Die Deutschen Personennamen/098

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Die Deutschen Personennamen
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viele nur für den einzelnen passen, bezeichnen die Namen doch ziemlich bald nach ihrem Auftreten den Familienzusammenhang und werden erblich (S. 5f.). Selbst bei den Übernamen (S. 63f.) ist nach Socin im 12. und 13. Jahrhundert die Erblichkeit Regel, obgleich gerade diese Namen etwas ganz Persönliches ausdrücken. Aber ganz mit einem Schlage werden die Namen doch nicht Familiennamen, und in gewisser Hinsicht können wir ihr Festwerden noch verfolgen.

In alter Zeit heißt der Sohn noch öfters anders als der Vater, oder Brüder führen verschiedene Namen, besonders beim Adel, der sich nach seinen Burgen nennt. So ist im Jahre 1174 Konrad von Hagen der Vater Kunos von Minzenberg. Die Edeln von Wiesendangen erhalten das gräflich Kiburgsche Hofmeisteramt in Frauenfeld. Seitdem nennt sich dieser Zweig Hofmeister von Frauenfeld (Tobler 13). Der Ritter Rudolf von Rorschach ist der Bruder Eglofs von Rosenberg und ähnliches (vgl. Reichert 152).

Auch bei Bürgern und Bauern ist der Name fließend und wandelbar. Lukas Cranach heißt so nach seinem Geburtsort im Hochstift Bamberg, er wird aber auch Lukas Maler genannt. Ich erinnere ferner an die Namensänderungen von Eck, Karlstadt, Trotzendorf (S. 41) und an die Übersetzungen und Umwandlungen ins Lateinische. Denn diese haben zur Voraussetzung, daß der Name nicht fest und unverrückbar ist. In Görlitz übernimmt 1305 ein Petzold von der Aue einen Hof, der „im Winkel“ heißt. Seitdem heißt er auch Petzold im Winkel. Ein Nachkomme übernimmt die Teichmühle und heißt danach der Teichmüller. Ein Gegner Luthers heißt Konrad Wimpina oder Wimpinensis oder von Wimpffen, weil er in dieser Stadt ein Kanonikat inne hat, von Buchen (Buchheim) ex fagis, weil er in Buchheim geboren ist, endlich Konrad Kochs (Kochs Sohn), denn sein eigentlicher Familienname war Koch. In Schillers Tell trägt der Vater Arnolds von Melchtal nicht denselben Namen. Stauffacher sagt von ihm: „Im Melchtal... wohnt ein gerechter Mann, Sie nennen ihn den Heinrich von der Halden.“

Noch heute dauert diese Veränderlichkeit fort bei gewissen Adelsfamilien, bei denen nur der älteste des Hauses einen bestimmten Rang und Namen hat So ist der Fürst von Pleß nur der älteste der Familie, seine Brüder und Söhne sind Grafen Hochberg.