Die Probstei in Wort und Bild/088
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und dem Fremden durchaus unerklärbaren Erscheinungen veranlaßte, aber häufig sehr unglücklich für den Zusammenhang der ganzen Wirtschaft berechnet war, ein richtiges Urteil über den Gang ihrer Landwirtschaft so sehr, daß selbst der vieljährige Beobachter sich auf vielfache Weise täuschen kann. Ich gestehe es daher gerne, daß es mir nicht möglich sei, eine so genaue Beschreibung der Probsteier Landwirtschaft zu liefern, daß nicht einzelne Wirte noch Ausnahmen machen sollten; allein welche Grunsätze im allgemeinen befolgt werden, welcher Gang der Wirtschaft hier Regel sei, durch welche Eigentümlichkeiten sich der Ackerbau der Probsteier auszeichne, das hoffe ich befriedigend darstellen zu können, und darauf muß ich mich beschränken.
Beschaffenheit des Bodens der Probstei.
Man erwartet hier keine pyhsisch-chemische Erklärung der Bestandteile, der Beschaffenheit des Bodens. Der Prediger, dem sein ehrwürdiges Amt immer die Hauptsache bleibt, kann wohl Dilettant in der Oekonomie, aber nie Agronom ex professo werden. Er kann sich wohl zu einer historischen Kenntnis der Fortschritte seiner Zeit in der wissenschaftlichen Behandlung der Oekonomie erheben, aber nie die Wissenschaft selbst ganz erforschen; er kann zu seiner Erholung, zu seinem Vergnügen Beobachtungen und Versuche anstellen, allein er hat weder Zeit, noch Mittel, noch Gelegenheit, Experimente von dem Umfange zu machen, wie die pyhsisch-chemische Analyse der Bestandteile der Erden sie fordert. Ich muß hier jeder zu hohen Erwartung zuvorkommen, deren Begünstigung mich entweder einer eitlen Anmaßung oder einer strafbaren Vernachlässigung des Hauptzwecks meiner Wirksamkeit zeihen würde. Ich kann, ich will nur die Merkmale zur Unterscheidung und Beurteilung des hiesigen Bodens angeben und beschreiben, welche Beobachtung und Erfahrung mich kennen lehrten, und gelehrte Beurteiler werden bei einer billigen Rücksicht auf den Umfang der Pflichten meines mir so teuren Amtes dies wenigstens entschuldigen können.
Der Boden der Probstei ist nach meiner Ueberzeugung im Durchschnitt nicht besser, als in mehreren Gegenden Holsteins, vielmehr halte ich den Boden einzelner Güter, z.B. im Lande Oldenburg, für schwerer und vorzüglicher. Nach der gewöhnlichen Einteilung des Bodens, nach dem Grade seiner Fruchtbarkeit und den mehr oder minder edlen Früchten, die er zu tragen vermag, ist er jetzt nach der Mergelung überall Weizenboden. Allein er war es nicht immer. Es sind noch keine vierzig Jahre verflossen, da die Bewohner des Schönberger Kirchspiels, welches den schwersten Boden hat, die des Hagener Kirchspiels wegen des leichteren Bodens spottweise Buchweizenbauern zu nennen pflegten. Jetzt ist dieser Unterschied durchaus verschwunden, ja in den letzten Jahren hat der leichtere Boden, auf den die Mergelung durchaus wohlthätig einwirkte, sich oft vor dem schwereren, dem sie zuweilen sogar nachteilig ward, vorteilhaft ausgezeichnet.
In Rücksicht auf seine Erdmischung ist der Boden der Probstei nicht der reiche Kleiboden der Marschen, welcher vormals mit dem abgesetzten Schlamm des Wassers bedeckt war, nicht strenger Lehmboden, sondern Thonboden mit geringerer oder stärkerer Beimischung von Sand, und, wie seine schwarzbräunliche Farbe, wenn er frisch gepflügt ist, hinlänglich beweist, mit einem reichen Gehalt von humus, den man sonst Dammerde nannte. Die kleine Felddistel, welche einen kräftigen Thonboden verrät, wächst auf allen Feldern der Probstei üppig, so wie man an fast allen Gräben der Einhägungen durch lebendige Hecken die wilde Brombeere und hin und wieder auch den kleinen gelben Hopfenklee findet. Auf einigen Feldern ist die Beimischung von Sand unbedeutend und der Thon vorherrschend. Der Thon erhärtet sich bei trocknem Wetter, erhält im heißen Sommer, ja auch zuweilen bei starkem Frost, Risse und Spalten; die Bearbeitung ist schwer, er kann nur durch den Pflug in große Schollen zerbrochen, und muß mit Keulen zerschlagen werden, da die Egge ihn nicht zwingen kann. So hatten wir am Ende des Sommers 1810 hier