Die Deutschen Personennamen/023

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Die Deutschen Personennamen
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fast ganz auf und behält nur noch einige wohlklingende Laute übrig, so spricht man von Lallformen: Mimi, Lola, Lulu.

Nicht ausschließlich Liebe ist es, wenn in Reuters Stromtid „Häuning“, Pomuchelskopps wackere Gattin, den Namen ihres Mannes in verschiedener Weise abkürzt (Kap. 5):

„Sei slog em nich — Gott bewohre! — Allens mit Würden. Dörch de blote Anred' wüßt sei em in ehre eigene Stimmung tau versetten: bedrog hei sick lichtsinnig, denn red't sei em hart un kort mit de letzte Sülw' von sinen Namen an un näumte em barsch blot: 'Kopp!', för gewöhnlich näumte sei em mit de middelsten Sülwen: 'Muchel', un wenn hei so recht nah ehren Sinn was un verdreitlich in de Sophaeck satt un nah de Fleigen slog, denn näumte sei em mit de irste Sülw' un mit en leiwlichen Ton: 'Pöking'. — Hut säd sei nich 'Pöking' tau em. 'Kopp!' säd sei.“

Diese Koseformen werden vielfach bald statt der ursprünglichen Namen gebraucht, ohne daß man noch daran denkt, daß sie eine Verkleinerung oder gar einen freundlichen Sinn ausdrücken sollen. In vielen Gegenden verwendet man sie auch heute völlig statt des ursprünglichen Namens, so in der Schweiz die Namen auf i. Bei Jeremias Gotthelf heißt Uli der Knecht (Ulrich) so bei allen, gleichviel ob sie ihm wohl oder übel gesinnt sind, ein Mädchen, das besonders viel geschmäht wird, das Vreneli, ein alter Bauer, den kein Mensch leiden kann, der Joggeli, ein nachlässiges Mädchen ein Schlärpli. Socin sagt 49, daß im 12. und 13. Jahrhundert die Namen auf i namentlich für Bauern und geringe Bürger „gut sind“. Ebenso werden in Schlesien Mariechen und Liesel regelmäßig statt der Vollnamen gebraucht.

Der Verkleinerung dienen die Endungen o (e), schweizerisch i (englich y), Silben mit l, z (oberdeutsch), k (niederdeutsch).

Mit der Endung o oder e wird aus Goda-fried (Gottfried) Godo, Gode, Goethe, aber ebenso aus anderen mit Gott zusammengesetzten Namen wie Gott-schalk, aus Hein-rich Heino, Heine, aus Hu(g)-bert Hugo, aus Ger-hard Gero, aus Bern-hard Bero, Benno, aus Sieg-fried Sicco, aus Od-fried Odo, Otto, aus Kuon-rat Kuno, aus Uodal-rich (Ulrich) Udo.

Auf diese Weise werden aus den ursprünglich zweiteiligen Namen solche, die nur noch einen Stamm enthalten. So sind viele Namen zu erklären, die auf den ersten Blick eine ganz andere Bedeutung zu haben scheinen. Aus Kuno wird Kuhn und Kühn. Das letztere ist also nicht das Eigenschaftswort, sondern eine Abkürzung für Konrad, in dessen erstem Teil freilich ursprünglich das Wort kühn