Die Probstei in Wort und Bild/072
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Besitzerin des untergegangenen Guts auf der Heide nennt man eine Frau v. Verwellen. Ich habe sie in den Verzeichnissen der adeligen Familien bei Dankwerth, Moller und Christiani vergebens gesucht; doch vielleicht ist ihr eigentlicher Familienname verloren gegangen, und die Tradition hat nur den Namen behalten, mit dem sie nach ihrer Besitzung genannt wurde. Von dieser Frau von Verwellen hat sich hier durchaus allgemein eine Erzählung erhalten, welche mit einer uralten griechischen Sage vom Ringe des Polkrates von Samos, deren Andenken Schiller in seinem Gedichte erneuert hat, ungemein viel Aehnlichkeit hat. Die Tradition schildert sie im Besitz unermeßlicher Reichtümer und dabei äußerst übermütig. So soll sie bei einer Spazierfahrt auf der See einen prächtigen Ring von sehr großem Wert weit ins Meer geworfen und dabei ihren Begleitern erklärt haben: so unmöglich es für sie sei, diesen Ring je wieder zu erhalten, so unmöglich sei es auch, daß sie verarme. Allein nach einiger Zeit soll ihre Köchin ihr zu ihrem nicht geringen Schrecken den Ring gebracht haben, den sie im Bauche eines großen Dorsches gefunden habe, und nicht lange nachher die große Flut erfolgt sein, welche ihr ganzes Gut mit sich fortriß, und sie in die äußerste Dürftigkeit stürzte.
Nach dem alten Kirchenbuche war 1691 wieder eine große Ueberschwemmung. Das Wasser stand noch eine Elle höher, wie 1625.
Von 1693 den 10. Januar ist auf Fernwisch eine Flut verzeichnet, die so bedeutend war, daß fast alle Kühe, Pferde, Schwäne und Schafe ertranken. Das Wasser stieg bis an den Balken im Hause. Die Frau vom Hause rettete sich mit ihrem Säugling auf der Malzdarre.
Ueberhaupt leidet das Land am Gestade der Ostsee sehr durch den Andrang des hohen Wassers bei Nordostwind. Das hohe Uferland des Dorfes Stein verliert seit einigen Jahren ansehnlich, es wird vom andringenden Wasser unterminiert, und so stürzen ganze Stücken Landes herab. Auch in das Dorf selbst drang in frühern Zeiten das Wasser, so daß die Anlegung einer Schleuse nötig befunden ward, welche aber jetzt durchaus verfallen ist. Ebenso verlieren jährlich die Salzenwiesen bei Wendtorf und das Weideland ansehnlich und der ganze Strich Salzenwiese am Gestade der Ostsee ist häufig Ueberschwemmungen unterworfen, welche besonders, wenn sie in der Zeit der Heuernte eintreten, der Probstei äußerst nachteilig sind. Am meisten leidet das Dorf Wisch, besonders einzelne Hufen, von deren Ländereien ein großer Teil Flutland ist. Bei der näheren Beschreibung der einzelnen Dörfer werde ich mich hierüber ausführlicher erklären, sowie auch über ein Eindeichungsprojekt, dessen Ausführung sehr wünschenswert wäre. Zuweilen entsteht durch die Flut beträchtlicher Schaden. Vor 16 Jahren, grade in der besten Heuernte, entstand mitten in der Nacht eine so starke Flut, daß alles Heu weggetrieben ward, und sehr viel Kühe und Schafe ertranken. Noch vor 2 Jahren ertranken sehr viele Schafe, und es vergeht fast kein Jahr, in dem nicht durch den starken Andrang des Wassers bei Nordostwind Schaden geschieht.
Grenzen, Flächeninhalt und Volksmenge der Probstei.
Grenzen.
Die Probstei wird von der Ostsee und den adeligen Gütern Schrevenborn Hagen Dobersdorf, Salzau, Neuhaus und Schmoel begrenzt.
Flächeninhalt.
Man behauptete lange das Areal der ganzen Probstei betrage nur eine Quadratmeile; dann wäre die immer ausgezeichnet große Volksmenge auf einer so kleinen Fläche beispiellos. Allein