Erziehung im XX. Jahrhundert/044
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sollte das Zeichnen als Darstellungsmittel in seine Rechte treten, wie wir dies schon für die Kinderstube gefordert haben. Auf das Schreiben wird bei uns überhaupt viel zu viel Wert gelegt, namentlich auf das Schön- und Richtigschreiben! Das »Schönschreiben« ist zum Teil eine Sache der Mode, die Formen wechseln und das, was vor einem Menschenalter als schön galt, belächeln wir heute. Noch schlimmer steht es mit er Orthographie, der unsere Schule einen so erheblichen Teil ihrer Zeit widmen muss und deren Erlernung den Kindern so viel Mühe und so manche Träne kostet. Eine einheitliche Regelung nach den einfachsten Prinzipien würde da unendlichen Segen stiften. Endlich die grammatischen Uebungen, mit denen in mancher Schule schon in den ersten Schuljahren begonnen wird. Noch kein Mensch hat seine Mutterspräche durch grammatische Belehrungen richtig sprechen gelernt, jedes normale Kind aber lernt sie in kurzer Zeit auch ohne jede grammatische Unterweisung, wenn es sie nur richtig sprechen hört und angehalten wird, sie richtig zu gebrauchen. Aber gerade am richtigen und lautreinen Sprechen fehlt es oft in unsern Schulen, während viel zu viel geschrieben und die Zeit mit gänzlich überflüssigen grammatischen Belehrungen ausgefüllt wird. Wer die Entwicklung seiner eigenen Kinder durch die Schulzeit hindurch aufmerksam verfolgt, wird vielleicht die betrübende Wahrnehmung machen, dass ihr sprachlicher Ausdruck von Jahr zu Jahr nicht besser, sondern oftmals schlechter wird.
Diese Fragen lassen sich nicht behandeln, ohne dass mit einigen Worten der »Hausaufgaben« auf den unteren Stufen der Schule gedacht wird. In vielen Schulen ist es üblich, sie sogleich nach dem Beginn der Schulzeit überhaupt eintreten zu lassen, »um die Kinder an das Arbeiten zu gewöhnen«. Das ist in der Theorie sehr schön, in der Praxis stellt sich die Sache aber so, dass zum guten Teile nicht die Kinder, sondern die Eltern, Geschwister oder sonst jemand die Haus- r aufgaben machen. Man sollte von