Erziehung im XX. Jahrhundert/002
GenWiki - Digitale Bibliothek | |
---|---|
Erziehung im XX. Jahrhundert | |
<<<Vorherige Seite [001] |
Nächste Seite>>> [003] |
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien | |
Texterfassung: unkorrigiert | |
Dieser Text wurde noch nicht korrekturgelesen und kann somit Fehler enthalten.
|
Aus diesem Grunde muss die Erziehung im XX. Jahrhundert eine andere sein,
als es die irgend einer vorausgegangenen Zeit war. Jede Zeit hat ihre besonderen
Kulturaufgaben und ihre eigenen sittlichen Ideen, die mit ihrer Weltanschauung
zusammenhängen. Dies hat Schleiermacher klar ausgesprochen, indem er es als
die Aufgabe der Erziehung bezeichnete, »den Menschen zum Gesamtleben im
Staate, in der Kirche und im allgemeinen, freien geselligen Verkehr zu befähigen«.
Dadurch wird das individuelle Glück, das wir für den einzelnen erstreben und
durch die Erziehung vorbereiten wollen, nicht beeinträchtigt. Jeder Mensch muss
sein persönliches Glück mit dem der Gesamtheit in Einklang zu bringen suchen,
und jeder sittliche Mensch wird auch um so glücklicher sein, je glücklicher er
seine Mitmenschen sieht. Die Erziehung hat ihrerseits dafür zu sorgen, dass
möglichst aus jedem Menschen ein glücklicher, d. h. ein brauchbarer und tüchtiger
Mensch werde, eine Persönlichkeit, die sich willig in die Gesellschaft eingliedert
und an ihren Kulturaufgaben nach Kräften mitarbeitet.
Ob die Erziehung dieses Ziel erreichen oder auch nur einigermassen ihm nahe kommen kann, ist nur zum Teil von ihrer eigenen Wirksamkeit abhängig; die äusseren Verhältnisse, unter denen sie arbeitet und auf die sie in der Regel wenig Einfluss hat, sind dabei oft mächtiger als der Wille des Erziehers. Vor allem aber hängt der Erfolg der Erziehung von der Persönlichkeit ab, die erzogen werden soll, also vom Zögling.