Berlin-Wartenberg/Kirche
Zugehörigkeiten
Wartenberg gehörte in katholischer Zeit zur Probstei Berlin und mit dieser zum Bistum Brandenburg.[1] Alle Dörfer hatten an den Bischof von Brandenburg von jeder Hufe jährlich 2 Groschen abzuführen, ausgenommen waren die Kirchen- und Pfarrhufen. In erhaltenen Aufzeichnungen der Jahre 1526 bis 1529 finden sich auch einige Angaben zu Wartenberg: Zur Feldmark gehörten 52 Hufen, jährlich waren 24 Groschen an den Bischof zu entrichten.[2] Wartenberg betreute 1527 und 1528 die Filialkirche Falkenberg und 1529 die Filialkirche Marzahn.[3] Bei Einführung der Reformation 1539/40 war Falkenberg wieder eine Tochterkirche von Wartenberg.[4] 1809 wurden Wartenberg und Falkenberg Filialen von Malchow[5], das 1941 ein Teil des Kirchenkreises Berlin-Land I war.[6]
Pfarrer
Pfarrer von Wartenberg und Falkenberg:[7]
- um 1540: Simon Schlaberndorf.
- um 1574: Georg NN.
- um 1600: Bartholomæus Schultze.
- ...
- 1651 - 1664: Christian Schröder.
- 1665 - 1708: Johannes Querner; er heiratete die Witwe seines Vorgängers und begann mit der Führung von Kirchenbüchern.
- 1708 - 1748: Friedrich Querner, Sohn des Vorigen.
- 1749 - 1761: Johann Friedrich Lindenberg.
- 1762 - 1808: Johann Friedrich Haker.
Pfarrer von Malchow, Wartenberg und Falkenberg:[8]
- 1809 - 1830: Johann Christian Plötz, seit 1791 Pfarrer von Malchow.
- 1831 - 1866: Hermann Lange, heiratete die Tochter seines Vorgängers.
- 1866 - 1885: Albert Hosemann.
- 1886 - 1921: Otto Habedank.
- 1922 - 1937: Dr. Leopold Clausnitzer.
- ab 1938: Anton Pöschl.
Der Kirchenbau
Die spätromanische Dorfkirche von Wartenberg stammte aus der Zeit um 1250 und gehörte damit zu den ältesten Sakralbauten auf dem Barnim. Im 16. Jahrhundert gelangte sie durch Stiftungen der beiden Patronatsfamilien zu einer umfangreichen Ausstattung. Das Gotteshaus wurde am 21. April 1945 von Wehrmachtsangehörigen gesprengt.
Äußeres
Die Kirche stellte (von West nach Ost) mit dem Schiff, dem eingezogenen Chor und der halbruden Apsis eine klare Dreigliederung dar. Das überaus gedrungene Langdhaus erinnerte an die Kirchen von Hönow (darin dendrologische Funde von ca. 1255) und Mahlsdorf. Südlich war dem Chor eine spätmittelalterliche Eingangshalle vorgebaut. Das Baumaterial bestand aus regelmäßigen Feldsteinen, nur der Anbau war aus unregelmäßigen Steinen errichtet und verputzt, das Turmoberteil stammte aus dem Barock (ab 1600). Alte Öffnungen waren ein rundbogiges Apsisfenster und ein spitzbogiger Westeingang, beide später zugemauert.
Maße:
Turm: 5,5 m lang und breit
Schiff und Turm: 9,9 m breit
Schiff: 8,9 m lang
Chor: 5,5 m lang und 6,9 m breit
Apsis: 2,8 m lang und 5,1 m breit
Innenraum
Die Kirche hatte einen rundbogigen Triumphbogen. Schiff und Chor besaßen ein aufwändiges flaches Netzgewölbe vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Das engmaschige Netz mit seinen dünnen Rippen endete und stützte sich auf winzige Konsolen. Die hier rotfarbigen Halbfiguren bärtiger Männer und einer Anna Selbdritt waren später z. T. beschädigt und durch mehrere, dick aufeinander liegende, ziegelrote Farbaufträge verschwommen.
Ausstattung
Bei der nach der Reformation vermutlich 1540 durchgeführten Kirchenvisitation wird als Schmuck ein Kelch, eine Monstranz und ein Pax[9] angegeben.[10] Die Monstranz, die 8 Mark 12 Lot wog, mußte daraufhin der kurfürstlichen Silberkammer "überantwortet" werden.[11]
In der Zeit zwischen 1450 und 1500 wurde ein gotischer Altar aus Lindenholz, bestehend aus einem einfachen Kastenschrein mit geschnitzten Figuren, geschaffen. Den Mittelschrein füllt als einzige Schnitzfigur die Madonna mit dem Kind. Links und rechts der Madonna waren früher zwei Figuren in bräunlicher Farbe auf die Wand gemalt, vermutlich der Stifter und ein Heiliger. Der linke Flügel des Altars zeigt seit der Restaurierung 1999 die weiblichen Heiligen Barbara, Dorothea, Katharina und Margaretha und der rechte Flügel die Apostel Petrus, Paulus, Thomas und ein nicht zu identifizierender Heiliger, alle aus einem später verlorengegangenen Altar des 16. Jahrhunderts. Auf den Außenseiten des Altars sind Malereireste aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu kernnen, welche die Passionsgeschichte zeigen. Bis zur Abgabe des Altars an das Märkische Museum 1884 stand in der Predella die Figurengruppe der Verlobung Christi mit der heiligen Katharina, seitlich davon waren die Wappen der beiden Kirchenpatrone, Christoph von Beerfelde und Anna von Pfuel sowie Joachim von Röbel und Catharina von Krummensee, und die Jahreszahl 1605 zu erkennen - ein Hinweis auf die Neugestaltung des Altares im Jahre 1605. Der Marienaltar sowie zwei dazugehörige weibliche Heiligenfiguren aus der Zeit Bischof Bodeckers (1421 - 1459), wahrscheinlich von ca. 1430, gelangten 1924 vom Märkische Museum in die Hohenschönhauser Taborkirche und können heute dort betrachtet werden (mittwochs von 16:00 - 18:30).
Die Kanzel wurde ebenfalls um 1605 gestiftet - darauf deuteten die Wappen der Familien von Beerfelde, von Pfuel, von Röbel und von Krummensee hin.
Aus der Gotik waren noch zwei Altarleuchter aus Bronze, ein Räuchergefäß aus Messing und ein hölzerner Wandschrank vorhanden.
Eine der beiden Patronatsfamilien stiftete am Ende des 18. Jahrhunderts eine silberne Oblatendose. Die glatte Form der Dose wurde durch reiche Ziselierung belebt. Diese zeigte auf einem Berg einen Widder, aus dessen Brust das Blut in breitem Strom in den Kelch floß. Umgeben wurde die sinnbildliche Darstellung von reichem Rankenwerk.
Im 19. Jahrhundert wurde in die Kirche eine Orgelempore eingebaut, allerdings ohne Rücksicht auf die Proportionen des beengten Raumes und die vorhandenen Konsolen.
Von allen Ausstattungsgegenständen konnten nach der Sprengung 1945 nur Konsolsteine (Apostel bzw. Evangelistenfiguren) aus dem 15. Jahrhundert gerettet werden. Sie befinden sich heute im Foyer der 1999 neu errichteten Wartenberger Kirche an der Falkenberger Chaussee.[12]
Grabstätten
Früher war die Dorfkirche zugleich Begräbnisstätte der Patronatsherrschaften. Im Innenraum befand sich noch bis zur Zerstörung 1945 ein Epitaph der Marie Charlotte von Hertzberg. Die übrigen Bewohner werden bis heute auf dem Kirchhof begraben. Von den alten, bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts anzutreffenden mannshohen, gußeisernen Grabkreuzen ist keines erhalten geblieben. Das älteste Grab datiert heute aus dem Jahre 1907.
Literatur
- Türck, Walter C.: Die Dorfkirchen von Berlin. Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Berlin 1950.
- Friske, Matthias: Die mittelalterlichen Kirchen auf dem Barnim [Auszug]. Geschichte - Architektur - Ausstattung. Lukas Verlag, Berlin 2001.
Quellen
- Codex diplomaticus brandenburgensis (CDB). Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellen für die Mark Brandenburg. Herausgegeben von Adolph Friedrich Riedel. 4 Hauptteile (A-D) mit 35 Bänden, Supplementband, 5 Registerbände. Berlin 1838 - 1869.
- Fischer, Otto: Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg, 2 Bände. Berlin 1941. Digitalisierte Ausgabe, herausgegeben von Uwe Czubatynski. Brandenburg 2008. 1 DVD.
- Regesten der Urkunden und Aufzeichnungen im Domstiftsarchiv Brandenburg. Teil 2: 1488 - 1519/1545. Bearbeitet von Wolfgang Schößler. Berlin 2009 (Veröffentlichung des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Band 54).
Fußnoten
- ↑ CDB, A 8, S. 420
- ↑ Schößler, Wolfgang, ... Aufzeichnungen im Domstiftsarchiv Brandenburg, B48[8]
- ↑ Schößler, Wolfgang, ... Aufzeichnungen im Domstiftsarchiv Brandenburg, B48[27]
- ↑ CDB, A 11, S. 477
- ↑ Pfarrerbuch, Band 1, S. 35
- ↑ Pfarrerbuch, Band 1, S. 34
- ↑ Pfarrerbuch, Band 1, S. 35
- ↑ Pfarrerbuch, Band 1, S. 34
- ↑ Pax (lateinisch) bzw. ☧ = "Friede" gilt als Christussymbol.
- ↑ CDB, A 11, S. 477
- ↑ CDB, C 3, S. 501
- ↑ Homepage der Wartenberger Kirche
- ↑ Laut Kirchenbuch wurde er am 30. September 1826, morgens um 3 Uhr, geboren.
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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Wartenberg | |
1 | Rittergut 1. Anteil | 2 | 3 | 4 | 5 | vereinigtes Rittergut | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | Kirche | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | Rittergut 2. Anteil | 20 | Schule | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 | 30 | 31 | 32 | 33 | 34 | Chausseehaus |