Erziehung im XX. Jahrhundert/021
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als Dampfschiff oder als Lokomotive, je nachdem die Eindrücke seiner Umgebung
in ihm das eine oder das andere zu einer lebendigen Vorstellung gemacht haben.
Das kleine Mädchen umwickelt ein Holzstück mit Läppchen und sieht in ihm eine
Puppe, in die es seine eigene Seele, sein Fühlen und Wollen hineinlegt; Prinzessin
oder Bettelkind kann sie ihm sein und alle Herrlichkeiten der Welt sind ihm nicht
mehr wert als dieses Geschöpf seiner Phantasie. Muss man nicht sagen, dass seine
Phantasie grösser ist als die des Dichters
und des Künstlers, der an die
Gesetze des Raumes und der
Zeit, derForm und des Stoffes
gebunden ist?
Aus dem Gesagten ergeben sich zugleich wichtige Regeln für die Art
des Spielzeuges, das
man dem Kinde zuerst
in die Hand geben soll.
Das Einfachste ist das Beste;
je kunstvoller und täuschender das Spielzeug dem wirklichen Gegenstande nachgebildet ist, um so wertloser
ist es. Denn je vollendeter
das Spielzeug den Gegenstand darstellt, um so
weniger bleibt der schaffenden Einbildungskraft
des Kindes zu tun übrig.
Vor den teuren, kunstvoll ausgeführten Spielsachen,
die unsere Industrie bereitwillig zur Verfügung stellt, ist also in gewissem Sinne nachdrücklich zu warnen, jedenfalls sind sie nur sparsam zu verwenden. Dagegen sind
die modernen Bestrebungen zur Herstellung einfachen und doch in künstlerischen
Formen gehaltenen Spielzeuges von grossem Werte für die Erziehung. Man kann
auch an gesunden und geistig unverdorbenen Kindern leicht die Beobachtung machen,
dass sie die rohen Spielzeuge vor den kunstvollen Puppen, Tieren und Eisenbahnen
bevorzugen, die sie ausserdem mit ängstlicher Schonung behandeln müssen, weil
sie ja so »teuer« sind. Ein Kind soll seine Spielsachen auch verderben können,
nicht mutwillig zerstören, aber verderben durch neugierige Untersuchungen, die
einer Sache auf den Grund kommen möchten, die ihm noch nicht verständlich ist.
Im Spieltriebe und in den kindlichen Tätigkeiten, die aus ihm hervorgehen, zeigen
sich die ersten Spuren des Forscher- und Erfindergeistes! Der Dichter hat durchaus
Recht, wenn er sagt, dass im kindischen Spiele oft tiefer Sinn liegt, und wenn
von James Watt erzählt wird, dass er ein träumerischer Knabe war und stundenlang beobachten konnte, wie der
Dampf des siedenden Wassers
den Deckel des Teekessels
klappernd hob, so dürfen
wir auch in dem Tun und
Treiben unserer Kinder oft
ähnliche Züge des Erfindergeistes erblicken,
wenn auch natürlich
nicht aus jedem nachdenklich spielenden
Knaben ein James Watt
werden wird. Auch ein
Zuviel an Spielzeug ist vom
Tierpflege. Uebel, es zerstreut das Kind und