Erziehung im XX. Jahrhundert/027
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Erziehung die Hauptschuld an diesem Mangel des Nichtsehenkönnens trägt
Sie ist eben keine »Erziehung zum Sehen«. In der Schule kann man unter Um-
ständen sogar die Beobachtung machen, dass sich die Fähigkeit zum genauen
Sehen von Stufe zu Stufe mehr verliert, statt sich weiter zu entwickeln. Kleinere
Kinder dagegen sehen in ihrer Umgebung und an allen Dingen, mit denen sie
in Berührung kommen, viel mehr als der Erwachsene gewöhnlich annimmt. Auf-
gabe der Erziehung muss es sein, diese instinktive Fähigkeit des genauen Sehens
weiter zu entwickeln und sie durch Anleitung zur richtigen Darstellung des Ge-
sehenen zu ergänzen. Diese Darstellung wird zunächst eine zeichnerische sein,
mit der in einem verhältnismässig recht frühen Alter schon begonnen werden
- Bild: Illustration: „Die wandelnde Glocke", nach der OriginaUeichnung eines neunjährigen Knaben.
kann, natürlich nicht in der Form eines geordneten Unterrichts, sondern mit ge- legentlichen Anregungen. Auf die Resultate aus solchen Darstellungsversuchen kommt es dabei weniger an als auf das Interesse, das das Kind selbst daran findet. Verkehrt würde es sein, ihm einen bestimmten Lehrgang aufzwingen zu wollen; lassen wir es auf den unteren Stufen ruhig zeichnen, was es zu zeichnen verlangt, was es mit Interesse beobachtet hat und was es in einfachen Zügen wiedergeben kann. Jedenfalls wird durch diese zeichnerischen Uebungen die Fähigkeit des Kindes, zu beobachten, ausserordentlich gesteigert, und sein Wunsch, genau und zweckmässig zu beobachten, lebhaft angeregt. Auf diese Weise