Die Probstei in Wort und Bild/125
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worden. Im Gesamt-Armenverbande Schönberg ist außerdem ein Verbandsvorstand gebildet, welcher die laufende Verwaltung der Armenpflege in Händen hat und aus dem Verbandsvorsteher und zwei anderen Mitgliedern besteht, deren erstes von dem Verbandsausschusse aus seiner Mitte gewählt werden muß, deren zweites dagegen auch aus den Einwohnern des zum Gesamt-Armenverbande gehörigen Bezirkes genommen werden kann. Dieser Verbandsvorstand, ferner zwei von dem Schönberger Verbandsausschusse gewählte Abgeordnete und drei Mitglieder des Verbandsausschusses für den Gesamt-Armenverband Probsteierhagen bilden dann die Armenhaus-Direktion, welche die Armen- und Arbeitsanstalt in Schönberg zu verwalten hat. Die Armenlasten sind in den letzten Jahren stetig gesunken, obwohl für die Bedürftigen in humanster Weise gesorgt wird. Allerdings tragen zu diesem günstigen Ergebnisse auch schon das Gesetz betr. die Unfallversicherung der Arbeiter vom 6. Juli 1884 und das Gesetz betr. die Invaliditäts- und Altersversicherung vom 22. Juni 1889 bei, durch welche viele bedürftig gewordene Familien und Einzelpersonen vor der drückenden Not bewahrt werden. Verbandsvorsteher in Schönberg ist gegenwärtig Makler H. Sinjen, für Probsteierhagen Gemeindevorsteher J. Göttsch in Prasdorf, für Bendfeld-Ratjendorf C. H. Stoltenberg d. Ä. in Bendfeld.
In Veranlassung des Gesetzes vom 9. März 1884 über die Beurkundung des Personenstandes wurden in der Probstei zwei Standesämter errichtet, eines in Schönberg für das Kirchspiel Schönberg und eines in Lutterbek für den zum Kirchspiele Probsteierhagen gehörigen Teil der Probstei. Standesbeamter ist in Schönberg Gemeindevorsteher W. Wiese, in Lutterbek Hufner P. Vöge. Die anfänglich vorgekommene Versäumnis der kirchlichen Pflichten bezüglich der Taufe und Trauung findet schon seit längerer Zeit kaum noch statt.
Die größte Sturmflut, schreibt Pastor Bartels, mag die vom 13. November 1872 gewesen sein. Am 12. wehte ein heftiger Nordost, nachdem wir eine längere Zeit hindurch den entgegengesetzten Wind gehabt hatten. Ich war abends um 7 Uhr nach dem Strande, um den Anblick des wild empörten Meeres zu haben. Das Meer wütete fast bis an den Kamm des Strandes. Die Strandbewohner waren ganz arglos und ahnten nicht, was bevorstand. Gegen die Nacht stieg das Wasser und brach bald am Schmoeler Strande durch. Dadurch ward die Niederung vor dem Strandwalle überschwemmt. Einige Strandbewohner, die Schlimmes fürchten, flüchten und nehmen ihr Vieh mit, können aber nur noch mit Lebensgefahr durch das Binnenwasser festen Grund gewinnen. Gegen Morgen stürzen die Häuser von Peter und Hinrich Ehlers am Schönberger Strande und von Steffen und Meier bei der Kuhbrücke am Holmer Strande und ein Speicher am Schönberger Strande ein. Die anderen Häuser werden demoliert und zum Teil eingerissen. In die massiv gebaute noch neue Scheune von Peter Steffen flüchteten sich die Zurückgebliebenen. Die wilde See schlägt mit furchtbarer Gewalt gegen die Mauer und dringt in den unteren Raum; Pferde, Kühe und Schweine sind auf der Diele und stehen zum Teil im Wasser. Am Mittag glaubten die Zurückgebliebenen sich dort nicht mehr sicher und suchen in die Böte zu kommen. Es gelingt ihnen, und sie werden sämtlich gerettet. In dem einsam belegenen Fischerhause, Brasilien genannt, sehen die Bewohner Friedrich Ehlers mit Frau, Sohn und Tochter, letztere noch nicht erwachsen, sich von Gefahren umringt. Die Mauern stürzen ein, und kein Boot ist zur Hand. Sie bauen, bis unter die Arme im Wasser stehend, ein Floß von Leitern, Thüren und Balken und vertrauen sich auf demselben dem wilden, alles überflutenden Meer an. In rasender Eile schießt das Floß mit den vom Sturm gepeischten Fluten dahin. Es ist noch nicht Tag geworden. Schnee und Regen machen mit der Finsternis die Situation noch grausiger. Die Berechnung der Bedrängten, daß der Sturm das Floß nach dem Holm treiben werde, wird dadurch vereitelt, daß derselbe gleichzeitig weiter nach Osten herum geht. So treibt das Floß an dem