Die Deutschen Personennamen/102
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Das Wirrsal darf aber nicht so bleiben. Die Namen müssen für das Pfarrbuch vorbereitet werden. Zn den Taufnamen müssen Zunamen erfunden werden. Das wird nicht schwer gehen, wenn man der Sache am Kern bleibt. Man benenne die Leute nach ihren Eigenschaften oder Beschäftigungen oder Stellungen; das läßt sich leicht merken und für die Zukunft beibehalten. Ich nenne den Holzarbeiter Paul, der die Annamirl geheiratet, nicht mehr den Hiesel-Franzel-Paul, sondern kurzweg den Paul Holzer, weil er die Holzstrünke auf den Riesen zu den Kohlstätten befördert und die Leute diese Arbeit ‚holzen’ heißen. Der Schwammschlager Sepp, der seines Vaters Namen vergessen, soll auch nicht mehr anders heißen als der Schwammschlager, und er und seine Nachkommen mögen angehen, was sie wollen, sie bleiben die Schwammschlager. Eine Hütte in den Lautergräben nenne ich die Brunnhütte, weil vor derselben eine große Quelle fließt. Wozu den Besitzer Hiesel-Michel-Hiesel-Hannes heißen? Er ist der Brunnhütter und sein Weib ist die Brunnhütter, und wenn sein Sohn einmal in die Welt hinausfährt, Soldat wird oder Fuhrmann oder was immer, er bleibt der Brnnnhütter allerwegen. So haben wir nun auch einen Sturmhanns; der hat oben auf der stürmischen Wolfsgrubenhöhe sein Haus.
Einen alten, sehr dickhalsigen Zwerg, den Kohlenführer Sepp, heißen sie seit lange schon den Kropfjodel. Da habe ich letztlich das Männlein gefragt, ob es zufrieden sei, wenn ich es unter dem Namen Joseph Kropfjodel in meinen Bogen einschreibe. Er ist gerne dazu bereit (vgl. oben S. 63). Drüben im Karwasserschlag stehen drei buschige Tannen, die der Holzschläger-Meisterknecht, der Josef-Hansel-Anton, zu Schutz für Mensch und Tier hat stehen lassen. Zu Lohn heißt der Mann Anton Schirmtanner für ewige Zeiten.
Die neuen Namen finden Gefallen, und jeder, der einen solchen trägt, hebt seinen Kopf höher und ist zuversichtlicher, selbstbewußter, als er sonst gewesen. Nun weiß er, wer er ist. Jetzund kommt es darauf an, dem neuen Namen einen guten Klang zu erwerben und ihm Ehre zu geben“ (S. 142).
Später macht der Schulmeister noch einige Nachträge. So heißt es S. 146: „Die Ruß-Annamirl, die jetzund mit den Ihren in das Holzmeisterhaus der Lautergräben gezogen ist, heißt nach der neuen Ordnung Anna Maria Ruß“ und S. 176: „Den Altartisch für die neue Kirche hat ein Vorhacker vom Karwasserschlag ohne Entgelt gezimmert. Um zu zeigen, daß es eine Ehre ist für den Wald, wenn so ein armer Mann ein gemeinnütziges Werk vollbringt, so nennen wir den Vorhacker, weil er auch einer ist, der seinen Namen nicht weiß, den Franz Ehrenwald.“ An andern Stellen des „Waldschulmeisters“ finden wir Namen, die wir uns offenbar ähnlich entstanden denken sollen: Markus Jäger, der Grassteiger, Lazarus Schwarzhütter.