Die Deutschen Personennamen/117

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Die Deutschen Personennamen
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kleiner Junge heißt ein Hosen- oder Hemdenmatz (Matthias). In Schlesien sagt man zu einem eigensinnigen Kind: Du Nickel! Ein ungeschliffener Mensch heißt ein Rüpel (Ruprecht). Ein Märmichel ist in Schlesien einer, der mit dem Reden nicht fertig wird, vom mundartlichen „mären“ langweilig erzählen, mittelhochdeutsch maeren verkünden, von dem das Substantiv Märchen stammt. Bei Reuter gehören hierher Dös- und Drähnbartel. Die kleinen Hausgeister heißen die Heinzelmännchen (Heinrich), und schließlich werden selbst Tiere mit diesen Allerweltsnamen bezeichnet. Der Hase heißt Lampe (Lamprecht S. 30); Stubenvögel heißen Matz und Hans, der Kater Hinz (Heinrich), die Katze Mieze (Mariechen); bei Charlotte Niese heißen die zahmen Dohlen Klaus: sie selbst besitzt nacheinander eine ganze Anzahl „Kläuse“.

An diese Vornamen geht nach Entstehung der Familiennamen ein großer Teil der inneren Bedeutung über, die früher der einzige Name gehabt hatte. Denn wenn auch der Familienname als derjenige, der den Familienkreis bezeichnet, eine gewisse Heiligkeit besitzt (S. 7f.), wenn er es auch ist, den man rein und unbefleckt zu erhalten sich bemüht, er bleibt doch immer etwas Äußerliches, man kann ihn nicht frei wählen, man muß ihn behalten, auch wenn man ihn lächerlich oder häßlich findet. Den Vornamen aber suchen die Eltern für das Kind aus, sie bemühen sich, möglichst viel Schönes und Gutes hineinzulegen, er wird im Schoß der Familie gebraucht, und so hat er einen heimlicheren und traulicheren Klang. So wird er in ausgedehnterem Grade bei Frauen als bei Männern gebraucht, weil das Leben der Frauen mehr im Hause verläuft, so führen die Mönche und Nonnen, die evangelischen Diakonen und Diakonissen den Vornamen, da sie eine große Familiengemeinschaft darstellen. Die innigere Beziehung, in der der Mensch zu seinem Vornamen steht, hebt Auerbach in der Frau Professorin hervor: Lorle verspottet Reinhards Vornamen Waldemar, er klingt dem Bauernmädchen wie „Poltern“. Reinhard ist verdrießlich darüber, und der Dichter bemerkt: „Es ist eine Kleinigkeit, aber doch hat jeder eine gewisse Vorliebe für seinen Vornamen, als wäre er nichts Verliehenes, sondern ein Stück des eigentlichen Wesens; man verträgt nicht leicht, daß man ihn unschön findet. Ist's ja auch dieser Klang, der uns vor allem mit den Menschen verbindet, uns ihnen kenntlich macht, liegen dann ja auch die süßesten Zauber der Kindererinnerung.“