibender Qualität, Herstellung ehem. Erzeugnisse wie Magnesia, Calzium, Karbonikum, Soda). Chem. Fabrik; Knochenleimfabrik; Düngekalkwerke; „Abtsmühle" seit der 1. Hälfte des 12. Jhdts.; „Lüneburger Knäckebrotwerke"; „Kronenbrauerei" seit 1485; Haartuchfabrik Leppin 1837; Eisenwerke; Maschinenbau; Zement- und Betonwarenfabriken.

Poststraßen waren früher die überörtlichen Verkehrswege
Entfernungsangaben in Postmeilen.
1 Postmeile entsprach 1 Fahrtstunde auf ebener Strecke
Post-Karte von 1829, Cours Bureau des General Post Amts, Berlin

Verkehrseinrichtungen

Die Verkehrslage der frühmittelalterlichen Stadt als Knotenpunkt mehrerer wichtiger Fernstraßen wurde durch die örtlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse in ihrer Gunst noch verstärkt. Das so vielfältig begründete Verkehrsnetz, das Lüneburg einerseits mit der Nordsee- und Ostseeküste, andererseits durch radial ausstrahlende Straßen über die wichtigen norddeutschen Verkehrsknoten mit Mittel-, Süd- und Ostdeutschland verband, blieb mit nur geringen Abwandlungen durch die Jahrhunderte (nach-mittelalterlichem Straßennetz, Poststraßen bis 18. Jhdt.) des Frachtfuhrwerkverkehrs erhalten.

Stand 1952: Das neuzeitliche Straßennetz zeigt um 1952 wieder die Lagegunst der Stadt im Schnittpunkt mehrerer Bundesstraßen. Außerdem führen 2 Landstraßen an die Elbübergänge Lauenburg und Bleckede und eine nach Westen in die Heide.

Stand 1952: Im Eisenbahnsystem ist Lüneburg 1952 Schnittpunkt von 7 Haupt- und Nebenbahnlinien. Hauptstrecken verbinden Lüneburg mit Hamburg, Hannover über Uelzen, Dannenberg—Wittenberge und Lübeck, eine Nebenlinie führt über Buchholz nach Bremerhaven und 2 normalspurige Nebenbahnen der Osthannoverschen Eisenbahn AG. nach Soltau und Bleckede. Der erste Bahnanschluß erfolgte 1847 (Strecke (Lehrte)-Celle-Hamburg).-

Von der Abts- und Lünermühle ab wird die Ilmenau zu den Flußläufen 1. Ordnung gerechnet. Für den Verkehr nach Hamburg ist sie eine wichtige Binnenwasserstraße. Umgeschlagene Güter: Zucker, Getreide, Kohlen, Salz, Knochenmehl.

Militärflugplatz 4 km östl. der Stadt seit 1945 von der Besatzungsmacht benutzt, 1949 erweitert.

Umgebungsbedeutung

Stand 1952: Lüneburg ist der wichtigste Ort zwischen Hamburg und Hannover. Während die Stadt ihre Bedeutung im Mittelalter in erster Linie der Saline verdankte und dem damit zusammenhängenden Handel, hat Lüneburg um 1952 vor allem Bedeutung als Regierungsbezirks- und Kreishauptstadt. Auf wirtschaftlichem Gebiet ist Lüneburg Mittelpunkt seiner näheren Umgebung. Durch die damalige Zonengrenze hatte Lüneburg eine Einbuße erlitten, weil die Verbindungen über die Elbe unterbrochen waren. Auch der Rückgang im Fremdenverkehr durch Ausfall der mittel- und ostdeutschen Gebiete machte sich vor 1990 bemerkbar. Lüneburg gehört trotz der verwaltungsmäßigen Eingliederung nach Niedersachsen in den wirtschaftlichen Einflußbereich von Hamburg.

Verwaltung

Rat

Der Rat seit 1200 nachweisbar (1200 Zeugen: cives, 1239: consules), seit 14. Jhdt. meist 24 Personen (je 12 actu regentes und non regentes, davon je 2 Bürgermeister). Landesherrlicher Vogt, zugleich oberster Richter und Verwaltungsbeamter, seit 1250 mehr und mehr beiseite geschoben. Ratsumsetzung vorzugsweise zu Lätare (der 4. Fastensonntag). Die ratsfähigen Geschlechter hatten entweder Eigentum an der Sülze oder sie waren Besieder („Sülfmeister"). 1447-54 im „Prälatenkrieg" Aufstand gegen den Rat infolge wirtschaftlicher Krisis seitens der Bürgerschaft, die Anteil am Stadtregiment verlangte, diesen jedoch nach kurzer Zeit infolge Unfähigkeit wieder aufgeben mußte, so daß sich die alte Ratsverfassung bis 1639 hielt. Danach besetzten Patrizier und Bürgerliche in gleicher Zahl den Ratsstuhl; 4 Bürgermeister, davon 2 aus den Geschlechtern, 2 Graduierte. Der Rat unterlag seitdem der Aufsicht des Landesherrn. 1846 neue Stadtverfassung; Verwaltung und Gericht getrennt.

Gericht

Die Stadtgerichtsbarkeit wurde ursprünglich und bis ins 14. Jhdt. von einem, seit etwa 1250 von 2 hzgl. Vögten ausgeübt. Der Rat wurde aber bald Aufsichtsinstanz in allen Salinar- und bürgerlichen Rechtsgeschäften. 1334 Einsetzung von bürgerlichen „vorspraken" als Rechtssachwaltern durch die Stadt. Die Vogtei wurde erstmalig 1369 an den Rat verpfändet. So gingen niedere und hohe Gerichtsbarkeit allmählich auf den Rat über, der für die Gerichtssprüche übrigens Landesgeltung beanspruchte, da Lüneburg ursprünglich Sitz des höchsten Gerichtshofes war. 1576 erwarb Lüneburg endgültig die Vogtei. Damals auch Zusammenfassung des Stadtrechts durch H. Husanus, das bis 1852, mit Resten bis ins 20. Jhdt. in Geltung blieb. 1852 bei Neuorganisation des gesamten Hannoverschen Gerichtswesens wurde das Stadtgericht aufgehoben; seine Zuständigkeit ging auf Amts- und Landgericht über.

Bürgerschaftsvertretung

1454-1456 im Prälatenkrieg die Sechziger-Vertreter der Bürgerschaft (15 aus jedem Stadtviertel) zur Vermittlung zwischen Rat und Bürgerschaft. 1533 die ersten bürgerlichen Vertreter (Brauer) im Rat; Anfang des 30jähr. Krieges dazu einige Vertreter der Kagelbrüder. Bürgerausschüsse in verschiedenen Zeitabschnitten. Seit 1639 Zuziehung der 4 ordines (Patrizier, Brauer, Kagelbrüder, Gilden und Zünfte) zu wichtigen Ratsbeschlüssen. Bürgervorsteher seit 1846.

Landesherrschaft

Landesherren

Auf dem Kalkberg bis 1371 Residenz der Billunger, dann der Welfen. Nach Zerstörung der Burg und Verlegung der hzgl. Residenz nach Celle blieb Lüneburg zwar noch nominell unter welfische Hoheit, führte tatsächlich aber ein vollkommen selbständiges Regiment. Lüneburg war Mitglied der Hanse, beteiligte sich an deren Fehden, sah viele Hansetage in seinen Mauern, schloß Verträge mit Fürsten und Städten und handelte derart selbständig, daß die Stadt zeitweilig als freie Reichsstadt angesehen wurde. 1637 rückte der Landesherr Herzog Georg nach Vertreibung einer vom Rat aufgenommenen schwedischen Besatzung in Lüneburg ein, das sich der Botmäßigkeit der Weifenherzöge wieder unterwerfen mußte und 1639 eine neue Verfassung durch den Landesherrn erhielt: Lüneburgs Selbständigkeit war gebrochen, seine mittelalterliche Blüte beendet.

  • <1806 Herzogtum Lüneburg / Hannover
  • 1806-10 mit Hannover an Preußen
  • 1810 Kaiserreich Frankreich, Königreich Westfalen, Departement der Niederelbe
  • 13. 12. 1810 bis Herbst 1813 Kaiserreich Frankreich, Departement der Niederelbe
  • 1814 Hannover
  • 1866 Königreich Hannover an Preußen
    • 1850—85 war Lüneburg auch der Kreisort des verhältnismäßig kleinen aus den Ämtern Lüneburg und Bleckede bestehenden alten hannoverschen Kreises Lüneburg. Lüneburg war bis 1883 Hauptstadt der Landdrostei, danach des Regierungsbezirks Lüneburg. Bei der neuen Kreiseinteilung von 1885 wurde aus dem Amt Lüneburg der Landkreis Lüneburg. 1932 bildete sich der 1952 noch bestehende Landkreis Lüneburg durch Zusammenlegung der Kreise Lüneburg und Bleckede, so daß der neue große Landkreis Lüneburg, abgesehen von einer kleinen Abweichung an der Elbgrenze, ganz dem alten Kreis des 19. Jhdts. entsprach. Lüneburg blieb Kreishauptort.
  • 1946 Teil des Landes Niedersachsen

Kriegerische Ereignisse

Von kriegerischer Unbill blieb Lüneburg im wesentlichen verschont bis auf die Nöte des 30jähr. Krieges, die schwedische Besatzung 1636-37 und die ruinösen französischen Okkupationen 1757 und 1803-13. Durch das Gefecht bei Lüneburg (02.04.1813) wurde die Stadt vorübergehend befreit, geriet aber erneut in die Hand der Franzosen, die erst September 1813 endgültig abzogen. 1945 ff. zahlreiche Besatzung, Flüchtlingsstrom aus dem Osten, größte Schwierigkeiten auf dem Gebiet des Wohnungswesens.

Preußische Verwaltungseinbindung

  • 1895 Lüneburg, Stadt, Stadtkreis, in Deutschland, Königreich Preussen, Provinz Hannover, Regierungsbezirk Lüneburg , links an der Ilmenau
    • Gesamtumfang: 1.983,1 ha, (1895) 25 Wohnplätze, 2.472 Gebäude
    • Zuständigkeit/Einrichtungen: Amtsgericht Lüneburg, AGer-Gebäude, LdGer-Gebäude, Standesamt Lüneburg, Sitz des Reg.-Bz., Gymnasium, Realgymnasium, Seminar f. Lehrer, höhere Schule f. Mädchen (Töchterschule); 2 Krankenhäuser, Kontorgebäude, Hpt-Steueramt, Ob.-Försterei, Reichsbank-Nbn-Stelle, Vorschussverein; Hdl-Kammer, Gefängnis, Postbezirk (eigenes Gebäude), Telegrafenamt, Eisenbahnstation Linie Harburg <> Lehrte, Büchen <> Lüneburg. Militär: Garnison-Lazarett.
    • Einwohner: 22.309 (21.367 Ev., 701 Kath., 60 andr. Christen, 169 Juden, 12 Unbestimmt)
    • Gewerbe: Saline u. Fabr. (Chemikalien, Zement, Tapeten, Mostrich, Hefe, Knochenmehl, Dünger), Giesserei (Eisen) u. Emaillierwerk, Weberei (Tuch, Plüsch, Leinen), Brennerei, Brauerei, Stall, 1 Wagen, Bergbau (Kalk; ein Bergwerk), Schiffahrt (3 Schiffe).
      • Quelle: [[Hic Leones

Kriegswesen

Das Kriegswesen lag von jeher in der Hand des Rates und der Bürgerschaft. Eine Schützengesellschaft bestand seit mindestens 1387. Eine besondere Stammtruppe besaß der Rat in den Reitenden Dienern (1388 zuerst genannt), in der 2. Hälfte 15 Jhdts. ergänzt durch eine Truppe von etwa 20 berittenen Schützen. Daneben nahm der Rat für den Notfall Truppen in Sold. Zu kriegerischen und steuerlichen Zwecken wurde die Bürgerschaft nach Stadtvierteln zusammengefaßt; mit der Bewachung und der Verteidigung von Türmen und Wällen waren die einzelnen Ämter und Innungen betraut (jeder Innung war ein bestimmter Wallabschnitt zugewiesen). Seit dem 30jähr. Kriege gab es daneben „Stadtsoldaten", zunächst 4 Kompanien zu 200 Mann, später nur noch insgesamt etwa 15 Mann.

Garnison

Garnison: 5. Inf.-Rgt. 1772-1784; Kav.-Leibrgt. 1781-1803; 12. Inf.-Rgt. 1784-1805; 4. Inf.-Rgt. 1794-1801; 13. Inf.-Rgt. 1794 bis 1803; 8. Inf.-Rgt. 1800; 10. Inf.-Rgt. 1801; Feldbatl. L., Hus.-Rgt. L. 1813; Landw.-Batl. L. 1814-20; Hus.-Rgt. Prinzregent 1816; Stab 5. L.er Inf.-Rgt., L.er leichtes Batl. 1818 bis 1820; Inf.-Rgt. L. 1820-33; L.er Hus.-Rgt. Prinzregent (Kronprinzhus.) 1818-33; 3. Rgt. Cambridge-Drag., 2. Div., 1833-38; 5. Linienbatl. 1833-38; 4. Rgt. Kronprinzdrag., 4. Inf.-Rgt. 1838-48; Königin-Hus.-Rgt., 5. Inf.-Rgt. 1849 bis 1866; Preuß.Kav.,Drag.-Rgt. 16:1866-1918; 2. Hann. Drag.-Rgt. 16: 1919-21; Hann. Reiter-Rgt. 13 bzw. 13. Preuß. Reiter-Rgt. bzw. Reiter-Rgt. Hann. 1921-36; Kav.-Rgt. 13 und Inf.-Rgt. 47:1937 ff.; ferner II./Art.-Rgt. 21 und Fliegerhorst: 1938 ff.

Siegel, Wappen, Fahne

Beschreibung:

Wappen: Im roten Schilde silberne Burg mit 3 blau-bedachten Türmen; im offenen Tor goldner, mit roten Herzen bestreuter Schild, darin nach rechts steigender rotbewehrter blauer Löwe (= Fürstentumschild). Beim großen Wappen dazu 2 blaue Löwen als Schildhalter und Helm mit halber fürstl. Helmzier: aus goldner Helmkrone aufsteigende rote Säule, mit Pfauenschweif besteckt, rechts v. zunehmendem goldnem Monde, links von steigendem blauem Löwen beseitet (die andere Hälfte der fürstl. Helmzier im Stadtwappen von Celle: 2 zueinander gewandte Sicheln, außen mit Pfauenspiegeln besteckt).

Siegel: Ältestes Stadtsiegel von 1200 im Klosterarchiv Lüne. Zweiter, etwas veränderter Stempel seit etwa 1260 bis Mitte 19. Jhdt.: 3türmiges Stadttor mit Vierpaß im Torbogen; im offenen Torfeld Herzschild mit nach links (!) steigendem Löwen.

Stadtfarben: Rot-Blau-Weiß.

Finanzwesen

Münzwesen

Münzstätte der billungischen Herzöge von Sachsen seit Bernhard I. (973-1011), dann der welfischen Herzöge seit der letzten Zeit Heinrichs d. Lowen und der Nachfolger und Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Löwenbrakteaten nach dem leichteren lübischen Münzfuß. 1293 Verkauf der Münze an Ritterschaft und Stadt Lüneburg. Seitdem kleine städtische Löwenhohlpfennige, seit Mitte 14. Jhdt. auch Witten (= 4 Pfg.). 1381 Anschluß an den wendischen Münzverein und ständiges Mitglied neben Hamburg, Lübeck und Wismar bis um 1570. Lübischer Münzfuß. Geprägt Hohlpfennig, Scherfe, Blafferte (hohle 2-Pfg.), Witten, Dreilinge, 1392 Sechslinge, 1432 Schillinge, 1468 Doppelschilhnge. Recht der Goldguldenprägung 1434. 1502-1546 1/3,2/3 Mark, ganze, halbe und viertel Markstücke. Erster Taler 1546. Nach 1572 Anschluß an die niedersächsächsische Kreismünzordnung mit Prägungen nach der lübischen Schillingrechnung (1 Taler = 32 Schillinge). Geprägt einzelne Goldgulden und Dukaten, Taler und Teilstücke, zahlreich Doppelschillinge, auch Schillinge, Sechslinge, Dreilinge und kupferne Scherfe ziemlich regelmäßig bis Ende 17. Jhdt. Letzte Silberprägung von 2/3 Taler nach dem Leipziger Euß 1702, letzte Kupferprägung 1777. [9]

Steuern

Schoß = 4 Pfg. als Vorschoß, dazu 1 Pfg. von der Mark als Bürger- und Einwohnersteuer, die wichtigste Einnahmequelle (vor 1357). Haus- und Vermögensschoß, Gassen- und Grabengeld (seit 1550), Bürger- und Eintrittsgelder u. ä. Der Bat kaufte sich in einem hartnäckigen jahrhundertelangen Ringen um „Schatzfreiheit" durch Pauschalsummen gem. Rezessen von 1562, 1617 und 1717 von allen Landsteuern, Schatzungen, Beden usw. frei, durfte dafür seit 1617 bis über die Mitte des 19. Jhdts. die neuen Akzisen und Imposten in Lüneburg selbst erheben und verwenden. 1691 bis 1708 lag auch die Licenterhebung und -Verwaltung in Lüneburg in der Hand der Stadt, wurde dann aber wieder vom Staate übernommen.

Zölle

Lüneburger Bürger genossen laut Stadtrechtspriv. von 1247 für ihr Eigengut (nicht für fremdes Sende- oder Faktoreigut) Zollfreiheit im ganzen Fürstentum Lüneburg, außer an den Zollstätten Hitzacker, Schnackenburg, Gifhorn und Celle. Der bei Ausfuhr vom Lüneburger Salz fällige Zoll wurde später durch jährliche Pauschale abgelöst; auch der 956 dem Michaeliskloster geschenkte Salzzoll war später z. T. fixiert. Ein durch kaiserliches Privileg von 1471 der Stadt Lüneburg zugestandenes Wasser-und Landzollrecht konnte von Lüneburg praktisch gegenüber den Hansestädten, Dänen usw. nicht durchgeführt werden. Doch stellten die Kaufhausgelder (Stapel- und Umschlaggebühren) seit dem Ausgang des Mittelalters eine bedeutende städtische Einnahme dar.

Stadtgebiet

Warburg, Breitenwiese, Goseburg, Buntenburg, Papenburg (Nikolaihof), Reppenstedt, Hasenwinkel, Övelgönne, Hasenburg, Roteschleuse, Düvelsbrook, Tiergarten, Kaltenmoor, Olm: diese Belegenheiten waren der Stadt schoß- und gerichtspflichtig. Die übrigen Dörfer und Höfe innerhalb der Landwehr gehörten zu den Ämtern Winsen/Luhe und Lüne. 1943 wurden Lüne (ganz) und Hagen (z. T.) nach Lüneburg eingemeindet. Gesamtstadt vor der Eingemeindung 1.988 ha, 1952 insgesamt 4.171 ha, davon Wald 1.132 ha, landwirtschaftl. Nutzfläche 1.896 ha, Gebäude und Hofflächen 497 ha.

Kirchenwesen

Bistümer seit Mittelalter

Bistum Verden, Archidiakonat Modestorp bis 1445; mit Aufhebung des Archidiakonats dann Erhebung des Pfarrers der Kirche St. Johannis, die seit 1406 unter dem Patronat der Stadt stand, zum Propst von Lüneburg.

Reformation

Mit der Reformation gehen die geistlichen Befugnisse der Propstei auf die neue Superintendentur über; die „Präpositur" verwaltet in der Haupt-sache nur noch die aus dem Vicarienwesen herstammenden Stiftungen und geht allmählich in die Stadtverwaltung auf. Noch 1952 eihheitliche Kirchengemeinde, seit 1909 mit straßenmäßiger Begrenzung in 7, danach 8 Seelsorgerbezirke aufgeteilt.

Bekenntnisse

Verhältnis der Bekenntnisse 1811: luth. 10.287, ref. 15, kath. 16. 1880: ev. 96%, röm.-kath. 2,6%. 1946: ev. 42.739 = 85,5%, kath. 4.129 = 8,3%.

Juden

Judenverfolgung 1350; bis 1680 wohnte kein jüdischer Bürger in Lüneburg. 1757: 3 Schutzjuden mit Angehörigen zugelassen. 1811: 27 Juden, um 1900 nur 130 Juden, ohne nennenswerten Einfluß. [10]

  • Stolpersteine Gedächtnissteine für Opfer des Nationalsozialismus

Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit

Evangelische Kirchen

St. Johanniskirche

St. Johanniskirche

An der Johanniskirche 2
21335 Lüneburg
  • Älteste Kirche der Stadt.
  • Im 14. Jahrhundert als sogenannte Hallenkirche mit fast fünf gleich hohen Raumteilen erbaut.
  • Bedeutendes Zeugnis der Backsteingotik in Norddeutschland.
  • Der Helm des Turmes von 1406 weicht nach Süden um 1,30 m und nach Westen um 2,20 m vom Lot ab.
  • Von Montag bis Freitag um 9.00 Uhr und Samstags um 10.00 Uhr bläst der Turmbläser einen Choralvers in jede Richtung.

Quelle: Infotext

Katholische Kirche

Wohlfahrtspflege

Stand 1952: Benedikthospital des St.-Michaelis-Klosters seit dem 12. Jhdt., Neubau 1787; städt. Hospital St. Nikolaihof vor Bardowick etwa Mitte 13. Jhdt.; städt. Größen-Heiligen-Geist-Hospital (ursprüngl. Lambertihaus; Sülfmeisterstiftung?) 2. Hälfte 13. Jhdts.; städt. Gralhospital um 1500; private Stiftungen: der Lange Hof (1352), der Rote Hahn (Ende 15. Jh.) u. a. „Gotteshäuser" oder „Gotteskeller"; alle genannten Stifte noch 1952 Armen- oder Altershäuser. Lazarett für Pestkranke, später Siechenhaus, auf der Breiten Wiese 1566/67-1818 (Geisteskranke auch in Stadttürmen und im sog. Werkhause = Gefängnis untergebracht). 1787 Krankeninstitut am Wandrahm, dazu 1869 das Krankenhaus (am Klostergang; 1899 Neubau Bögelstr.) Stadtphysici 14. Jhdt. bis 1880. Mittelalterl. Wasserleitungen (wenig Brunnen!): „Kranker Heinrich", Mönchsbrunnen, Schierbrunnen, Spillbrunnen; ferner Abtswasserkunst (um 1530) und Ratswasserkunst (um 1570) = Flußwasserdruckleitungen, 1897-99 in städtischen Betrieb übernommen. Gaswerk seit 1865.[11]

Bildungswesen

Schulen

Stand 1952: Michaelisschule um 1340 (schola externa, Partikularschule) neben der inneren Klosterschule, beide vereinigt 1562. 1656 Umwandlung des Michaelisklosters in eine „Ritterakademie" als hohe Schule für den Lüneburger Adel (bis 1850). Die Michaelisschule blieb bis 1819 bestehen. Johanneum (städt. Gymnasium) seit 1406, als Realgymnasium und Gymnasium seit 1867. Wilhelm-Raabe-Schule: 1831 Privatschule für Mädchen, 1875 höhere Töchterschule (städt.), 1925 staatl. Oberschule. 10 Volksschulen: Hl.-Geist-Schule 1816, Hl.-Geist-Schule II 1892, Hl.-Geist-Schule III 1901, Hilfsschule 1903, Hl.-Geist-Schule IV 1913, Schule V 1943, Schule VI 1946, Neuhagen VII 1943, Lüne VIII 1943, kath. IX 1851 (1938 bis 1945 Gemeinschaftsschule), Mittelschule (Bürgerschule) seit 1816 für Knaben und Mädchen. Berufs- und Berufsfachschulen: 1832 als Fortbildungsschule gegr., 1846 Handelsschule für Lehrlinge, Anfang 20. Jhdt. Gewerbl. Fortbildungs-, kaufmänn. Fortbildungs-, Mädchen- Fortbildungsschulen, seit 1934 zur Berufs- und Fachschule vereint und weiter ausgebaut. Landwirtschaftliche Schule und Wirtschaftsberatungsstelle 1920 (vorher Landwirtschaftliche Winterschule), Schullehrerseminar 1851-1926. Pädagogische Hochschule 1946.

Theater

Theater zufrühst in Lüneburgs Schulen; wandernde Schauspielgruppen (1648: Shakespeare-Aufführung) ; 1739 Schoenemannsche Schaubühne (Konrad Eckhoff, Sophie Schröder!); 1882-1921 Kaulitz'sches Theater; 1921 ff. Greunes Theater. Konzertwesen seit 19. Jhdt. auf beachtlicher Höhe; seit 16. Jhdt. berühmte Kantoren und Organisten an St. Johannis und St. Michaelis.[12]

Kulturelle Leistungen

Einzige voll erhaltene Stadt der norddeutschen Backsteingotik. Beachtliche Überlieferung auf dem Gebiete der Plastik (Altäre, Steinbildhauerei, Holzplastik). Bedeutungsvoll in der Geschichte der Musik Niederdeutschlands vom 16. bis 18. Jhdt. Reiche stadtgeschichtliche Arbeiten.

Zeitungen

  • Älteste L.er Ztg. 1677, nur kurze Zeit bestehend.
  • Öffentl. Anzeigen für das Kgl. Westfäl. Depart. der Niederelbe 1810
  • Öffentl. Anzeigen für das Kgl. Westfäl. Depart. der Niederelbe ab 1811 mit kurzer Unterbrechung als Lüneburgsche Anzeigen bis 1945.
  • Lüneburger Vorwärts 1848 bis 1850.
  • Lüneburger Tagebl. 1891-1941.
  • Lüneburger Post 1945.
  • Lüneburger Landesztg., 1952 Landesztg. für die Lüneburger Heide 1946-49, 1949 ff.

Stadtgeschichtliche Darstellungen

Bibliografien

  • V. Loewe, Bibliografie der Hann. und braunschw. Geschichte (1908), lfd. Nr. 4239-4354.
  • F. Busch, Bibliografie der Niedersächs. Geschichte 1908-32 (1938), lfd. Nr. 7289-7372.
  • J. Grunewald, Bibliografie der Gesch. der Stadt Lüneburg 1933-38 (Masch.-Schrift 1939).

Quellen

  • Lüneburger Urkundenbuch VII: Arch. d. Kl. St. Michaelis zu Lüneburg, hg. vom Landschaftsdir. W. von Hodenberg (1861).
  • Urkundenbuch der Stadt Lüneburg, 3 Bände (bis 1402), hg. von W. Volger (1872-77).
  • Lüneburgs ältestes Stadtbuch, hg. von W. Reinecke (1903).
  • Chronik der dt. Städte, Bd. 36: Lüneburg, hg. von W. Reinecke (1931).
  • Die Lüneburger Chron. des Propstes Jakob Schomaker, hg. von Th. Meyer (1904).
  • Die älteren Zunfturkunden der Stadt Lüneburg, bearb. von E. Bodemann (1883).
  • F. Welter, Katalog der Musikalien der Ratsbücherei Lüneburg (1950).

Darstellungen

  • U.F. C. Manecke, Topogr.-hist. Beschreibung der Städte, Ämter... im Fürstentum Lüneburg (1858), S. 1-114.
  • O. Jürgens, Gesch. der Stadt Lüneburg (1891).
  • W. Reinecke, Gesch. der Stadt Lüneburg, 2 Bände (1933).
  • W. Reinecke, Lüneburg als Hansestadt (2/1946).
  • H. Wagner, Beitr. zur Verkehrs- und Wirtschaftsgeographie der Stadt Lüneburg (1933).
  • Fr. Langenheim, Lüneburg, eine Stadtuntersuchung auf geograph. Grundlage (1926), in: Jb. der Geogr. Ges. Hannover.

Bibliografie

Bibliografie-Suche

Genealogische Bibliografie

Archive

Fußnoten

  1. Quelle: Keyser, Erich (Hrsg.): Niedersächsisches Städtebuch (1952)
  2. Literatur: L. Bückmann, Was bedeutet der Name Lüneburg ?: Beil, zum: Jb. des Lüneburger Johanneums (1909).
  3. Literatur: Reinecke-Krüger, Kunstdenkmäler der Stadt LLüneburg (1906). Reinecke, Straßennamen Lüneburgs (1942). J. Matthaei, Lüneburg (1950).
  4. Literatur: W. Reinecke, L.s ältestes Stadtbuch und Verfestungsreg. (1903).
  5. Literatur: H. Kück, Familiengeschichtl. Quellen inL. (1938).
  6. Literatur: M. Rasch und A. Reinecke, Lüneburg in der allg. dt. Biogr., in: Lüneburger Musbll., Heft 1 und 2, Jahresber. des Musver. für das Fürstentum Lüneburg (1899/1901).
  7. Literatur: H. Teske, Das Eindringen der hdt. Schriftsprache in Lüneburg (1927). E. Kück Zur Volkssprache des Lüneburger Landes (In Lüneburger Eeimathuch 3, 1914, 242-826. Ders., Lüneburger Wörterbuch 1. Bd. (1942).
  8. Literatur: W. Reinecke, Lüneburger Zinn, Das Amt der Lüneburger Zinngießer, (1947).
  9. Literatur: W. Jesse, Der wendische Münzverein (1928). M. von Bahrfeldt, Die Münzen der Stadt Lüneburg, Berl. Münzbl. (1883-85).
  10. 'Literatur: L. G. Bertram, Das ev. Lüneburg (1719). L. Wallis, Abriß der Reform.-Gesch. Lüneburgs (1831). A. Wrede, Die Einführung der Reform, im Lüneburgischen (1887).
  11. Literatur: E. Zechlin, Lüneburgs Hospitäler im Mittelalter. (1907). O. Snell, Die Breite Wiese bei Lüneburg. (Allg. Z. f. Psychiatrie Bd. 108, S. 165 ff.).
  12. Literatur: E. Riedel, Die Schönemannsche Schaubühne in Lüneburg und ihre Mitglieder (In: 7.-9. Jahresber. des Musver. für das Fürstentum Lüneburg [1886] S. 1-30). K. Th. Gaedertz, Archival. Nachr. über die Theaterzustände von Hildesheini, Lübeck, 1. im 16. und 17. Jh. (1888). F. Welter, Katalog der Musikalien der Ratsbücherei (1950). G. Fock; Der junge Bach in Lüneburg (1950).

Weblinks

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